Otto-Kraupp-Preis 2018 für die Urologin Isabel Heidegger-Pircher
Ende Mai wurde im Billrothhaus der Gesellschaft der Ärzte in Wien bereits zum 20. Mal der Otto-Kraupp-Preis vergeben. Unter den drei besten Habilitationen ist auch jene von Isabel Heidegger-Pircher, die an der Univ.-Klinik für Urologie zur Entwicklung neuer Biomarker für die frühzeitige Erkennung von Prostatakrebs wie auch zur Identifikation von Resistenzmechanismen neuartiger Therapien bei metastasiertem Prostatakrebs forscht.
Mit ihrer Habilitationsschrift “Biomarkers and new therapeutic targets in prostate cancer” widmet sich die Urologin Isabel Maria Heidegger dem häufigsten Tumor des Mannes, dem Prostatakarzinom.
Auf der Suche nach effizienteren Diagnose- und Therapieoptionen
Der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) dient weltweit als Indikator für ein mögliches Prostatakarzinom, hat sich jedoch mehreren, auch an der Innsbrucker Urologie durchgeführten Studien zufolge, als nur bedingt verlässlich erwiesen. „Die Identifikation von Biomarkern, welche signifikante von latenten Karzinomen unterscheiden können, ist daher eines der essentiellsten urologischen Forschungsthemen, um zukünftige Diagnose- und Therapievarianten zu verbessern“, weiß Heidegger, die in ihren Arbeiten zeigen konnte, dass eine zusätzliche Messung von PSA-Isoformen wie freies PSA und proPSA sowie die Berechnung von PSA-Anstiegsgeschwindigkeiten (Velocities) über mehrere Jahre hinweg die Vorhersagekraft des PSA signifikant erhöht.
Derzeit sind im klinischen Alltag zahlreiche, in den vergangenen Jahren für das kastrationsresistente metastasierte Prostatakarzinom entwickelte Therapieoptionen im Einsatz. Allerdings zeigten diese Medikamente teilweise nicht die gewünschte Wirkung oder sind mit einer schnellen Resistenzentwicklung vergesellschaftet. Zudem fehlen Biomarker, um den Patienten eine personalisierte Therapiestrategie anbieten zu können. „Wir konnten in einer experimentellen Arbeit erstmals Prostatakarzinom-Zelllinien etablieren, welche gegen Enzalutamid, einen neuen Androgenrezeptor-Inhibitor, resistent sind, womit eine Grundlage für zukünftige Biomarker-Studien geschaffen wurde. Zudem konnten wir in dieser Arbeit zeigen, dass Enzalutamid-Resistenz mit vermehrter Expression des Androgenrezeptors und dessen Variante ARV 7 einhergeht, was mechanistisch durch das Auftreten einer Androgenrezeptor-Genamplifikation erklärbar ist“, berichtet Heidegger.
Ein weiterer therapeutischer Ansatzpunkt ist das Insulin-like- Growth-Factor-(IGF-)Netzwerk. Hierbei konnte die Urologin erstmals einen potenziellen Mechanismus beschreiben, der darlegt, warum erste Phase-III-Studien mit IGF1-Rezeptor-targeting-Medikamenten nicht den gewünschten Effekt zeigten. „Unsere Daten belegen sowohl in vitro als auch in vivo, dass eine zusätzliche Inhibition des Insulin-Rezeptors die Effektivität dieser Medikamente deutlich erhöhen kann“, so Heidegger.
Otto-Kraupp-Preis
Zum Gedenken an Univ.-Prof. Dr. Otto Kraupp (1920 – 1998), Ordinarius für Pharmakologie und Toxikologie sowie langjähriger Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, wird seit 1999 der Otto-Kraupp-Preis vergeben, mit dem jährlich die beste an einer österreichischen Universität angenommene medizinische Habilitation ausgezeichnet wird. Das Preisgeld wird von Siemens Healthineers zur Verfügung gestellt. Die Auswahl unter den KandidatInnen trifft eine unabhängige Jury.
Links:
Otto-Kraupp-Preis
https://www.billrothhaus.at/index.php?option=com_content&task=view&id=154&Itemid=167#Otto-Kraupp-Preis
Univ.-Klinik für Urologie
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_urologie.html