Zweites Jahr für Doktoratsprogramm CORVOS
Das kompetitive und millionengeförderte Doktoratsprogramm CORVOS geht ins zweite Jahr. Fünfzehn DoktorandInnen werden derzeit in ganz Europa in der Bekämpfung „opportunistischer Infektionen“, einer der weltweit häufigsten Todesursachen, ausgebildet. CORVOS ist eines von lediglich drei „European Joint Doctorates“ (EJDs) im Bereich Life Sciences. Dabei ist die Medizinische Universität Innsbruck die einzige Koordinatorin eines EJDs wie auch eines Life Science Projektes in Österreich.
Das von Reinhard Würzner geleitete, von Marco Grasse administrierte (beide Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie) und mit 4,1 Millionen Euro von der EU geförderte Ausbildungsprogramm CORVOS (COmplement Regulation and Variations in Opportunistic infectionS) hat nun das erste Jahr hinter sich. 15 DoktorandInnen haben an den zehn europäischen Universitäten* im Zuge dieses Doktoratsprogramm im Jahr 2020 ihr PhD-Studium begonnen. Diese StudentInnen kommen aus vier Erdteilen und elf Ländern:Europa (FRA, ITA, ESP, POL, GER, SWE, POR), Ozeanien (Neukaledonien), Nordamerika (USA), Südamerika (Kolumbien) und Asien (China). „Die Studierenden werden für mindestens sechs Monate einen Auslandsaufenthalt an einer CORVOS Partneruniversität absolvieren und bekommen dann nach erfolgreicher Defensio zwar nur einen Doktortitel, diesen aber von den jeweils beteiligten Universitäten als sogenannten ‚double degree‘“, erklärt Koordinator Reinhard Würzner den Ablauf des Studiums.
An der Medizinischen Universität Innsbruck wurden zwei CORVOS-Doktorandinnen angestellt: Mariam Massri aus Frankreich (Betreuer: Reinhard Würzner) und Giulia Bertacchi aus Italien (Betreuerin: Doris Wilflingseder). Beide werden ein Semester in Budapest bzw. Lübeck verbringen und sind zudem auch Mitglied des vom FWF geförderten Doktoratsprogramms HOROS (HOst Response in Opportunistic infectionS). Für je ein halbes Jahr kommen wechselseitig eine deutsche PhD Studentin aus Budapest, ein portugiesischer PhD Student aus Oslo und ein spanischer PhD Student aus Lübeck nach Innsbruck. „Dieses Ausbildungsprogramm verkörpert eindrucksvoll die europäische Zusammenarbeit“, freut sich Würzner.
Forschungsobjekte
Die Studierenden arbeiten an Erkrankungen, die von Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten ausgelöst werden, aber einem gesunden Menschen in der Regel nichts anhaben. „Ist das Immunsystem allerdings geschwächt, kann es zu einer Erkrankung kommen, einer sogenannten opportunistischen Infektion. Diese gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen“, so Mikrobiologe Würzner. Dabei erhält innerhalb dieses zukunftsorientierten Ausbildungsprogramm ein Teil des angeborenen Immunsystem (entspricht dem Programmnamensgeber „Komplement“) besondere Aufmerksamkeit. Die überschießende Komplementaktivierung spielt übrigens auch bei SARS-CoV2 eine wichtige Rolle und so wird an der Hudson Medical School, New York, NY derzeit der Nachfolger eines von Würzner in Göttingen entwickelten monoklonalen Antikörpers, der auch schon beim EHEC-Ausbruch 2011 in Deutschland eingesetzt wurde, auch zur Therapie bei Covid-19 PatientInnen eingesetzt.
Herausforderungen
„Die SARS-CoV-2 Pandemie hat für Planungsunsicherheit im CORVOS Projekt gesorgt. So mussten Bewerbungen und Anstellungen der DoktorandInnen kurzfristig verschoben und manche Veranstaltungen sogar auf nächstes Jahr terminiert werden“, beschreibt Marco Grasse die Probleme im Pandemiejahr 2020. Es waren unter anderem ein Stand zum Thema “Academia & Industry” bei der „Langen Nacht der Forschung“, ein informativer Nachmittag für Oberstufen-Gymnasialklassen und „hands-on“ Stationen am „Young CORVOS Day“ im Rahmen des Programms „Mädchen in der Wissenschaft“ ganz im Sinne von Marie Skłodowska-Curie geplant.
Grundlagenforschung und Wirtschaft
Es sind aber nicht nur die zehn europäischen Universitäten mit im Boot, sondern auch drei internationale biomedizinische Unternehmen und zwei Forschungseinrichtungen. An diesen erfahren alle DoktorandInnen die Verknüpfung von Grundlagenforschung mit der Industrie. Eine weitere Besonderheit ist die Einbindung der Klinik in die Ausbildung aller StudentInnen, nicht nur in die der MedizinerInnen, sondern auch in die der NaturwissenschaftlerInnen. Aus diesem Grund sind auch drei Kliniken in Europa beteiligt. Die tirol kliniken sind durch die Univ.-Klinik für Innere Medizin II (Direktor: Günter Weiss) Teil des Netzwerkes.
HOROS und CORVOS stützen somit mit insgesamt über neun Millionen Euro den bestehenden Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck, „Infektion, Immunität und Transplantation“, der sich aus klinischen sowie präklinischen Arbeitsgruppen zusammensetzt.
(08.01.2021; R.W., D.B.; Foto: MUI/Bullock)
* Semmelweis Universität Budapest, Universität Helsinki, Medizinische Universität Innsbruck, Universität Kopenhagen, Universität Lund, Universität Lübeck, Universität Mailand (Humanitas), Universität Oslo, Sorbonne Paris, Universität Utrecht
Links:
EHEC: Elementare Forschungserkenntnisse für neue Therapie kommen aus Innsbruck
Eculizumab (Soliris) in Covid-19 Infected Patients (SOLID-C19)
Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie