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Berufung-Zoller

Heinz Zoller zum Universitätsprofessor berufen

Der Eisenstoffwechsel und die Leber sind seit jeher im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und klinischen Interesses von Heinz Zoller. Der neuberufene Professor für Hepatologie sieht künftigen Herausforderungen seines Faches erwartungsvoll entgegen. Innovationen und das herausragende Niveau des Lebertransplantationszentrums bieten gute Ausblicke.

Über das Eisen führte der Weg von Heinz Zoller zur Leber und nun zur Professur für Hepatologie: Rektor W. Wolfgang Fleischhacker hat ihn am 10. Juni zum Universitätsprofessor berufen.  „Schon seit meiner Dissertationszeit im Labor des Klinikdirektors der Inneren Medizin II, Günter Weiss, beschäftige ich mich mit Eisenmangel und -überladung. Hämochromatose ist eine der am meisten verbreiteten Erbkrankheiten bei Erwachsenen, bei denen sich Eisen im Organismus ablagert. Unbehandelt führt sie zur Zirrhose, wie auch die Fettleber oder die Virushepatitis“, bringt Heinz Zoller seine Interessen auf den gemeinsamen Nenner.

Seit September 2019 leitet Zoller das Christian-Doppler-Forschungslabor für Eisen- und Phosphatbiologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin I (Leiter: Herbert Tilg) der Medizinischen Universität Innsbruck. Dort untersucht er die Wirkung von Eisen auf den Körper. „Manche Patientinnen und Patienten brauchen zur effektiven Behandlung einer Anämie Eisen als intravenöse Infusionen, wobei spezielle Eisenpräparate zu einer Hypophosphatämie, einer Absenkung des Phosphatspiegels mit zum Teil schweren Nebenwirkungen führen können“, schildert der Mediziner und Forscher. Multiple Knochenbrüche können, wenn auch selten, die Folge sein. Bei einem gewissen Eisenmedikament trete eine solche Hypophosphatämie und somit ein Risiko für Frakturen jedoch sogar bei 50 bis 70 Prozent der PatientInnen auf, wie Zoller und sein Team in einer Studie herausfanden. „Daraufhin hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA mittlerweile die Fachinformation zu dem Präparat angepasst“, verweist er auf die wichtigen Erkenntnisse des Labors.

Hepatologie auf hohem Niveau
Als Kliniker ist Zoller eng am interdisziplinären Lebertransplantationszentrum der Universitätsklinik - eines der größten im deutschsprachigen Raum – miteingebunden. „Die Therapie der Leberzirrhose braucht ein Team, ebenfalls die Auswahl der Patientinnen und Patienten, Vor- und Nachbehandlung einer Transplantation. Das ist ein wichtiger Grund, warum ich hier bin.“ Dabei kann der 48-jährige Innsbrucker auf Tätigkeiten als Professor für Hepatologie an der Abteilung für Medizin der Technischen Universität in München sowie als Wellcome Trust International Research Fellow im Addenbrooke’s Hospital der University of Cambridge zurückblicken. Doch er hatte gute Gründe wieder nach Innsbruck zurückzukehren. Erstens: „Die Rahmenbedingungen sind sowohl für die Angehörige der Spender als auch für die Patienten, die ein Transplantatorgan erhalten in Österreich einfach besser“, argumentiert er. Zweitens gebe es für die Forschung zwar viele spannende Universitäten und Orte auf der ganzen Welt, „aber als Patient wäre ich am liebsten in Österreich. Hier steht definitiv das Wohl der Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. Ökonomische und auch wissenschaftliche Überlegungen kommen in der Prioritätenliste erst danach.“ Wobei letztere natürlich ebenfalls für den Standort sprächen. Als überregionales Zentrum sei es der Medizin Uni Innsbruck mit der Universitätsklinik möglich, ihren PatientInnen innovative Therapien anzubieten, „sie ist in große europäische Forschungsnetzwerke integriert und hat entsprechend hohe PatientInnenzahlen, die eine Spezialisierung erst ermöglichen“, führt Zoller aus.

Das hohe Niveau zu halten und mit weiter auszubauen ist eines seiner Ziele für die Hepatologie. „Innsbruck soll das westösterreichische Referenzzentrum für akute und chronische Lebererkrankungen bleiben.“ Innovationen, wie die Leberperfusionsmaschine Metra, PVR-TIPS - ein neuer radiologischer Zugang bei der die Pfortader über die Milz wiedereröffnet werden kann – und innovative Gallgengansinterventionen sprechen dafür. Ebenso gebe es mittlerweile nicht nur eine medikamentöse Therapie zur Behandlung beziehungsweise Heilung der Hepatitis B und C, sondern auch gegen die seltenere Hepatitis delta. Hier gelte es nun vor allem, die – häufig von ihrer Erkrankung ahnungslosen - Betroffenen ausfindig zu machen, um ihnen frühzeitig eine „gute Betreuung anzubieten.“ Bereits seit Jahren ist Zoller zusammen mit seinem Kollegen Benedikt Schäfer und dem Landesinstitut für integrierte Versorgung (LIV) am Aufbau eines tirolweiten Registers beschäftigt, um entsprechende epidemiologische Untersuchungen zu ermöglichen. Mit David Teis (Institut für Zellbiologie) und Markus Keller (Institut für Humangenetik) untersucht er derzeit in dem laufenden Projekt („Celular bases of disease program“) Stoffwechseldefekte der Leber.

Noch viel zu tun
Bei allen Erfolgen und Lichtblicken bereitet Zoller aber vor allem die Entwicklung beim Leberzellkarzinom Sorgen. „Zum einen ist die Zahl der Neudiagnosen während der Corona-Pandemie abgestürzt, daher befürchte ich, dass eine große Welle von fortgeschrittenen Lebertumoren auf uns zukommen wird. Zum anderen beobachten wir zunehmend einen aggressiveren Verlauf von Fettleber hin zu Krebs. Die Zirrhose als Zwischenstufe wird viel öfter übersprungen“, schildert er. Zudem hofft der Mediziner auf neue Verfahren, um Erkrankungen, wie die primär sklerosierende Cholangitis, eine schwere Gallengangserkrankung, therapieren zu können.

In diesem Sinne bedeutet dem dreifachen Familienvater auch seine Lehrtätigkeit sehr viel. Er ist ein Anhänger innovativer Lehrkonzepte, wie sie beispielsweise an der erfolgreichen Lehrveranstaltung „Prof vs. House“ – in Anlehnung an die bekannte US-Serie – von Bernhard Glodny (Universitätsklinik für Radiologie) u.a. mit Zollers Beteiligung umgesetzt werden. „Ich arbeite intensiv mit den PhD-Studierenden zusammen. Durch sie bekomme ich einen Anschub was Motivation und Herausforderung betrifft. Sie sind ein unerschöpflicher Energiequell für das Team und Innovation wird durch sie angetrieben. Die Erfahrung und Kenntnis der Literatur von uns Medizinern trifft sich mit der Neugierde der jungen Studierenden. Das ist unbeschreiblich wichtig“, betont Zoller. Im vergangenen Jahr hat er zusammen mit Klinikdirektor Herbert Tilg das Lehrbuch „Basics Gastroenterologie“ herausgegeben. 

Im Bild: Rektor Wolfgang Fleischhacker hat am 10. Juni Heinz Zoller zum Universitätsprofessor für Hepatologie berufen.  
(14. Juli 2021, Text: T. Mair, Foto: MUI/D. Bullock)

Links:
Hepatologisches Labor Innsbruck - Christian Doppler Labor für Eisen und Phosphatbiologie: https://heplab.at/
Univ.-Klinik für Innere Medizin I Innsbruck: https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin1.html 

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