Neuer Professor für Metabolomics und bioanalytische Massenspektrometrie
Die massenspektrometrische Abwasseranalyse hat Oberwasser gewonnen. Herbert Oberacher leitet mit seiner Forschungsgruppe dazu wichtige Projekte an der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Dezember 2021 wurde der Chemiker vom Institut für Gerichtliche Medizin (GMI) zum Professor berufen.
Welche Drogen werden in Innsbruck konsumiert und in welchen Mengen? Diese Fragen stellte sich Herbert Oberacher vor fünf Jahren. Inzwischen analysiert er mit seinem Team von der Core Facility Metabolomics am GMI jährlich die Abwässer von insgesamt rund einer Million Menschen auf Drogenrückstände. Informationen zu Suchtmitteln sind aber längst nicht das einzige was der Chemiker aus dem Schmutzwasser lesen kann.
In der Pandemie ist die Expertise seiner Forschungsgruppe im Bereich Abwasseranalytik auch im Rahmen des SARS-CoV-2 Abwassermonitorings gefragt. Ziel ist es, die Erbinformation von SARS-CoV-2 aus Kläranlagen-Proben nachzuweisen, um auf die Verbreitung des Virus zu schließen. „Die Pandemie hat gezeigt, dass das Abwasser eine extrem wichtige Quelle von Informationen über den Gesundheitszustand der Bevölkerung ist. Der Bedarf für Abwasserstudien steigt und die Akzeptanz von Behörden und Politik ist für die Abwasserepidemiologie nun gegeben“, sagt Oberacher. Inmitten dieser Hochphase seiner Disziplin wurde er Ende 2021 von Rektor Wolfgang Fleischhacker zum Professor für Metabolomics und bioanalytische Massenspektrometrie berufen.
Die Massenspektrometrie begleitet Oberacher, der in Innsbruck Chemie studiert hat, bereits seit seiner Dissertation. Das Aufgabengebiet seiner Forschungsgruppe reicht von forensisch-toxischen Analysen über klinische Studien bis hin zu Aufträgen von externen Partnern und Behörden, in denen es darum geht, körpereigene Substanzen (endogene Biomoleküle), Drogen, Medikamente und auch umweltrelevante Chemikalien aufzuspüren. „Wir bemühen uns, durch chemische Analysen jene Informationen zu liefern, mit denen die spannenden Fragestellungen unserer Partner beantwortete werden können. Mit der Massenspektrometrie haben wir ein entsprechend leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, um die Zusammensetzung von komplexen Proben zu entschlüsseln“, betont er. Und, es gehe gerade viel weiter mit zahlreichen guten Kooperationen. Oberacher betrachtet es als Privileg, als Tiroler zuhause Wissenschaft machen zu können.
In Zukunft möchte er die Weiterentwicklung der Core Facility darauf fokussieren, noch mehr verschiedene Moleküle in immer kleineren Probenanteilen, wie zum Beispiel Trockenblut, nachweisen zu können. Eines seiner Hauptinteressen liegt im Bereich der Umweltbelastung. „Die Vision ist, in fünf bis zehn Jahren die Möglichkeit zu haben, mittels chemischer Analysen von repräsentativen Proben schnell und umfassend auf den Gesundheitszustand und Lebensstil nicht nur einer einzelnen Person, sondern der ganzen Bevölkerung schließen zu können.“ Fehlentwicklungen könnten dadurch frühzeitig erkannt und ein Beitrag für die öffentliche Gesundheit geleistet werden. Sein Plan ist, dafür die Daten aus Kläranlagen und PatientInnenproben zusammenzuführen und mit relevanten medizinischen Registern zu verlinken.
Nicht nur im Labor, sondern auch in der Lehre ist Oberacher gut gebucht. Er unterrichtet in Wahlfächern der molekularen Medizin. Und selbst in der Freizeit widmet sich der verheiratete Vater von zwei Buben am liebsten Flüssigem, allerdings dem Edlen. Er ist stolzer Besitzer eines großen Obstgartens, dessen Ernte er zu Säften und Likören weiterverarbeitet. Neuerdings versucht er sich auch in der Bierbraukunst.
(Innsbruck, 8. April 2022, Text und Foto: T. Mair)
Weitere Links:
Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck
Drogenmonitoring 2021
Video zum Drogenmonitoring (Tirol TV-Beitrag)
SARS-Cov2-Abwasseranalyse
Video zur SARS-CoV2-Abwasseranalyse (Land Tirol)
Jungforscher-Portrait: Herbert Oberacher