Neurowissenschafterin Nadia Stefanova berufen
Nadia Stefanova wurde von Rektor Wolfgang Fleischhacker zur Professorin für translationale neurodegenerative Forschung berufen. Die Neurowissenschafterin beschäftigt sich zentral mit Multisystematrophie (MSA). Ihr Labor ist eines der wenigen in Europa, die sich mit dieser tödlich verlaufenden Krankheit beschäftigt.
Eigentlich wollte die gebürtige Bulgarin Nadia Stefanova im Zuge eines Fellowship-Programm unter dem Mentoring von Gregor Wenning und Werner Poewe, zwei weltweit führende Experten auf dem Gebiet der Bewegungsstörungen, nur für knapp ein Jahr nach Innsbruck an die Universitätsklinik für Neurologie der Medizin Uni Innsbruck kommen. Das ist nun gut zwanzig Jahre her. Schon während des Medizinstudiums an der Medizinischen Universität in Sofia hatte Stefanova für sich die Neurologie entdeckt und sich in ihrer PhD-Zeit im Labor auf diesen Forschungsbereich konzentriert. "Es gibt in diesem Bereich schreckliche Krankheiten, für die es noch immer keine Therapie gibt", meint die Neurowissenschafterin. Dies sei auch ihre ursprüngliche und noch immer anhaltende Motivation für ihre Forschungstätigkeit. Dabei steht vor allem die rasch fortschreitende, tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung Multisystematrophie (MSA) im Zentrum ihrer Forschung. Diese, dem Morbus Parkinson ähnliche Krankheit, tritt vergleichsweise selten auf. So sind in Österreich etwa 1.000, europaweit ca. 40.000, Menschen betroffen, doch ist das Leiden umso größer: „Innerhalb weniger Jahre ist das zentrale und autonome Nervensystem in einem Ausmaß geschädigt, dass die Patientinnen und Patienten absolut pflegebedürftig sind. Ihr Geist ist jedoch in 85 Prozent der Fälle nicht betroffen. MSA-Betroffene erleben ihre Krankheit und den damit verbundenen schnellen körperlichen Verfall bei vollem Bewusstsein“, erklärt die Wissenschafterin.
Translationale Forschung
Während Parkinson vergleichsweise gut medikamentös symptomatisch behandelbar ist, ist eine Parkinson-Therapie bei MSA-PatientInnen oft unwirksam. Mit ihrem Team versucht Nadia Stefanova in dem von ihr geleiteten Forschungslabor für experimentelle Neurodegeneration an der Universitätsklinik für Neurologie (Direktor: Stefan Kiechl) Pathomechanismen, Therapieoptionen und Marker zur Diagnostik von MSA zu entwickeln. Ihre Tätigkeit konzentriert sich dabei auf die Erforschung grundlegender molekularer Mechanismen, die zur Entdeckung von Biomarkern und neue Entwicklung Behandlungsmöglichkeiten beitragen sollen. Dabei wird mit präklinischen Screenings und Zielvalidierungen auf Krankheitsmodifikation die Basis für klinische Studien bei Morbus Parkinson und MSA geschaffen. „Als ForscherInnen und WissenschafterInnen arbeiten wir direkt mit der Klinik zusammen“, erklärt Stefanova und stellt damit auch den für sie persönlich besonders wichtigen Bezug zur translationalen Forschung, die direkt den PatientInnen zugutekommt, heraus. Innsbruck sei dafür ein ausgezeichneter Nährboden. Die Kombination aus Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung und Klinik sowie ein kompakter Universitätscampus motiviert und bietet ausgezeichnete Voraussetzungen: „Hier in Innsbruck hat einfach immer alles gepasst. Das Team und die KollegInnen, die Forschung und der direkte Bezug zur Klinik. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Forschung im Bereich MSA ein sehr seltenes Thema ist. Wir in Innsbruck sind nur eine von wenigen Forschungsgruppen weltweit, die sich mit experimenteller MSA-Forschung auseinandersetzen.“ Für die weitere Entwicklung in ihrem Forschungsbereich ist Nadia Stefanova zuversichtlich: „Wenn man auch nur einen Patienten oder Patientin, der oder die an MSA erkrankt ist, kennenlernt, weiß man, wie wichtig diese Forschung ist. Und jeder kleine Schritt, der es uns ermöglicht die Lebensqualität der PatientInnen zu verbessern, ist ein großer Erfolg, der uns weiter antreibt.“
Translational Neurodegeneration Research (https://www.i-med.ac.at/neurobiology/research/Laboratoty-for-Translational-Neurodegeneration-Research.html)
Universitätsklinik für Neurologie (https://www.i-med.ac.at/neurologie/)
PhD Program Neuroscience (https://phd-school.i-med.ac.at/phd-programs/doctoralprogram/neuroscience/)
SFB-F44 - Cell signaling in chronic CNS disorders (https://www.uibk.ac.at/pharmazie/pharmakologie/sfb-f44/)European Multiple System Atrophy Study Group (http://www.emsa-sg.org/)
(02.06.2020; Red., David Bullock; Foto: Barbara Hoffmann-Ammann)