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Geschlechterforscherin Tanja Vogler ist ausgezeichnet

Welche Rolle spielt Identität im Bildungs- und Aufklärungsmaterial für queere Menschen? Dieser Frage ging die Tanja Vogler von der Medizinischen Universität Innsbruck in ihrer Dissertation nach. Prompt gewann sie dafür den mit 12.000 Euro dotierten Gabriele-Possanner-Förderpreis 2021.

Die Psychologin und Erziehungswissenschafterin, die seit Jänner 2021 am Institut für Gendermedizin (Leiterin: Margarethe Hochleitner) der Medizinischen Universität tätig ist, analysierte für ihre Doktorarbeit das Aufklärungsmaterial – Broschüren, Flyer, etc. – von fünf Unterstützungs-, Beratungs- und Austauscheinrichtungen für queere Personen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zusätzlich führte sie Interviews mit Aktivist*innen, die an diesen Einrichtungen tätig sind. Die Ergebnisse veröffentlichte Vogler, die an der Universität Innsbruck studiert hat, in ihrer Dissertation mit dem Titel „Das politische Subjekt des queeren Aktivismus. Diskurs und Akteurskonstellationen queerer Politiken im deutschsprachigen Raum. Eine empirische Untersuchung.“

Voglers Ziel war es, aus einer diskursanalytischen und kritisch-psychologischen Perspektive zu beleuchten, wie Geschlechts- und sexuelle Identität in der Community verhandelt wird und, wie sich die einzelnen Personen in den Anrufungen des Materials wiederfinden. Ihr Fazit: Es ist unterschiedlich - Identitäten werden ambivalent verhandelt.  „Es sollte im Gesundheitsbereich versucht werden, über einfache geschlechtliche oder sexuelle Identität hinauszuschauen. Identitäten sollten auch in ihrer Überlappung gedacht werden. Nicht nur die sexuelle und Geschlechtsidentität sollte eine Rolle spielen, sondern z.B. auch der sozioökonomische Status oder Migrationserfahrung müssen in den Blick genommen werden“, sagt Vogler. Die Jungforscherin konnte aber auch zeigen, dass es Situationen gibt, in denen die Beschäftigung mit einfachen und eindeutigen Geschlechtsidentitäten mehr Raum einnimmt. Dies sei vor allem der Fall, wenn es um das Coming-Out geht, welches in den queeren Aufklärungs- und Bildungsmaterialien zunehmend im Namen des individuellen Wohlbefindens – und weniger als politische Strategie – verhandelt werde.

Die Gabriele-Possanner-Preise für Leistungen auf dem Gebiet der Geschlechterforschung in Österreich werden alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung vergeben. Neben den beiden Förderpreisen werden noch der Würdigungspreis und der Staatspreis vergeben. Letzteren durfte Margarethe Hochleitner bereits im Jahr 2006 für entgegennehmen.

(Innsbruck, am 4. April 2022, Text: T. Mair, Bild: BMBWF/Philipp Schuster)

Link zur Dissertation: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6083-8/das-politische-subjekt-des-queeren-aktivismus/ 

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