Preis für innovative Lehre in der Medizinethik
Die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) vergab einen Projektpreis zur Weiterentwicklung der Lehre. Hintergrund ist das große Engagement von Studierenden und jungen Lehrenden in der Verbesserung der Ausbildung durch Entwicklung und Implementierung von Lehrprojekten. Der Preis ging nach Innsbruck.
Ist der Wille des Patienten/der Patientin unter allen Umständen zu respektieren? Ab wann soll von kurativen zu palliativen Ansätzen gewechselt werden? Anhand welcher Kriterien sollen knappe Gesundheitsgüter verteilt werden? Worin liegt die besondere Schutzwürdigkeit menschlichen Lebens begründet? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich die Medizinethik.
Wichtiger Aspekt in der Ausbildung
Die Medizinethik ist in den letzten Jahrzehnten zu einem zunehmend wichtigeren Aspekt der Ausbildung von Ärzten und von Pflegepersonal geworden. Dass Ärzte eine ethische Kompetenz mit sich bringen, wird einerseits von Patientenseite zunehmend erwartet. Andererseits nehmen die Bandbreite und Komplexität an Fällen, die eine medizinethische Entscheidung erfordern durch den medizinischen Fortschritt laufend zu. Diese Sachlage erfordert neben einer theoretischen Grundkompetenz in der Medizinethik auch eine entsprechende Einübung in die Praxis wie die Bildung ethischer Urteilsfähigkeit, die Haltung des Mitgefühls und Respekts gegenüber Patienten und Angehörigen oder den Mut, auch unangenehme Entscheidungen treffen zu können.
Vor diesem Hintergrund haben Benjamin Hetzer, der in der Kinderonkologie am Department für Pädiatrie I (Leiter: Thomas Müller) tätig ist und Georg Gasser, Professor für Philosophie in Augsburg und Lektor für Medizinethik an der Medizin Uni Innsbruck, eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung zur Medizinethik entwickelt: „Zum Wohle des Patienten. Medizinethik in der Pädiatrie: Interdisziplinäre Perspektiven, ganzheitliche Entscheidungen“.
Studierenden wird in diesem Wahlfach anhand konkrete Fallbeispiele – im Idealfall in Form von bedside teaching – neben den relevanten medizinischen Aspekten interdisziplinär die jeweiligen ethischen Dimensionen nähergebracht.
Preis nach Innsbruck
Das Lehrkonzept besteht in der Kombination aus klassischer Wissensvermittlung, bedside-teaching und die Möglichkeiten zur Diskussion mit verschiedenen involvierten Parteien (Eltern, PsychologInnen, TherapeutInnen, Pflegekräften). Dieses Konzept überzeugte die Jury der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), weswegen die gemeinsame Lehrveranstaltung von Prof. Gasser und Dr. Hetzer mit dem Projektpreis zur Weiterentwicklung der Lehre 2020 auszeichnet wurde. Der Preis wird jährlich im Rahmen der GMA-Jahrestagung an junge Lehrende der Human-, Zahn-, oder Tiermedizin sowie der Gesundheitswissenschaften oder anderer Gesundheitsberufe für herausragende Leistungen und Projekte in der medizinischen Hochschullehre in Deutschland, Österreich oder der Schweiz verliehen. Er geht dieses Jahr nicht nur zum ersten Mal nach Innsbruck, sondern wird auch zum ersten Mal für ein medizinethisches Thema vergeben.
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(09.09.2020; Gasser/Hetzer)