Infektionspreis 2021 für Stefanie Dichtl
Vor rund vier Jahren absolvierte Stefanie Dichtl ihren PhD im Labor von Günter Weiss an der Univ-Klinik für Innere Medizin II. Nun wurde der Pharmazeutin für ihre damalige Forschungsarbeit zur Rolle von Eisensidorophoren bei septischem Schock der Österreichischen Infektionspreis 2021 überreicht.
Eisensidorophore können Eisen binden und an eine andere Stelle im Körper transportieren. Für Bakterien, die Eisen benötigen, um zu wachsen und sich zu vermehren, sind sie ein Überlebensgarant. Sie können einer menschlichen Zelle theoretisch Eisen entnehmen und für ihr eigenes Wachstum nutzen. Es gibt bereits einige Publikationen, dass Eisensidorophore chemisch eine Catecholstruktur aufweisen. Und hier setzte die Pharmazeutin Stefanie Dichtl mit ihrer Arbeit im Rahmen des PhD-Programm HOROS im Labor von Günter Weiss (Direktor, Univ.-Klinik für Innere Medizin II) an. Dafür wurde sie von der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten mit dem Infektionspreis 2021 geehrt. Coronabedingt konnte sie den Preis, der von dem Pharmaunternehmen Sandoz zur Verfügung gestellt wird, allerdings erst vor wenigen Wochen entgegennehmen.
Dichtls Idee war es, herauszufinden, ob Catecholamine, die im Körper vorkommen, wie z.B. Dopamin, als solche Eisensidorophore agieren können. „Dopamin ist ein Botenstoff – Catecholamin -, der sehr viel im Gehirn vorkommt, aber auch von der Nebenniere produziert wird. Wir haben uns angeschaut, ob Dopamin als Eisensidorophor agieren kann und welchen Einfluss dies bei einer Infektion hat. Da Dopamin und Noradrenalin während eines septischen Schocks als Therapie verabreicht werden, haben wir ein Infektionsmodell verwendet, das einen septischen Schock bei Mäusen sehr gut nachahmen kann“, schildert die Forscherin. Konkret untersuchten Dichtl und ihre KollegInnen die Reaktion auf eine Salmonelle Typhimurium Infektion, die sich bei Mäusen ähnlich wie eine Typhusinfektion bei Menschen auswirke. Dabei konnten sie zeigen, dass es durch die Zugabe von Dopamin in vitro und in vivo neben einer Vermehrung des Bakterienwachstums auch zu einer Erhöhung des Eisengehalts im Bakterium kommt. „Das hat unsere Hypothese sehr gut bestätigt. Mittels Dopamingabe gelingt es zwar, den Kreislauf zu stabilisieren, in weiterer Folge kommt es jedoch zu einer Erhöhung des Bakterienwachstums, was eher kontraproduktiv ist. Wir stellten fest, dass unter anderem ein spezieller Transporter in der Salmonella für diesen Effekt verantwortlich ist“, schildert die Wissenschafterin.
Der Österreichische Infektionspreis ist ein Förderpreis für junge WissenschafterInnen. Er wird abwechselnd für Grundlagenforschung und für Klinische Studien vergeben. Dichtl wurde im Bereich der Grundlagenforschung ausgezeichnet. Seit Abschluss ihres PhD hat sie drei Jahre in München verbracht. Seit Dezember ist sie zurück an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie am Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (Direktorin: Cornelia Lass-Flörl) in der Arbeitsgruppe von Wilfried Posch hauptsächlich in die Covid-19-Forschung involviert ist.
(Innsbruck, 19. April 2022, Text: T. Mair, Foto: ÖGIT)
Forschungsarbeit:
DICHTL, Stefanie et. Al.: Dopamine Is a Siderophore-Like Iron Chelator That Promotes Salmonella enterica Serovar Typhimurium Virulence in Mice. In: mBio, 2019 Feb 5 doi: 10.1128/mBio.02624-18. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30723125/
Weitere Links:
Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie