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THEMA_Zollner Preis

Wissenschaftspreis für die Mikrobiologin Heidelinde Fiegl

Die Krebsforscherin Heidelinde Fiegl wurde mit dem Wissenschaftspreis der Brigitta Zollner-Stiftung ausgezeichnet. Der für „herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Frauenheilkunde und der damit zusammenhängenden Onkologie unter besonderer Berücksichtigung genderspezifischer Aspekte“ vergebene Preis würdigt die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit zur bislang unerforschten Rolle von Methadon in der Therapie des Ovarialkarzinoms.

Die erste Preisträgerin des 2022 neu ausgeschriebenen und mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreises der Brigitta Zollner-Stiftung ist Heidelinde Fiegl, die Leiterin des Labors für Klinische Biochemie an der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Direktor Christian Marth). Die 47-jährige Mikrobiologin, die bereits seit vielen Jahren zu Tumormarkern für Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs forscht, nahm die erste Auszeichnung dieser Art von Vizerektorin Christine Bandtlow vor wenigen Tagen im Rahmen eines Festaktes entgegen. „Es freut mich, mit Heidelinde Fiegl als erste Trägerin der Brigitta-Zollner Stiftungspreises eine verdiente und ausgewiesene Expertin aus dem Bereich der gynäkologischen Biomarkerforschung ausgewählt zu haben“, so Bandtlow.

In der nun mit dem Zollner-Preis ausgezeichneten Forschungsarbeit ging Heidelinde Fiegl der Frage nach, ob Methadon – ein synthetisch hergestelltes Opioid, das in vielen Ländern als Substitutionstherapie im Einsatz ist und schmerzlindernde Wirkung hat – bei der Therapie von Eierstockkrebs chemosensibilisierende Eigenschaften besitzt. „Methadon wurde in Zellkulturexperimenten als Chemo-Sensibilisator bei Leukämie und Glioblastom über die Aktivierung von Opioidrezeptoren beschrieben. Deshalb entstand vor einigen Jahren ein regelrechter Hype um Methadon als Krebsmedikament, der damals auch Patientinnen an unserer Klinik erfasst hat“, erzählt Fiegl, die daraufhin gemeinsam mit dem stellvertretenden Klinikdirektor Alain Zeimet ein Projekt in die Wege leitete, das die Wirkung von Methadon auf den Erfolg der Chemotherapie des Ovarialkarzinoms überprüfen sollte.

Die explizit enge Zusammenarbeit und die kurzen Wege zwischen Klinik und Labor dürfen hier als Standortvorteil hervorgehoben werden. Das Projekt wurde schließlich auch von der Ingrid Shaker Nessmann Stiftung als förderungswürdig eingestuft bzw. mit deren Unterstützung durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wurde die Wirkung von Methadon, bzw. die Kombination mit Cisplatin an verschiedenen Ovarialkarzinom-Zelllinien untersucht, aber auch an Tumor-Sphäroiden, die von Ovarialkarzinom-Patientinnen stammen, quasi Tumor-Avatare der Patientinnen. „Wir haben für die Kultivierung der Sphäroide die Zusammenarbeit und die innovativen Ressourcen unserer KollegInnen von der Pädiatrie genutzt“, erzählt Fiegl. Gemeint sind Michael Außerlechner und Judith Hagenbuchner, die das 3D-Biodrucklabor leiten sowie deren selbst entwickelter und produzierter Bioreaktor. In diesem wurden aus dem Aszites (Tumorwasser) isolierte Tumorsphäroide bzw. Tumorstücke kultiviert, um die Wirkung von Methadon in Kombination mit der Chemotherapie über die Zeit hinweg zu untersuchen. „Die Kultivierung im Bioreaktor wurde genau auf unsere Fragestellungen angepasst, indem bsp.weise das Nährmedium mit dem Aszites der Patientinnen supplementiert wurde, sodass das Tumor-Avatar Modell der Realität sehr nahekommt. In der Zusammenschau der Ergebnisse an den Zelllinien bzw. den Tumorsphäroiden stellten wir fest, dass Methadon beim Ovarialkarzinom keine chemosensibilisierende Wirkung entfaltet, teilweise wurde sogar ein gegenteiliger Effekt erzielt. Aufgrund dieser Daten, kann bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms eine zusätzliche Einnahme von Methadon als Unterstützung der Chemotherapie nicht empfohlen werden.“, berichtet Fiegl, die sich 2008 in Experimenteller Gynäkologie habilitiert und 2010 die Leitung des Labors für Klinische Biochemie übernommen hatte, wo sie für die Routinediagnostik und die Durchführung aller präklinischen Projekte an der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe verantwortlich ist.

(22.05.2023, Text: D. Heidegger, Foto: MUI/D. Bullock)

Links:

Dubious effects of methadone as an “anticancer” drug on ovarian cancer cell-lines and patient-derived tumor-spheroids. H. Fiegl et al., Gynecologic Oncology Volume 165, Issue 1, April 2022

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