Prof. Ernst Brandl-Preis für Stephanie zur Nedden
Anfang Oktober wurde im Rahmen einer feierlichen Vergabesitzung im Rathaus Schwaz der Prof. Ernst Brandl-Preis 2020 an die Neurobiologin Stephanie zur Nedden vom Institut für Neurobiochemie an der Medizinische Universität Innsbruck (Direktorin Christine Bandtlow) vergeben.
Der mit 4.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung, benannt nach dem Mitentdecker des säurestabilen Penicillins, ging dieses Jahr an Stephanie zur Nedden für ihre Publikation „Protein kinase N1 critically regulates cerebellar development and long-term function, erschienen im renommierten JCI – The Journal of Clinical Investigation. Es würde vieles darauf hindeuten, dass Synapsenstörungen eine zentrale Ursache für verschiedene neurologische Entwicklungs- und neurodegenerative Erkrankungen sind, beschreibt Erstautorin Stephanie zur Nedden neueste Erkenntnisse. Nun konnten sie und das Team um Gabriele Baier-Bitterlich die Proteinkinase N1 (PKN1) als einen neuen Schlüsselakteur bei der Feinabstimmung des Gleichgewichts zwischen axonalem Wachstum und präsynaptischer Differenzierung in den Körnerzellen des Kleinhirns identifizieren. Die im JCI publizierten Daten geben Aufschluss über die weitgehend unbekannten gehirnspezifischen Funktionen von PKN1. „Wir konnten zeigen, dass PKN1 ein wichtiger Regulator der Kleinhirnentwicklung ist“, erklärt zur Nedden den Kern der Publikation.
Wichtige Rolle im Gehirn
Schon im Vorfeld hatte das Team um Gabriele Baier-Bitterlich nachweisen können, dass PKN1 eine gewisse Rolle bei der Neuroprotektion von Neuronenkulturen unter Sauerstoffmangel spielt. Dessen physiologische Funktion im Zentralnervensystem war bislang jedoch unbekannt. Nachdem das Expressions-Level von PKN1 im Kleinhirn am höchsten ist und dieser, für die Funktionen der Motorik und Koordination bedeutende Teil des Gehirns aufgrund seines langwierigen Entwicklungsprozesses besonders anfällig für Entwicklungsstörungen ist, untersuchte das Team das Kleinhirn mithilfe von PKN1 Knock-out-Mäusen. „Das war sehr spannend, weil wir zeigen konnten, dass PKN1 während der zerebellären Entwicklungen jenen molekularen Pfad reguliert, der für die Reifung von Synapsen im Kleinhirn verantwortlich ist. Schon kleinste ‚miss matches‘ können also dazu führen, dass im Kleinhirn Neuronen inkorrekt verschaltet werden, was dem Enzym PKN1 eine wichtige Rolle im Gehirn zuweist“, erzählt Erstautorin Stephanie zur Nedden.
Prof. Ernst Brandl-Stiftung
Der mit 4.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung wird jährlich alternierend für Arbeiten aus dem Bereich der Medizinischen Universität Innsbruck sowie den Nachfolgefakultäten der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens Universität Innsbruck vergeben und besteht aus zwei Teilen: Der erste, wissenschaftliche Teil richtet sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences, die das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für Menschen und Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises wird für soziale Einrichtungen vergeben. Die Stiftung geht zurück auf den 1997 verstorbenen Prof. Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt hat, dies erst ermöglichte die Verabreichung des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup.
Link: Institut für Neurobiochemie
(15.10.2020; DB)