Preis für Gendermedizin-Forschung an Stephanie Mangesius
Die Medizinische Universität Innsbruck unterstützt die geschlechtsspezifischen Fragestellungen in der medizinischen Forschung und schreibt den Preis für Gender Medizin Forschung aus. Den diesjährigen Preis erhielt Stephanie Mangesius von der Universitätsklinik für Neuroradiologie (Direktorin Elke R. Gizewski) und Radiologie (Direktor Werner Jaschke).
Für den Gendermedizin-Forschungspreis der Medizinischen Universität Innsbruck können hervorragende Diplomarbeiten und wissenschaftliche Publikationen der letzten zwei Kalenderjahre eingereicht werden. Eingereichte Publikationen müssen nach gendermedizinischen Aspekten ausgearbeitet und in hochrangigen Zeitschriften veröffentlicht worden sein, sowie einen Peer-Review Prozess durchlaufen haben.
Fachjournal European Radiology
Die Ärztin Stephanie Mangesius überzeugte mit der der Publikation „No effect of age, gender and total intracranial volume on brainstem MR planimetric measurements“, bei der sie als Erstautorin fungierte und die im Fachjournal „European Radiology“ erschienen ist. Dabei handelt es sich um die Fragestellung wie Effekte von Alter, Geschlecht und des gesamten intrakraniellen Volumens (TIV) auf planimetrische MR-Messungen des Hirnstamms zu bewerten sind. Die MR-Planimetrie von Hirnstammstrukturen kann zur Unterscheidung von Parkinson-Syndromen hilfreich sein.
Biomarker zur Früherkennung von Parkinsonerkrankungen
Das Parkinson Syndrom und andere neurodegenerative Krankheiten sind angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung im Zunehmen begriffen, und stellen ein wichtiges medizinisches und sozioökonomisches Problem dar. Die klinisch schwierige Differentialdiagnose stellt ÄrztInnen vor eine Herausforderung, da eine Fehlklassifikation beim ersten Arztbesuch nicht ungewöhnlich ist. Daher sind Biomarker für die frühe Differentialdiagnose dringend erforderlich. Das in Innsbruck entstandene Forschungsprojekt, welches Mangesius im Rahmen ihres PhD an der Neurologie (Betreuer Werner Poewe), bearbeitet hat, beschäftigt sich mit der sogenannten „MR planimetrischen“ Methode, bei der spezifische Hirnstamm-Strukturen vermessen werden. Mangesius und ihre KollegInnen haben in einer vorhergehenden Studie einen diagnostischen Algorithmus entwickelt (Publikation in der Fachzeitschrift „Parkinsonism & Related Disorders“), der es erlaubt bei PatientInnen in einem frühen, klinisch noch unklaren Stadium einer Parkinsonerkrankung vorherzusagen, welchen Erkrankungstyp sie haben. Diese frühzeitige diagnostische Zuordnung mit Hilfe von Magnetresonanztomographie-Bildern ermöglicht es, den Patientinnen und Patienten eine bessere Behandlungsstrategie anzubieten und eine bessere Prognose stellen zu können.
„Es wurde vermutet, dass die Abnahme des Hirnvolumens, welche mit dem Altern einhergeht, die MR-planimetrischen Messungen des Hirnstamms beeinflussen könnte. Allerdings wurden die Auswirkungen des Geschlechts und des gesamten intrakraniellen Volumens (TIV) auf diese Messungen bisher nicht untersucht“, erklärt Stephanie Mangesius den Hintergrund der Forschungsidee. Für die auf diese Fragestellung basierende Studie wurden planimetrische MR-Messungen des Hirnstamms vorgenommen und auf den Einfluss von Alter, Geschlecht und TIV mit univariaten und multivariaten linearen Modellen analysiert. Die wichtigste Erkenntnis der Studie: Es gab keine geschlechtsspezifischen Auswirkungen auf einzelne oder kombinierte bildgebende Messungen des Hirnstamms in der Bevölkerung im Alter von 50 bis 80 Jahren, dem Altersbereich, der für die Differentialdiagnose des neurodegenerativen Parkinsonismus relevant ist. So meint die junge Wissenschaftlerin und Ärztin: „Es ist nicht erforderlich, die bildgebenden Messergebnisse auf Alter, Geschlecht oder TIV der Patientinnen und Patienten zu korrigieren, wenn aus dem Hirnstamm abgeleitete planimetrische MR-Messungen für die Differentialdiagnose der neurodegenerativen Parkinsonsyndrome verwendet werden.“
Weltweit gibt es zahlreiche Bemühungen Biomarker zur Früherkennung von Parkinson Syndromen zu finden. Die Studienergebnisse sind daher von internationalem Interesse.
Forschungsschwerpunkte
Nach ihrem Medizinstudium in Innsbruck beschäftigten sich frühe Publikationen der Absamerin mit der Entstehung von Oligodendrogliomen unter Verwendung von In-vitro- und In-vivo-Ansätzen, bei dem sie biochemische und bildgebende Charakterisierungen der Hirntumoren vornahm. Ihre Forschungsarbeit konzentrierte sich des Weiteren auf die Untersuchung von Biomarkern für neurodegenerative Parkinson-Syndrome mit Labor-, klinischen und bildgebenden Ansätzen. Während die 31-Järige die Forschung zu neurodegenerativen und neuroonkologischen Erkrankungen mit translationalen Ansätzen weiter fortsetzt, erweiterte sie ihr Forschungsgebiet auf neuroinflammatorische Erkrankungen (darunter Multiple Sklerose), und setzt dabei auf innovative Bildgebungs- und Bildverarbeitungstechniken. Im Rahmen der Erforschung von Imaging Markern konnten in diesem Bereich lokale (Kooperationspartner Florian Deisenhammer, Neurologie Innsbruck), sowie nationale und internationale Kooperationen gefestigt werden.
Als Ärztin an der Radiologie und Neuroradiologie beschäftigt sie sich insbesondere mit modernen Imaging Verfahren und der Erforschung neuer Bildgebungstechniken. Die Kooperation zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Heidelberg (Kooperationspartner Sina Straub und Mark E. Ladd, Deutsches Krebsforschungsinstitut) erlaubt der Wissenschaftlerin zusätzlich die Umsetzung von Studien sogar mit Ultrahochfeld 7T MR Geräten, aus der bereits erfolgreich neue Erkenntnisse zur seltenen Erkrankung der Friedreich Ataxie (Kooperationspartner Sylvia Bösch, Neurologie Innsbruck) gewonnen werden konnten.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist der Einsatz künstlicher Intelligenz. Mithilfe neuronaler Netze könnten in Zukunft Errungenschaften zur Krankheitsklassifikation sowie beim Erstellen von Prognosen und der Evaluation von Therapien erzielt werden. Eine erfolgreiche Kooperation mit dem Institut für Mathematik, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Markus Haltmeier) erlaubte die Entwicklung eines Algorithmus zur automatisierten Segmentierung bestimmter Hirnstammstrukturen mittels neuronaler Netze. Die Entwicklung diagnostischer Pipelines mittels Automatisierungstechniken könnten in Zukunft die bildgebende Diagnostik weiter verbessern.
Ähnliche innovative Ansätze der Bildgebung zur Erforschung neurodegenerativer, neuroinflammatorischer sowie neuroonkologischer Erkrankungen sind geplant.
(29.07.2020, Bul)
Link zum Paper:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00330-019-06504-1