Future Baby: Die Zukunft der menschlichen Fortpflanzung
Im April standen medizinisch assistierte Reproduktionstechnologien im Fokus einer interdisziplinären Ringvorlesung, Podiumsdiskussion und Filmpremiere. Die Veranstaltungen wurden von ao.Univ.Prof.in Dr.in Gabriele Werner-Felmayer (Sektion für Biologische Chemie & Bioethik Netzwerk Ethucation) gemeinsam mit Dr.in Irene Berkel, Studiendekanin der Fakultät für Bildungswissenschaften (LFU) organisiert.
Die Veranstaltung stieß auf breites Interesse der Studierenden und der Öffentlichkeit: Die Ringvorlesung „Interventionen: Reproduktion als technisches, soziales und kulturelles Experiment“ informierte Studierende der Medizinischen Universität Innsbruck und Universität Innsbruck über medizinische, rechtliche und kulturwissenschaftliche Perspektiven zum Thema. In der voll besetzten Aula diskutierten am 18. April Univ.-Prof. Dr. Ludwig Wildt (Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin), Univ.-Ass.in Dr.in Caroline Voithofer (Institut für Zivilrecht, LFU), Mag.a Iris Trawöger (Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie), Univ.Prof. Johannes Zschocke (Sektion für Humangenetik), Univ.-Ass. Dr. Gregor Heißl, E.MA (Institut für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre, LFU) und ao.Univ.Prof.in Dr.in Gabriele Werner-Felmayer zum Thema „Reproduktionsmedizin – Zwischen Kinderwunsch und „Designerbaby““. Die Podiumsdiskussion wurde von der European Law Students‘ Association (ELSA) und der Austrian Medical Students‘ Association (AMSA) in Kooperation mit der Medizinischen Universität Innsbruck und Ethucation veranstaltet. Am 20. April hatte schließlich der Film „Future Baby“ der österreichischen Dokumentarfilmerin Maria Arlamovsky im ausverkauften großen Saal des Leokinos seine Westösterreich-Premiere. Der Film entwirft keine Zukunftsszenarien, sondern beobachtet die weltweit zunehmende Praxis technisierter und arbeitsteiliger Fortpflanzung, die jeden Wunsch erfüllbar scheinen lässt, zumindest für jene, die genügend Geld aufbringen. Im Anschluss an den Film diskutierten die Regisseurin sowie Univ.-Prof.in Dr.in Anne Siegetsleitner (Institut für Philosophie, LFU) mit dem Publikum.
Breite Diskussion neuer Reproduktionstechnologien
Das große Interesse am Thema zeigte auf, wie wichtig eine breite Diskussion der zahlreichen ethischen, juristischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der sich rasch entwickelnden Reproduktionstechnologien und ihrer Anwendungsmöglichkeiten ist. Besonders wenn Dritte als Eizellspenderin, Samenspender oder „Leihmutter“ involviert werden, oft auf Grund legaler und ökonomischer Asymmetrien über Staatsgrenzen und Kontinente hinweg in einem weitgehend unregulierten Fertilitätsmarkt, oder wenn es um genetische Selektion bestimmter Merkmale geht, werden diese besonders deutlich. Heute technisch denkbare Eingriffe in die Keimbahn mittels genome editing stellen weitere Facetten der komplexen bioethischen Debatte dar. Die Änderungen im 2015 novellierten Fortpflanzungsmedizingesetz in Österreich und seine Umsetzung in die Praxis, aber auch allgemeine Fragen der Gerechtigkeit und der Verantwortung zukünftigen Generationen gegenüber, sowie veränderte kulturelle und soziale Kategorien und Normen wurden thematisiert. Durch den interdisziplinären Ansatz, sowie die Kombination von einschlägigen Vorlesungen, öffentlichen Diskussionen und Filmvorführung konnte die Vielschichtigkeit der Herausforderungen begreifbar gemacht werden.
Vortragende der Ringvorlesung: Dr.in Bettina Böttcher (Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin), Dr.in Silvia Exenberger-Vanham (Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie), Univ.- Prof. Dr. PhD Johannes Zschocke (Sektion für Humangenetik), MA Johanna Kostenzer (International Health and Social Management, MCI, PhD cand.in Politikwissenschaft, LFU), PD Dr. Andreas Exenberger (Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –geschichte, LFU), Univ.-Ass.in Mag.a Dr.in Caroline Voithofer (Institut für Zivilrecht, LFU), Prof. (FH) Dr. Markus Frischhut (EU-Recht, MCI), Ao.Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Maria Wolf (Institut für Erziehungswissenschaft, Sprecherin des Forschungsnetzwerks "Gender, Care and Justice" der Forschungsplattform Geschlechterforschung, LFU), Dr.in Irene Berkel, ao.Univ.Prof.in Dr.in Gabriele Werner-Felmayer
(Redaktion/ B. Hoffmann-Ammann)
Weiterführende Links:
- Programm
- Podiumsdiskussion
- Film Future Baby
- Diskussion zum Film
Das Bioethik Netzwerk Ethucation ist die Österreichische Niederlassung des International Network, UNESCO Chair in Bioethics (Haifa) . Ethucation ist Mitorganisator der von 26. – 27. September 2016 in Innsbruck stattfindenden Konferenz zu „Health care in Europe – a safe haven? Standard of Care from a multidisciplinary perspective“ .