Pioniere der Neuroradiologie: Auszeichnung für Stephanie Mangesius
Hohe Auszeichnung für Innsbrucker Nachwuchsforscherin: Die 29jährige Stephanie Mangesius absolviert derzeit ihre Facharztausbildung an der Univ.-Klinik für Neuroradiologie (Direktorin: Elke Gizewski). Im Rahmen des Jahresmeetings der Europäischen Gesellschaft für Neuroradiologie wurde die Tirolerin mit dem „ESNR 2018 Pioneers und Past Presidents Award“ ausgezeichnet.
Stephanie Mangesius ist nicht nur eine begeisterte Ärztin, sondern möchte aktiv auch etwas Neues entdecken. Für ihre wissenschaftliche Arbeit zur Verbesserung der Diagnostik bei Parkinsonerkrankungen ist die gebürtige Absamerin jetzt von der „Europäischen Gesellschaft für Neuroradiologie“ (ESNR) ausgezeichnet worden. Mangesius hat im Rahmen der Jahrestagung Ende September in Rotterdam den „ESNR 2018 Pioneers and Past Presidents Award“ in der Kategorie Diagnostische Neuroradiologie verliehen bekommen. Dieser Förderpreis wird an zwei NachwuchsforscherInnen verliehen, wovon jeweils einer in der Kategorie Diagnostische Neuroradiologie und in der Kategorie Interventionelle Neuroradiologie, und ist mit 4.000 Euro dotiert. Die Verleihung erfolgt zur Ehrung des ehemaligen Präsidenten Auguste Wackenheim.
Großes Interesse an der Erforschung des Gehirns
Ihr großes Interesse an der Forschung hat Mangesius dazu angetrieben, direkt an ihr Humanmedizin-Studium an der Medizinischen Universität Innsbruck ein PhD-Studium anzuschließen. Dank einer Förderung der französischen Organisation „La Ligue contre le cancer“ konnte die begabte Medizinerin in Paris an der Sorbonne Universität (Université Pierre et Marie Curie) in der Gruppe für experimentelle Neuroonkologie von Marc Sanson und Jean Yves Delattre forschen. Ihr besonderes Interesse galt dabei der Entstehung von Oligodendrogliomen, einer speziellen Form von Hirntumoren. 2014 kehrte sie dann nach Innsbruck zurück, um bei Univ. Prof. Werner Poewe, dem Direktor der Univ.-Klinik für Neurologie, ihr Clinical PhD abzuschließen. Thema ihrer Doktorarbeit in der hiesigen Parkinson-Forschungsgruppe (Klaus Seppi) waren Biomarker zur Früherkennung von Parkinsonerkrankungen. Seit 2016 absolviert die interessierte Wissenschaftlerin ihre Facharztausbildung an der Univ.-Klinik für Neuroradiologie (Elke Gizewski). Die Auszeichnung der ESNR erhält Mangesius für die Erstautorenschaft einer Publikation in der Fachzeitschrift „Parkinsonism & Related Disorders“. Parkinson Syndrome und andere neurodegenerative Krankheiten sind angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung im Zunehmen begriffen, und stellen ein wichtiges medizinisches und sozioökonomisches Problem dar. Dies stellt ÄrztInnen vor eine Herausforderung. Die klinische Differentialdiagnose von neurodegenerativen Parkinson-Syndromen ist auch für Bewegungsstörungsspezialisten schwierig, und eine diagnostische Fehlklassifikation beim ersten Arztbesuch ist nicht ungewöhnlich. Daher sind Biomarker für die Differentialdiagnose dringend erforderlich. Die in Innsbruck entstandene Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der sogenannten „MR planimetrischen“ Methode. Dabei werden spezifische Hirnstamm-Strukturen vermessen. Für die veröffentlichte Arbeit haben Mangesius und ihre KollegInnen einen diagnostischen Algorithmus entwickelt, um zu überprüfen, ob es möglich ist, bei PatientInnen mit einem frühen, klinisch noch unklaren Stadium einer Parkinsonerkrankung vorherzusagen, welchen Erkrankungstyp sie haben. „Wenn wir mit Hilfe von Magnetresonanztomographie-Bildern frühzeitig vorhersagen könnten, welche spezielle Form der Erkrankung vorliegt, dann wäre es möglich den Patientinnen und Patienten eine bessere Behandlungsstrategie anzubieten und eine bessere Prognose zu stellen.“ Wie die Forscherin in weiteren Arbeiten als Erstautorin feststellen konnte, ist die Methode unabhängig vom MR-Gerät, wie auch vom Alter und Geschlecht der PatientInnen anwendbar. Weltweit gibt es zahlreiche Bemühungen, neue Biomarker für Parkinson zu finden. Die Studienergebnisse sind daher von großem Interesse. „Das Gehirn ist aus meiner Sicht eines der spannendsten Organe des Körpers überhaupt, man muss es verstehen lernen. Denn hier gibt es noch sehr viel zu entdecken, der Innovationsdruck ist enorm, und die Entwicklung wird immer rasanter“, sagt Mangesius, die an ihrem Fach der Radiologie insbesondere die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen medizinischen Disziplinen schätzt: „Die Radiologie ist ein diverses und herausforderndes Fach, das mit unterschiedlichsten Techniken maßgeblich in der Diagnostik aller medizinischen Subspezialitäten involviert ist. Der breitgefächerte multidisziplinäre Ansatz, die zunehmende Involvierung in der Therapie durch interventionelle Maßnahmen und der neue multiparamatrische Ansatz zur Darstellung morphologischer Veränderungen, aber auch zur Erfassung funktioneller und molekularer Informationen, machen dieses Fach so extrem spannend. Es gibt ständig neu entwickelte Technologien und zukünftige Bildgebungstechniken. Das ist ein sehr schönes Gefühl.“
Publikation: Parkinsonism Relat Disord. 2018. MR planimetry in neurodegenerative parkinsonism yields high diagnostic accuracy for PSP. AutorInnen: Mangesius S, Hussl A, Krismer F, Mahlknecht P, Reiter E, Tagwercher S, Djamshidian A, Schocke M, Esterhammer R, Wenning G, Müller C, Scherfler C, Gizewski E, Poewe W, Seppi K. https://doi.org/10.1016/j.parkreldis.2017.10.020
(B. Hoffmann-Ammann)
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