Neue FWF-Projekte an der Medizin Uni Innsbruck
Mit dem Beschluss der 76. Kuratoriumssitzung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) im November 2019, werden an der Medizinischen Universität Innsbruck drei neue Einzelprojekte, ein internationales Projekt sowie zwei Projektteile in einem Spezialforschungsbereich unterstützt. Zudem wurde ein Schrödinger Stipendium vergeben.
Ausgewiesenes Ziel des Forschungsförderungsfonds ist es, die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit Österreichs im internationalen Vergleich sowie seine Attraktivität als Wissenschaftsstandort vor allem durch Förderung von Spitzenforschung einzelner Personen bzw. Teams, aber auch durch Beiträge zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der Forschungsstätten und des Wissenschaftssystems in Österreich zu stärken. Über die Förderung von Forschungsvorhaben entscheidet das FWF Kuratorium auf Basis von internationalen Fachgutachten.
In der 76. Kuratoriumssitzung genehmigte der Wissenschaftsfonds drei Einzelprojekte (Timo Adolph vom gastroenterologischen Labor, Univ.-Klinik für Innere Medizin I - Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie und Stoffwechsel, Valentina Di Biase vom Institut für Molekulare und zelluläre Pharmakologie sowie Verena Labi vom Institut für Entwicklungsimmunologie), ein internationales Projekt (Natalie Sampson, Universitätsklinik für Urologie), zwei Projektteile im Spezialforschungsbereich – SFB (Alexandra Lusser, Institut für Molekularbiologie und Mattihias Erlacher, Institut für Genomik und RNomik) und ein Schrödinger Stipendium (Christoph Birkl, Universitätsklinik für Neuroradiologie).
Einzelprojekte:
+ Projektleiter Timon Adolph, gastroenterologisches Labor, Innere Medizin I - Department Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie und Stoffwechsel (Leitung Herbert Tilg)
Epitheliale Autophagie als Regulator intestinaler Entzündung
Im Fokus steht das funktionelle Zusammenspiel von Signalwegen in Darmepithelzellen und wie Störungen dieser Signalwege zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen führen können. Das Team um Timon Adolph wird in einem dreijährigen Projekt experimentell untersuchen, wie Autophagie oxidativen Schaden an zellulären Membranen kontrolliert und wie dies die Bildung von Entzündungssignalen in Darmepithelzellen beeinflusst.
+ Projektleiterin Valentina Di Biase, Institut für Molekulare und zelluläre Pharmakologie (Leitung Hans-Günther Knaus)
Phosphorylierung an CaV1.2-S1928 & dendritische Komplexität
Spannungsgesteuerte L-Typ Kalziumkanäle spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation der dendritischen Komplexität von Nervenzellen im zentralen Nervensystem. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind allerdinsg weitgehend unbekannt. Das Projekt wird die Verbindung zwischen der Phosphorylierung der CaV1.2 Isoform der Kalziumkanäle und der nachfolgenden Kalziumsignale untersuchen, um eine angemessene dendritische Entwicklung zu erreichen. Da die korrekte Größe und Verzweigung des Dendritenbaums die Schaltung und Weiterverarbeitung von Informationen im Gehirn bestimmt, werden die Ergebnisse neue molekulare Ziele für die Behandlung von Krankheiten finden, bei denen die dendritische Komplexität geändert ist.
+ Projektleiterin Verena Labi, Institut für Entwicklungsimmunologie (Leitung Andreas Villunger)
Molekulare Wirkmechanismen von mikroRNAs
Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Frage wie kleine RNA Moleküle, sogenannte mikroRNAs, zur Tumorentstehung beitragen. Der Fokus liegt darauf, wie bestimmte mikroRNAs den programmierten Zelltod schadhafter Blutzellen behindern und damit eine Lymphomentstehung fördern können.
Internationales Projekt:
+ Natalie Sampson, Abteilung für experimentelle Urologie, Universitätsklinik für Urologie (Leitung Wolfgang Horninger); internationaler Partner: George Thalmann, Department for BioMedical Research, Universitätsklinik für Urologie, Universität Bern.
Therapieresistenz beim Prostatakrebs: Einfluss von der Heterogenität der Tumormikroumgebung
Organbeschränktes Prostatakarzinom kann häufig durch radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie geheilt werden. Für fortgeschrittene Stadien stehen eine Reihe von Therapieoptionen zur Verfügung, die jedoch alle nur mehr eine palliative Wirkung zeigen: Die Mehrheit der Patienten entwickeln innerhalb von 2-3 Jahren zunächst einen castrationsresistenten Prostatakrebs und dann sukzessive Therapieresistenzen gegenüber den verschiedenen Therapien und Medikamenten. Ziel des gegenständlichen grundlagen- und translations-orientieren Forschungsprojektes ist es, die molekularen Mechanismen von Resistenzentwicklung weiter aufzuklären und den Einfluss der stromalen Tumormikroumgebung auf der Entwicklung von Tumorzell-Resistenz näher zu charakterisieren.
Spezialforschungsbereich (SFB):
RNA-DECO, Decorating RNA for a purpose
Der in der letzten Kuratroriumssitzung genehmigte SFB mit dem Titel „RNA-DECO, Decorating RNA for a purpose“ (Koordinator Michael Jantsch, Medizinische Universität Wien) beschäftigt sich mit dem Thema chemischer RNA-Modifikationen, deren Vorkommen, Biochemie und biologischer Auswirkung. Neben ForscherInnen der Forschungsinstitute IST, IMBA, IMP sowie der Medizinischen Universität Wien, Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien sind auch zwei Forschungsgruppen der Medizinischen Universität Innsbruck sowie eine von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck beteiligt. Alexandra Lusser und Matthias Erlacher von der Medizinischen Universität Innsbruck und Ronald Micura von der Universität Innsbruck sind Teil dieses RNA Forschungsnetzwerks
Der Projektteil „Verteilung und Funktion von 5-Methylcytosin (m5C) in prä-mRNA“ (Projektleiterin Alexandra Lusser, Institut für Molekularbiologie – Leitung Hubertus Haas) beschäftigt sich mit einer umfassenden funktionellen Analyse von Cytosinmethylierungen in noch nicht gespleißten Intronsequenzen von mRNA. Dabei soll v.a. der Einfluss auf die mRNA Reifung untersucht werden.
Im Fokus des Projektteils „Regulation der Proteinsynthese durch RNA-Modifikationen“ (Projektleiter Matthias Erlacher, Institut für Genomik und RNomik – Leitung Alexander Hüttenhofer) sind RNA Modifikationen, die in mRNAs und tRNAs vorkommen. Im Speziellen wird deren Einfluss auf die Proteinbiosynthese untersucht.
Schrödinger Stipendium:
+ Christoph Birkl, Universitätsklinik für Neuroradiologie (Leitung Elke R. Gizewski)
Einfluss von Myelin auf die diamagnetische Suszeptibilität
Quantitative Susceptibility Mapping (QSM) ist eine neue Methode in der Magnetresonanz Tomographie (MRT), um die magnetische Suszeptibilität von Gewebe zu bestimmen. Im menschlichen Gehirn tragen Eisen und Myelin am stärksten zur magnetischen Suszeptibilität bei. Das Ziel des Projektes ist die Erforschung des Einflusses von Myelin und dessen verschiedenen chemischen Bestandteilen auf die magnetische Suszeptibilität im Gehirn. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind ein wichtiger Schritt um in Zukunft noch genauer Schädigungen des Myelins, beispielsweise bei der Multiplen Sklerose, mittels MRT diagnostizieren zu können.
Infos:
https://www.i-med.ac.at/forschung/FWF-Programme.html
(22.02.2020; Red.)