Auszeichnung für Klinische Herz-Kreislaufforschung
Im Rahmen der 86. Jahrestagung und Herztage 2020 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) wurde Magdalena Holzknecht mit dem renommierten „Hans-Blömer-Young-Investigator-Award für Klinische Herz-Kreislaufforschung“ ausgezeichnet. Ein in ihrer Arbeit beschriebener neuer Risikoscore könnte die Vorhersage und Diagnostik von linksventrikulären Thromben nach einem Herzinfarkt deutlich verbessern.
Im Fokus des ausgezeichneten Projekts der jungen Kardiologin, die an der Univ.-Klinik für Innere Medizin III (Direktor: Axel Bauer) tätig ist und derzeit ein Clinical PhD-Programm in der Arbeitsgruppe von Bernhard Metzler und Sebastian Reinstadler absolviert, steht das Auftreten von linksventrikulären Thromben nach akutem ST-Hebungs-Myokardinfarkt (die ST-Strecke ist ein Kurvenabschnitt des Elektrokardiogramms, deren Veränderungen einen hohen diagnostischen Aussagewert im Hinblick auf die Durchblutung des Herzmuskels, vor allem nach einem Infarkt, haben). Diese Komplikation tritt in rund fünf Prozent der Fälle auf, ist mit einer schlechteren Prognose assoziiert und ihre Diagnostik ist weiterhin eine große Herausforderung im klinischen Alltag. Ein neuer Risikoscore könnte nun die Detektion von linksventrikulären Thromben bedeutsam verbessern, indem HochrisikopatientInnen frühzeitig identifiziert und zur kardialen Magnetresonanztomographie (MRT) zugewiesen werden.
Im Vergleich zur transthorakalen Echokardiographie, bei der der Schallkopf außen auf den Brustkorb (Thorax) aufgesetzt wird, hat die kardiale MRT eine wesentlich höhere Sensitivität für den Nachweis von linksventrikulären Thromben bei PatientInnen nach akutem ST-Hebungs-Myokardinfarkt. Allerdings ist diese Variante aufgrund des logistischen und zeitlichen Aufwandes, sowie der Kosten, derzeit nicht in die Routineversorgung nach ST-Hebungs-Myokardinfarkt integriert. Die Identifizierung einfacher und effektiver Strategien, die eine zuverlässige Detektion von linksventrikulären Thromben nach ST-Hebungs-Myokardinfarkt ermöglichen, bleibt daher wünschenswert.
Brauchbarer Risikoscore für verbesserte Vorhersage
„In dieser Beobachtungstudie setzten wir uns zum Ziel, einen simplen Risikoscore für die Vorhersage von frühen linksventrikulären Thromben nach ST-Hebungs-Myokardinfarkt zu entwickeln, um bei HochrisikopatientInnen eine weiterführende Abklärung mittels kardialer MRT zu erwägen“, so Magdalena Holzknecht. Bei insgesamt 556 eingeschlossenen PatientInnen konnte in vier Prozent der Fälle mittels MRT und lediglich in zwei Prozent der Fälle mittels transthorakaler Echokardiographie ein linksventrikulärer Thrombus nachgewiesen werden. Diese große prospektive MRT-Studie verwendete leicht erhebbare klinische Daten, um einen Risikoscore für die Vorhersage von linksventrikuläre Thromben früh nach primärer perkutaner Koronarintervention für akute ST-Hebungs-Myokardinfarkt-PatientInnen zu entwickeln. Der Risikoscore, der vier Variablen (Ramus interventrikularis anterior (LAD) als betroffenes Gefäß, Spitzenwerte von hs-TnT und hs-CRP sowie eine mittels transthorakaler Echokardiographie ermittelte linksventrikuläre Ejektionsfraktion) beinhaltet, war stark prädiktiv für eine frühe linksventrikuläre Thrombusbildung. Folglich könnte der Score nützlich sein, um die Erkennung von linksventrikulären Thromben zu verbessern, indem PatientInnen mit erhöhtem Risiko zur kardialen MRT zugewiesen werden. Vor der klinischen Implementierung eines solchen Algorithmus ist eine Validierung erforderlich.
Die Ergebnisse dieser Studie konnten im renommierten Journal JACC: Cardiovascular Imaging publiziert werden und wurden im Rahmen der DGK-Jahrestagung mit dem 1. Preis des „Hans-Blömer-Young-Investigator-Award für Klinische Herz-Kreislaufforschung“ prämiert.
(16.11.2020, Text: RED, Foto: Thomas Schütz)
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Hans-Blömer-Young-Investigator-Award für Klinische Herz-Kreislaufforschung