Für den Ernstfall gerüstet
Eine gemeinsame Informationsveranstaltung der tirol kliniken und der Medizinischen Universität Innsbruck machte im vollbesetzten Hörsaal im Kinder- und Herzzentrum auf die große Bedeutung der Vorbereitung auf Großschadensfälle aufmerksam. Detlef Cwojdziniski, zuständig für Katastrophenschutz und Krisenmanagement im Senat für Gesundheit und Soziales Berlin, berichtete von seinen Erfahrungen.
Die jüngsten Terroranschläge in Deutschland haben auch in Österreich dazu geführt, die vorhandenen Katastrophenpläne zu adaptieren. „Wir haben einen Katastrophenplan und uns in den vergangenen Jahren insbesondere im Vorfeld von Großveranstaltungen in Tirol sehr gut vorbereitet. Terroranschläge sind allerdings etwas Anderes, weshalb wir uns diesem Thema in der Schadensvorbereitung in nächster Zeit intensiv widmen wollen“, sagte Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Innsbruck bei der Begrüßung. Die gute Vorbereitung auf Großschadensfälle ist der Medizinischen Universität Innsbruck und den tirol kliniken ein wichtiges, gemeinsames Anliegen“, erklärte Rektor Wolfgang Fleischhacker.
Wie sich Krankenhäuser vorbereiten sollten
Wie sich Krankenhäuser auf die neuen, angenommenen Bedrohungen vorbereiten sollten, schilderte im Anschluss anschaulich Detlef Cwojdziniski aus Berlin. Der Experte ist bereits seit 1978 in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin tätig und Berater von Kliniken weltweit. Sein Arbeitsgebiet liegt in der Organisation und Leitung von Stäben sowie der Krankenhausalarmplanung für 39 Kliniken in Berlin inklusive Durchführung der Übungen. Seit den 1980iger Jahren hat es in Berlin 180 Vollübungen gegeben. Trotzdem hat insbesondere der Terroranschlag in Berlin im Dezember 2016 gezeigt, dass Verbesserungen möglich und notwendig sind. Am 19. Dezember 2016 raste ein Attentäter mit einem Sattelschlepper ungebremst in eine Budengasse des Weihnachtsmarkts an der Gedächtniskirche. Zwölf Menschen kamen dabei ums Leben, über 70 wurden verletzt. Cwojdziniski schilderte detailliert die Prozesse, Funktionseinheiten und Abläufe. „Die Voraussetzung für erfolgreiches Krisenmanagement ist regelmäßiges Üben“, betonte der Experte. Neue Angebote, wie beispielsweise Schulungen von medizinischen Fachkräften in der richtigen Behandlung von Schussverletzungen, werden derzeit etabliert auch Checklisten, die in jeder Abteilung vorhanden sein sollten, werden in Berlin regelmäßig evaluiert und adaptiert.
Vorbereitungen und Umsetzung am LKH Universitätskliniken Innsbruck
Anschließend berichteten die beiden Oberärzte an der Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin (Direktor: Karl Lindner) Michael Baubin und Marc Kaufmann sowie Rene Schmid von der Univ.-Klinik für Unfallchirurgie (Direktor: Michael Blauth) und Günter Pfaringer (Leiter Sicherheitstechnik LKI) wie das LKI (Landeskrankenhaus Innsbruck) sich auf Großschadensfälle vorbereitet hat. Gemeinsam mit Hans-Jürgen Schreiber (Security Manager LKI) bilden sie das KAT-Team am LKI. Hier hat es bereits viele wichtige vorbereitende Planungen gegeben. So verwies Michael Baubin beispielsweise auf das ausgezeichnete Netz von aktiven NotärztInnen in Tirol. „Mit 350 aktiven Notärztinnen und Notärzten haben wir gleich viele wie das wesentlich bevölkerungsstärkere Bundesland Steiermark“, sagte Baubin. Allerdings werde die Anzahl auch benötigt, denn auf Grund der geographischen Lage sowie der hohen Anzahl von TouristInnen, Tirol hatte zuletzt rund 47,6 Millionen Nächtigungen von Touristen, sei diese Ausstattung absolut notwendig.
(B. Hoffmann-Ammann)