Neuer Professor für Transplantationschirurgie
Der von Rektor W. Wolfgang Fleischhacker im Sommer 2020 berufene Chirurg und Leiter der Innsbrucker Transplantationschirurgie, Stefan Schneeberger, hat sich, statt einem Ruf aus Wien zu folgen, für ein Gegenangebot aus Innsbruck entschieden. Ein Plädoyer des gebürtigen Zillertalers mit Forschungsschwerpunkten Lebertransplantation, Lebertumoren, Organperfusion und Extremitätentransplantation für den Standort.
Seit 1. Juli ist Stefan Schneeberger zum Professor für Transplantationschirurgie berufen. Mit dem Ruf der Medizinischen Universität Innsbruck wird er auch weiterhin den Transplantationsstandort gemeinsam mit seinem Team an der Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie (Direktor Dietmar Öfner-Velano) und umliegenden medizinischen Zentren weiterentwickeln. „Am Ende“, so Schneeberger, „haben für meine Entscheidung ein überzeugendes Angebot und die Vorteile des Standortes in Innsbruck überwogen.“ Es mag auch an den eigenen Wurzeln des Tirolers und der Geschichte der Universitätsklinik liegen. Bereits während seines Medizinstudiums in Innsbruck hatte der gebürtige Zillertaler die Möglichkeit im Forschungslabor vom Pionier der Transplantationschirurgie in Österreich, Raimund Margreiter, wissenschaftlich mitzuarbeiten.
„Das Fach übte auf mich schon früh eine ganz besondere Faszination aus. Begeistert hat mich auch der Zugang von Prof. Margreiters zur Medizin, sein Pioniergeist und seine Weitsichtigkeit – all das hat mich sehr geprägt und motiviert“, sagt Schneeberger. Dass beide aus dem Zillertal stammen sei vermutlich Zufall. Dass es dort eine besondere Häufung an Sturheit, Willensstärke und Durchsetzungsvermögen gebe - Attribute, die in diesem Fachgebiet in manchen Situationen hilfreich sein können - kann der 47-jährige zumindest nicht statistisch belegen. „Die Transplantation ist ein sehr vernetztes Themengebiet, wo man sich um Ressourcen bemühen muss. In einem universitären Umfeld ist Entschlossenheit grundsätzlich eine Eigenschaft, die hilfreich sein kann. Allerdings in ihrer modernen Form, mit einem emphatischen Zugang und Umsicht. Das zu Erreichende gilt es in ein Umfeld zu integrieren und in einen menschlichen, motivierenden Kontext zu setzen.“
Kommunikation und Offenheit
Am renommierten Transplantationszentrum der University of Pittsburgh (bis 2010) und an der Johns Hopkins Medical University, Baltimore (bis 2014) verfeinerte der Tiroler sein Können sowohl fachlich als auch menschlich-persönlich. „Die Stärken, die die US-amerikanisch geprägte Kultur auszeichnen und unterscheiden, sind sowohl Kommunikation und Offenheit, als auch eine sehr niederschwellige Möglichkeit sich selbst zu entfalten – diese Kultur kann und soll man auch hier leben.“ Bezüglich dem Niveau der Forschung gebe es wenig Unterschiede. „Europa ist ein kreativer Kontinent und viele Ideen werden hier geboren. Die Qualität der Arbeit und die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem hier in Innsbruck, ist sehr hoch. Das wird international wahrgenommen“, sagt Schneeberger und meint: „Die Personalressource und unser Team ist eine der Stärken des Standorts.“
International etabliertes Transplantationszentrum
„Gerade das Umfeld und die guten Voraussetzungen in Innsbruck treiben zu Höchstleistungen. Es war von Beginn an sehr reizvoll in einem Themengebiet, das hier sehr gut etabliert ist und eine internationale Wirkungsbreite hat, zu arbeiten. Das hat damals eine Rolle gespielt und spielt es noch heute.“ Gleichzeitig, so Schneeberger, sei es aber auch ein schwieriges Erbe, „denn aus einem hohen Niveau noch weiter zu wachsen ist eine herausfordernde Aufgabe.“ Den Standort gemeinsam weiterzuentwickeln und zu positionieren ist ausgewiesenes Ziel des Mediziners.
Akzente setzte der Transplantationschirurg seit seiner Rückkehr an die an die Innsbrucker Universitätsklinik sowohl in Forschung und Lehre als auch in der Krankenversorgung. So etablierte Stefan Schneeberger, der 2017 zum jüngsten Präsidenten der ESOT (European Society for Organ Transplantation) gekürt wurde, etwa Innsbruck als weltweit erstes Zentrum, das ein innovatives System zur Organkonservierung unter nahe-physiologischen Bedingungen in die klinische Routine gebracht hat. Dieses an der Universität Oxford, unter Mitarbeit einer Alumni der Medizinischen Universität Innsbruck, entwickelte System ermöglicht es, Spenderlebern bis zu 24 Stunden außerhalb des Körpers aufzubewahren. Für Stefan Schneeberger ist das revolutionäre an der neuen Technik die Tatsache, dass die Leber quasi selbst zur Patientin wird: Sie wird überwacht, versorgt und kann behandelt werden. Derzeit wird in Innsbruck und Oxford weiter daran geforscht, die Aufbewahrung der Leber und auch anderer Organe noch länger außerhalb des menschlichen Körpers zu ermöglichen und diese einzigartige Plattform für neue Forschungsvorhaben zu nutzen.
Forschungsschwerpunkt
Der Forschungsschwerpunkt Lebertransplantation soll unter der Federführung von Schneeberger explizit weiter ausgebaut werden. Dabei steht für den Chirurgen die translationale Forschung im Zentrum: „Wir haben uns mit umliegenden Zentren und Universitätskliniken am Campus eng vernetzt und eine gemeinsame Plattform aufgebaut. Wir legen ein Hauptaugenmerk darauf, uns in diesem Themengebiet als Top-Institution sowohl in Forschung als auch Lehre für unsere Patientinnen und Patienten noch weiter auszubauen“, zeichnet Schneeberger die Zukunft des Standortes.
(Im Bild: Rektor Wolfgang Fleischhacker und Stefan Schneeberger bei der Vertragsunterzeichnung)
Zur Person:
Der 1973 im Zillertal geborene Stefan Schneeberger ist stellvertretender Direktor der Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie (Direktor Dietmar Öfner-Velano) sowie Leiter der Transplantationschirurgie & Hepatobiliäre Chirurgie. Nach seinem Medizinstudium in Innsbruck absolvierte er auch dort seine Facharztausbildung in Allgemein- und Viszeralchirurgie. Nach zahlreichen USA-Aufenthalten - z.B. University of Pittsburgh Medical Center (UPMC), Pittsburgh und Johns Hopkins Medical University, Baltimore - kehrte er im Jahr 2010 nach Tirol zurück – zunächst in Teilzeit und parallel zu seiner Tätigkeit an der Johns Hopkins University in Baltimore. Seit 2014 liegt sein Lebensmittelpunkt wieder zur Gänze in Tirol. Schneeberger ist Mitglied zahlreicher Forschungs- und Medizingesellschaften. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Klinischer Schwerpunkt: Transplantation, Hepatobiliäre Chirurgie
Forschungsschwerpunkte: Klinisch: Lebertransplantation, Ischämie-Reperfusionsschaden, primäre Lebertumore, Handtransplantation; Experimentell: Translationale Forschung in der Transplantation: Ischämie/Reperfusion, Extremitätentransplantation
Links:
Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie
(04.09.2020; Text und Foto: D. Bullock)