Intensivmedizin: Förderung für Sepsisforschung
Die Österreichische Gesellschaft für Internistische und Allgemeine Intensivmedizin und Notfallmedizin (ÖGIAIN) vergibt eine jährliche Projektförderung in der Höhe von 20.000 Euro. Die aktuelle Förderung erging an die Sepsisforschung von Georg Lehner an der Gemeinsamen Einrichtung für Internistische Notfall- und Intensivmedizin am Department für Innere Medizin der Medizin Uni Innsbruck und wurde im Rahmen der Wiener Intensivmedizinische Tage (WIT) Mitte Februar offiziell vergeben.
Die Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung mit einer Mortalitätsrate bis zu 43 Prozent, an der weltweit jährlich geschätzt 5.3 Millionen Menschen versterben. Das Charakteristikum der Sepsis ist das Auftreten von Organdysfunktionen bei einer Infektion. Man nimmt an, dass diese unterschiedlichen Formen des Organversagens die Folge einer komplexen Reaktion des Körpers auf eine Infektion sind.
„Eine wesentliche Rolle scheint dabei die Störung der Mikrozirkulation zu spielen, bei der es im Rahmen der Entzündungsreaktion auch zur Aktivierung des Gerinnungssystems und zu Mikrothrombosen kommt“, erklärt Fördernehmer Georg Lehner. „Es wurden bereits zahlreiche zielgerichtete Therapieansätze, die mit dem Gerinnungssystem interagieren getestet, von denen bislang keine eine substantielle Überlebensverbesserung bei heterogenen Sepsispatientinnen und -patienten brachte. Es scheint jedoch, dass spezifische Subgruppen von diesen Therapieansätzen profitieren könnten“, so Lehner.
Das Förderprojekt
Im Labor für Inflammationsforschung der der Gemeinsamen Einrichtung für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (Leiter Michael Joannidis) am Department Innere Medizin wurde bei in vitro Experimenten (Anna K. Brandtner) festgestellt, dass proinflammatorische Mediatoren, wie sie bei der Sepsis auftreten, an den mikrovaskulären Endothelzellen eine besonders ausgeprägte Gerinnungsaktivierung über Tissue Factor (TF) bewirken. Diese scheint jedoch nicht bloß durch eine vermehrte Freisetzung von Tissue Factor bedingt zu sein, sondern wesentlich vom Verhältnis des Tissue Factor zu Tisse Factor Pathway Inhibitor abzuhängen.
Im Rahmen des Projektes „Tissue Factor and Tissue Factor Pathway Inhibitor in Sepsis“ wird an rund 120 PatientInnen mit Sepsis nun untersucht, ob auch in vivo eine Imbalance des TF/TFPI Systems während der Sepsis nachweisbar ist und ob diese prädiktiv für das Auftreten einer disseminierten intravasalen Gerinnung und die Entwicklung von Organdysfunktionen ist.
Somit könnten Subgruppen von SepsispatientInnen identifiziert werden, bei denen eine Imbalance des TF/TFPI Systems zur Entwicklung einer disseminierten intravasalen Gerinnung und Organdysfunktionen beiträgt. Eine Subgruppe könnte dann auch von zielgerichteten Therapien profitieren, die im Bereich des TF/TFPI Systems eingreifen.
Im Rahmen der WIT (Wiener Intensivmedizinischen Tage) 2020 wurde die Forschungsförderung vergeben. Georg Lehner (im Bild rechts) erhielt die Förderung für sein Projekt zur Sepsisforschung. Foto: ÖGIAIN
Links:
Gemeinsame Einrichtung für Internistische Notfall- und Intensivmedizin
(20.02.2020, Red.)