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Zwei Forscherinnen der Med Uni Innsbruck betreten Neuland: Erfolg bei 1000-Ideen-Programm des FWF

Mit dem 1000-Ideen-Programm unterstützt der Wissenschaftsfonds FWF gezielt High-Risk-Forschung. Bei der ersten Ausschreibungsrunde konnten zwei Forscherinnen aus dem Team der Zellgenetik (Leiter: Gottfried Baier) mit ihren innovativen Ansätzen überzeugen. Die neuen wissenschaftlichen Ansätze von Karin Albrecht-Schgör und Kerstin Bellaire-Siegmund gehören zu den ersten 24 neu bewilligten Projekten, um die sich 306 WissenschafterInnen beworben hatten.

Originalität, das war das entscheidende Kriterium für das neue 1000-Ideen-Programm des FWF. Wie viele Forschungsprojekte jemand bereits geleitet oder wo und wie viel jemand publiziert hat, das war bei dieser Ausschreibung zweitrangig. Gezielt sollte der Mut und Innovationsbereich gefördert werden, wie Wissenschaftsminister Heinz Faßmann in einer Aussendung betonte. Die geförderten Forschenden erhalten zwischen 100.000 und 150.000 Euro für ein Projekt das maximal 24 Monate dauern kann. 306 Anträge wurden in einem Doppelblind-Verfahren anonymisiert und teilrandomisiert von einer 20-köpfigen internationalen Jury unter der Leitung von James W. Kirchner (ETH Zürich) beurteilt. In der ersten Ausschreibungsrunde wurden 24 Projekte an zwölf Universitäten und Forschungsstätten mit einem Förderungsvolumen von 3,4 Millionen Euro bewilligt, darunter die beiden Projekte von Karin Albrecht-Schgör und Kerstin Bellaire-Siegmund. Neue Wege in der Malariaforschung wird Albrecht-Schgör beschreiten und Bellaire-Siegmund geht der Frage nach, ob die Sox Genfamilie für Unterschiede im Tumorwachstum bei Männern und Frauen verantwortlich ist. Beide Wissenschafterinnen forschen am Institut für Zellgenetik der Medizinischen Universität Innsbruck, das von Gottfried Baier geleitet wird. Im Namen des Rektoratsteams gratulierte Vizerektorin Bandtlow den beiden Wissenschafterinnen zu ihren originären Ansätzen. „In der Forschung ist es sehr wichtig, auch riskante, innovative Forschungsideen verfolgen zu können, um wirkliches Neuland betreten zu können. Auch wenn das Risiko in dieser explorativen ersten Phase hoch ist, besteht die Möglichkeit erste Anhaltspunkte für die Tragfähigkeit eines Konzepts zu gewinnen“, sagt Bandtlow, im Rahmen eines Fototermins mit den Preisträgerinnen. Herzlich gratulierte auch Gottfried Baier, sichtlich stolz, das gleich zwei Wissenschafterinnen aus seinem Team, bei dem hochkompetitiven Auswahlverfahren die Jury überzeugen können. „Wir haben hiermit erneut den Innovationsgeist unserer molekularen Immunologieforschung unter Beweis stellen können“, sagte Baier. „An dieser Stelle möchte ich mich auch dem Servicecenter Forschung für die sehr gute Unterstützung bei der Antragsstellung bedanken“.

Karin Albrecht-Schgör: Neue Wege in der Malaria Forschung
Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an den Folgen einer Malaria Infektion. Ein Grund dafür ist die hohe Komplikationsrate bei Kindern unter fünf Jahren. Bei den kleinen PatientInnen kann es zu einer sogenannten zerebralen Malaria kommen. Das bedeutet die Erkrankung führt zu einer Entzündung des Gehirns, die derzeit noch nicht adäquat behandelt werden kann. Die gebürtige Vorarlbergerin Karin Albrecht-Schgör möchte jetzt aber einen völlig neuen Ansatz verfolgen: „Bisher zielten die Therapien auf die Malaria Parasiten ab, aber in meiner Forschungsarbeit möchte ich mich der pathologischen Rolle des Immunsystems widmen“, sagt die 40jährige. CD8+ T-Zellen sind hauptverantwortlich für die Zerstörung von Gefäßen im Gehirn und damit für den fatalen Verlauf der Erkrankung. „Mittels Blockade des A2a Rezeptors auf T-Zellen sollen diese so reguliert werden, dass sich der Malaria Parasit weniger rasch vermehren kann und gleichzeitig die zerstörerische Aktivität der CD8+ T-Zellen im Gehirn verringert wird.“ Die Voruntersuchungen sind bereits positiv verlaufen, und eine weitere präklinische Validierung kann mit Hilfe dieser ersten FWF Förderung nun zeitnahe erarbeitet werden. Die Rahmenbedingungen wären jedenfalls äußerst günstig: Es gibt bereits ein von der FDA für die Parkinson-Erkrankung zugelassenes Medikament, das A2a Rezeptoren selektiv blockiert und gut verträglich ist. Sollte sich der innovative Therapieansatz beweisen lassen, wäre eine klinische Anwendung daher vergleichsweise rasch möglich. Aber zunächst gilt es, mit Hilfe von Tierversuchen den Wirksamkeitsmechanismus in vivo im Detail zu erforschen.

Karin Albrecht Schgör hat Pharmazie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck studiert und dort auch ihren PhD absolviert. 2008 wechselte sie als Postdoc an die Medizinische Universität Innsbruck, zunächst an die Univ.-Klinik für Kardiologie. Seit 2015 forscht die gebürtige Vorarlbergerin am Institut für Zellgenetik und habilitierte zu Endothel-Zellen als mögliche neue Medikamenten-Targets. Albrecht-Schgör erhielt 2013 den renommierten Sanofi-Aventis-Research-Award.

 

Kerstin Bellaire-Siegmund: Sox Matters!? Geschlechterunterschiede bei Tumorerkrankungen
Frauen haben ein reduziertes Risiko an Krebs zu erkranken und haben bei vielen Tumorerkrankungen auch eine bessere Prognose, geheilt zu werden. Bei bestimmten Immuntherapien, die mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren arbeiten, sind die Erfolgsraten bei Frauen jedoch deutlich schlechter. Doch warum ist das so? In ihrer Forschungsarbeit will Kerstin Bellaire-Siegmund diesem Phänomen auf den Grund gehen und sich dafür die Sox Genfamilie genauer anschauen. Dass es sich bei Mitgliedern dieser Familie von Transkriptionsfaktoren um Immun-Checkpoint-Proteine handeln könnte, ergab sich durch einen Screen, der im Institut für Zellgenetik durchgeführt wurde. Dabei wurde im Maus-Modell analysiert, welche Gene in Plazenta-infiltrierenden T-Lymphozyten dafür verantwortlich sein könnten, dass ein Fötus, der ja eigentlich durch die Gene des Vaters, ein halbes Fremdtransplantat ist, nicht abgestoßen wird. Ähnliche Mechanismen der Immun-Toleranz machen sich auch Tumore zunutze um vom Immunsystem nicht erkannt zu werden. „Eine Rolle für Geschlechterunterschiede bei Tumorerkrankungen könnte also Sox in T-Lymphozyten spielen“, erklärt die 43jährige. In murinen Modellen soll nun überprüft werden, ob eine Manipulation von Sox Einfluss auf das Tumorwachstum hat. Außerdem soll untersucht werden, ob Sox-Proteine sich als Biomarker eignen, um vorherzusagen, ob ein Patient bzw. eine Patientin auf eine aufwändige Tumorcheckpoint-Behandlung anspricht oder nicht.

Kerstin Bellaire-Siegmund kommt aus Frankfurt am Main (D) und hat in Marburg an der Lahn (D) Humanbiologie studiert. Ihr Doktorat in Immunologie schloss die 43jährige an der Humboldt-Universität in Berlin ab. 2012 kam sie nach mehreren Zwischenstationen an renommierten Institutionen in der Schweiz und Kanada als Postdoc an das Institut für Zellgenetik der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Expertin für T-Zell-Biologie hat 2018 habilitiert und ist erfolgreich in der Einwerbung von Drittmitteln.

(B. Hoffmann-Ammann)

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