Auszeichnung für Innsbrucker MSA-Forschung
In Österreich leiden etwa 1000 Menschen an der Multisystematrophie (MSA), einer seltenen neurodegenerativen Erkrankung. Der Erforschung dieser Krankheit widmet sich die Abteilung für klinische Neurobiologie (Leiter Gregor Wenning) an der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor Stefan Kiechl). Die Forschungsergebnisse finden seit mehr als 20 Jahren weltweit Anerkennung. Zum vierten Mal wurden Innsbrucker ForscherInnen heuer in Belgien ausgezeichnet.
Die Multisystematrophie (MSA) ist eine seltene neurologische Erkrankung – in Österreich sind es rund 1.000, europaweit etwa 50.000 PatientInnen –, die durch einen Nervenzelluntergang in multiplen Regionen des Gehirns verursacht wird. Klinisch findet sich bei MSA-PatientInnen häufig eine Kombination aus einer Bewegungsstörung (Parkinson-Syndrom oder zerebelläres Syndrom) und einem autonomen Versagen. In der Frühphase der Erkrankung lässt sich eine MSA häufig nicht von der Parkinson-Krankheit unterscheiden. Die medikamentöse Therapie der MSA beschränkt sich derzeit auf die Linderung beeinträchtigender Symptome. Das Ansprechen auf die symptomatische Therapie ist aufgrund der raschen Krankheitsprogression meist nur von kurzer Dauer. Aktuell befinden sich jedoch mehrere aussichtsreiche, krankheitsmodifizierende Therapieansätze in klinischen Prüfungen, weshalb es wichtig ist, so früh wie möglich die richtige Diagnose zu stellen.
Schouppe-Forschungspreis
„Aufgrund überlappender Symptome, insbesondere in frühen Krankheitsstadien, wird die MSA häufig fälschlicherweise als Parkinson-Krankheit oder andere verwandte Erkrankungen fehldiagnostiziert“, erklärt Neurologe Florian Krismer. Der Innsbrucker Wissenschafter ist einer der weltweit Führenden in der Erforschung der Frühdiagnostik von MSA. Aktuelle diagnostische Kriterien beruhen hauptsächlich auf der Anamneseerhebung und der körperlichen Untersuchung. Fortschritte in der Biomarkerforschung konnten in den vergangenen Jahren zur Verbesserung der diagnostischen Treffsicherheit beitragen. Auf dieser Basis konnte Krismer zusammen mit weiteren Innsbrucker Forschern Hirn-MRT-Marker etablieren, die die frühe Differentialdiagnose der MSA erleichtert. Für diese wichtigen Erkenntnisse erhielt der Innsbrucker Neurologe den diesjährigen JiePie Schouppe-Forschungspreis der belgischen Non-Profit Gesellschaft zur Erforschung dieser neurodegenerativen Erkrankung, MSA-AMS.be
Preis für Lebenswerk
Dass der Preis nach 2014 und 2018 heuer wieder nach Innsbruck gekommen ist, und dies in zweifacher Ausführung, ist kein Zufall: „Man kann durchaus sagen, dass wir an der Universitätsklinik für Neurologie eines der weltweit führenden MSA-Zentren haben“, meint Gregor Wenning, Vorstand der Abteilung für klinische Neurobiologie an der Universitätsklinik, der seinerseits 2014 den Forschungspreis gewonnen hat und heuer von der Stiftung mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Gregor Wenning hat die Erforschung atypischer Parkinson-Syndrome, vor allem der MSA, mittels experimenteller, klinisch-pathologischer und therapeutischer Studien, zum Zentrum seiner wissenschaftlichen Tätigkeit gemacht. Durch unzählige hochrangig publizierte Arbeiten zum Thema MSA und die internationale Vortragstätigkeit hat er weltweites Renommee erreicht und leitet sowohl die europäische MSA Studiengruppe (EMSA) als auch die internationale MSA Studiengruppe unter der Schirmherrschaft der International Parkinson’s Disease and Movement Disorder Society. Neben der Erforschung der Krankheit beinhaltet seine Tätigkeit auch die Versorgung von PatientInnen mit Parkinson-Syndromen und Erkrankungen des vegetativen Nervensystems. Der Neurologe ist Oberarzt an der Parkinson-Ambulanz und Leiter der neurovegetativen Sprechstunde sowie des Kipptisch-Labor.
Links:
Neurovegetative Sprechstunde (Gregor Wenning)
Sprechstunde Parkinson (Klaus Seppi)
Universitätsklinik für Neurologie
Abteilung für klinische Neurobiologie
Europäische Multisystematrophie-Studiengruppe (EMSA)
JiePie Schouppe-Preis der MSA-AMS
(18.11.2020; DB, Red.)