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v.l.: Andreas Altmann (Rektor MCI), Stefan Kiechl (Medizinische Universität Innsbruck), Wolfgang Fleischhacker (Rektor Medizinische Universität Innsbruck), Tilmann Märk (Rektor Universität Innsbruck),Frank Edenhofer (Leiter Life & Health Science Cluster Tirol), Magdalena Flatscher-Thöni (UMIT)

Tirol erforscht Leben und Gesundheit der Zukunft

Macht uns die moderne Stammzellforschung gesund und unsterblich? Wie kann die Alterung von Gefäßen verzögert werden? Und welcher rechtliche Rahmen ist der Fortpflanzungsmedizin in Österreich gesetzt? In einem Pressegespräch präsentierten Expertinnen und Experten der Tiroler Hochschulen ausgewählte Zukunftsfragen des Life & Health Science Cluster Tirol.

Anfang Dezember tagten in Innsbruck die im Bereich der Lebens- und Gesundheitswissenschaften in Tirol tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie haben sich vor kurzem im Life & Health Science Cluster Tirol zusammengeschlossen, um wichtige Fragen der Zukunft gemeinsam zu erforschen. Die modernen Life & Health Sciences sind Kernthema und Kernkompetenz der Medizinischen Universität Innsbruck, wie Rektor W. Wolfgang Fleischhacker in der Pressekonferenz betonte. „Mit Stichtag von gestern forschen an der Medizinischen Universität Innsbruck 1.247 Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Der Cluster ist für uns besonders wichtig, denn Kooperation ist ein Erfolgsfaktor der modernen Wissenschaft.“

Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun Hochschulen - neben den acht Tiroler Hochschulen ist auch die Fachhochschule Vorarlberg im Cluster vertreten - aus dem Bereich der Grundlagenforschung, über angewandte Forschung und Klinik bis zur Nachsorge, Ethik und Recht sind darin vernetzt. „Die Tiroler Hochschulkonferenz, ein Zusammenschluss aller Tiroler Hochschulen, hat alle Forscherinnen und Forscher der Tiroler Hochschulen im Bereich der Lebens- und Gesundheitswissenschaften eingeladen, eine gemeinsame Initiative zur Stärkung des Standorts Tirol in Forschung und Lehre auf den Weg zu bringen“, sagt der Vorsitzende der Tiroler Hochschulkonferenz, Rektor Tilmann Märk. „Daraus ist der Life & Health Science Cluster Tirol entstanden, der die Aktivitäten in Tirol koordiniert und bündelt und in Zukunft die zentrale Anlaufstelle im Bereich Lebens- und Gesundheitswissenschaften in Tirol sein wird.“

Zentrale und öffentliche Informationsplattform
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Grundlagenforschung, über angewandte Forschung und Klinik bis zur Nachsorge, Ethik und Recht haben sich entsprechend ihrer Expertise in vier Subcluster organisiert: 1) Biologie, Pharmazie, Chemie; 2) Gesundheit, Medizin, Psychologie; 3) Geistes-, Sozial-, Rechts-, Wirtschaftswissenschaften; 4) Technik, Informatik. „Der Cluster vernetzt alle Tiroler Life & Health Science Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, schafft eine hohe nationale wie internationale Sichtbarkeit Tirols und arbeitet mit der Standortagentur Tirol zusammen. Wir bieten eine zentrale und öffentliche Informationsplattform für Vorträge, Weiterbildung, Podiumsdiskussionen, Lange Nacht der Forschung usw.“, erläutert Frank Edenhofer, Stammzellforscher an der Universität Innsbruck und Sprecher des Life & Health Science Cluster Tirol.

Grundlagenforschung: Unsterblich und gesund durch Stammzellen?
Der Mythos von Unsterblichkeit und ewiger Jugend begleitet die Menschheit von Anfang an. Er inspirierte Dichter, Maler und Wissenschaftler - doch die Verwirklichung blieb und bleibt in unerreichbarer Ferne. Oder doch nicht? „Neue Ergebnisse der Forschung an zellbiologischen regenerativen Prozessen zeigen, dass zumindest auf zellulärer Ebene eine offensichtlich uneingeschränkte Regeneration möglich ist“, sagt Frank Edenhofer vom Institut für Molekularbiologie der Universität Innsbruck. Künstlich hergestellte, sogenannte reprogrammierte Zellen werden schon heute zum Studium verschiedener Erkrankungen, wie zum Beispiel der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit sowie von Multipler Sklerose verwendet. Das Team um Edenhofer arbeitet mit reprogrammierten Zellen, um die Funktionsweise unter anderem des Gehirns besser zu verstehen und neue Therapien für Erkrankungen zu entwickeln. Erste Versuche zur Zell-Therapie mittels reprogrammierter Zellen im Tierversuch sind vielversprechend – so konnte gezeigt werden, dass die Transplantation reprogrammierter Gehirnstammzellen in die Gehirn- Rückenmarks-Flüssigkeit die Menge des Immunmetaboliten Succinat verringert. Dieser Stoff ist ein Signalmolekül für Immunzellen, das Entzündungen verstärkt. „Die Transplantation von Stammzellen im Tiermodell führt zur Abmilderung der Entzündung und der damit zusammenhängenden Gehirn- und Rückenmarksschäden“, erzählt Frank Edenhofer. „Diese Entdeckung könnte in Zukunft Menschen helfen, bei denen Multiple Sklerose diagnostiziert wurde.“

Interdisziplinäre klinische Forschung zur Alterung von Gefäßen
Die Arteriosklerose zählt mit zu den häufigsten Erkrankungen in den Industrieländern und ist Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Das Team um Stefan Kiechl von der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck widmet sich der Erforschung von altersbedingten Veränderungen in der Gefäßwand, dabei wird der Bogen von den frühesten Gefäßveränderungen bei Jugendlichen bis hin zum manifesten Endorganschaden gespannt. „Ziel ist es, das Mechanismen der Gefäßalterung besser zu verstehen und darauf aufbauend optimierte Therapien und Rehabilitationsverfahren für Herzinfarkt und SchlaganfallpatientInnen zu entwickeln“, erklärt Stefan Kiechl. Besonders auch in der Prävention und Früherkennung werden die zu erwartenden Ergebnisse ihren direkten Nutzen zeigen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des K-Projektes VASCage (COMET Programm, FFG) wurde am 27. November 2018 der Startschuss zu einem neuen K-Zentrum VASCage-C mit Sitz in Tirol und einer finanziellen Ausstattung von 17 Millionen Euro gegeben. Im Rahmen dieses Programms sind sieben Kooperationsprojekte zwischen der Medizinischen Universität Innsbruck und der Universität Innsbruck geplant.

Fortpflanzungsmedizinrecht in Österreich
Der österreichische Gesetzgeber hat im Jahr 1992 erstmals die medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Form des Fortpflanzungsmedizingesetzes geregelt. Seither bestimmt dieses Gesetz, wer sich welcher Methoden der medizinisch unterstützten Fortpflanzung bedienen kann. Höchstgerichtliche Entscheidungen und zahlreiche Stellungnahmen aus dem Kreis von Expertinnen und Experten sowie die Stellungnahmen der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt haben letztlich dazu geführt, dass das Gesetz 2015 substantiell geändert wurde. „Damit wurde der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin in Österreich liberaler: So ist nunmehr etwa die Eizellenspende erlaubt und auch Frauenpaare können Fortpflanzungsmedizin in Anspruch nehmen“, sagt Magdalena Flatscher-Thöni von der UMIT – Private Universität für Medizinische Informatik und Technik in Hall. Diese neue Rechtslage nahm ein interdisziplinäres Forschungsteam, das sich aus Vertreterinnen under Vertretern der UMIT (M. Flatscher-Thöni, C.Schusterschitz), der Universität Innsbruck (C. Voithofer, W. Geser) und der Medizinischen Universität (B. Böttcher, G. Werner-Felmayer, A. Lampe) zusammensetzt, zum Anlass empirisch der Frage nachzugehen, warum und unter welchen Bedingungen Menschen bereit sind, ihre Samen- oder Eizellen für die Fortpflanzung anderer Personen zur Verfügung zu stellen. Das durch den Tiroler Wissenschaftsfonds geförderte Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Bereitschaft zur Keimzellenspende besser zu verstehen und das Spenderegime im Fortpflanzungsmedizingesetz durch die Integration der unterschiedlichen Disziplinen kritisch zu analysieren.

(Red.)

Weitere Informationen:

Life & Health Science Cluster Tirol

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