Marko Konschake zum Professor berufen
Im Dezember 2020 wurde der Innsbrucker Anatom Marko Konschake von Rektor Wolfgang Fleischhacker zum Professor für Angewandte Anatomie berufen. Er steht für einen Austausch des Wissens: „Die angewandte Anatomie ist mehr, als sich die Menschen vorstellen.“
Fundamental für MedizinerInnen ist die Kenntnis der menschlichen Anatomie. Aus diesem Grund muss jeder Medizin-Studierende Sezierkurse belegen. Auch Marko Konschake musste da durch: Die Anmeldung zum Studium begann der gebürtige Telfer noch unter dem damaligen Vorstand Werner Platzer und stand noch in der legendären Warteschlange vor dessen Büro im 1. Stock des Institutsgebäudes, um sich für den Sezierkurs anzumelden. Bis hinunter zum Eingang standen die Studierenden. Es waren die letzten Tage unter Platzer, bevor Direktorin Helga Fritsch ihren Dienst antrat.
Zukunftsgerichtet
Formaldehydgeruch und Studierende, die eine/n KöperspenderIn sezieren – das sind oft die Dinge, die mit der Anatomie in Verbindung gebracht werden. „Natürlich ist die Lehre eine der zentralen Aufgaben der Anatomie und ein Anker für Studierende“, meint Marko Konschake, doch die Anatomie sei mehr. Viel mehr. Vor allem das Innsbrucker Institut genießt einen international ausgezeichneten Ruf.
Der Einzug der Digitalisierung bietet auch in der Anatomie neue zukunftsorientierte Möglichkeiten. Der 41jährige gehört einer Generation an, die offen zur Digitalisierung steht. Die Zukunft der anatomischen Lehre, so Konschake, liege in der Kombination des Studiums am realen Körper, als auch in der Verwendung neuer, digitaler Hilfsmittel: „Die Haptik kann man allerdings nicht an einem digitalen Seziertisch erfahren.“ So sei es notwendig, dass die zukünftigen ÄrztInnen den gesamten Körper sezieren. Eine Besonderheit in Innsbruck. Nicht viele Universitäten bieten diese Möglichkeit, und, dass dies auch bei der neuen Generation, den sogenannten Digital Natives, gut ankomme, sei aus den Evaluationen ersichtlich.
Mit den neuen technischen Möglichkeiten können aber auch ganz spezielle Kenntnisse vermittelt werden. So sind „sowohl KörperspenderInnen als auch die in der Anatomie immer mehr Einzug haltende Digitalisierung essenziell für eine moderne Anatomie.“ Beides unverzichtbar. „Vor allem in der postgraduellen Ausbildung gibt es ein großes Weiterentwicklungspotenzial mit den neuen technischen Möglichkeiten – besonders in Zusammenarbeit mit den Kliniken.“
Translationale Forschung
Um die besten Voraussetzungen in der Lehre zu schaffen ist es notwendig, Forschung auf höchstem Niveau zu betreiben. „Viele wissen gar nicht, dass auch Forschung ein zentraler Pfeiler der Anatomie ist“, sagt Konschake, der gerade die translationale Forschung noch weiter vorantreiben möchte. Er selber pflegt ob seiner beruflichen Laufbahn intensive Kontakte mit den chirurgischen Fächern. Doch auch darüber hinaus seien Kooperationen mit anderen klinischen Fächern wichtig. „Die prä- und postgraduale Lehre mit translationaler Forschung zu verbinden und dann wieder aufzufächern, ist das Spannende in der Anatomie.“
Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, als Anatom zu arbeiten, wie er sagt. Er sei als studentischer Mitarbeiter am Institut während des Medizinstudiums hineingerutscht und kehrte nach seiner klinischen Ausbildung, unter anderem im Bereich der Chirurgie, doch wieder in die Müllerstraße, der Adresse des Instituts für Klinische Funktionelle Anatomie, zurück. Durch den intensiven Kontakt seit seiner Facharztausbildung vor allem zu den chirurgischen Fächern, sei etwa sein Interesse an seinem Forschungsschwerpunkt, dem peripheren Nervensystem, entstanden. Dieses Interesse fand Widerklang in seiner Habilitationsschrift: „Translational Anatomy - From bench to bedside. New ways and strategies including Intraoperative Neurostimulation concerning surgical interventions.“ Es ist das, wofür Marko Konschake als Anatom steht.
(22.02.2021; Text und Fotos: D. Bullock)