Prüfungen im Medizinstudium - 9. Curriculumstag
Bereits zum 9. Mal luden der Vizerektor für Lehre- und Studienangelegenheiten gemeinsam mit Senat und Curricularkommission am 8. April zum Curriculumstag der Medizinischen Universität Innsbruck. Den thematischen Schwerpunkt bildete diesmal das Prüfungssystem im Medizinstudium.
Bereits ab kommenden Juli wird das Prüfungssystem an der Medizinischen Universität Innsbruck komplett auf ein elektronisches System umgestellt. Schon in den vergangenen Semestern haben Testläufe stattgefunden. Im aktuell laufenden Sommersemester werden in der Prüfungssoftware noch die letzten Programmierarbeiten vorgenommen und die PrüferInnen in Bezug auf die verschiedensten Testfragestellungen und Auswertungsmöglichkeiten, die die Software bietet, geschult.
Prüfungen als Qualitätssicherungsinstrument
Angesichts dieser Umstellung widmeten sich die TeilnehmerInnen des diesjährigen Curriculumstages nicht nur den bevorstehenden Änderungen im Prüfungssystem, sondern diskutierten zunächst auch allgemein über Sinn und Zweck von Prüfungen und Prüfungsarten im Rahmen des Medizinstudiums. Als Keynote-Speaker war dazu Dr. Kai Sostmann, Leiter des Kompetenzbereichs e-Learning und Medizinische Hochschuldidaktik an der Berliner Charité, geladen. Ziel und gleichzeitig auch Herausforderung der medizinischen Ausbildung, so erörterte er, sei neben der medizinischen Ausbildung auch die Vermittlung analytischen Denkens, die Entwicklung fachkundiger praktischer Fertigkeiten sowie die Fähigkeit, fachlich durchdachte Entscheidungen und Beurteilungen zu fällen. Hinsichtlich der enormen Komplexität dieser Anforderungen der medizinischen Ausbildung können Prüfungen als Qualitätssicherungsinstrument betrachtet werden, die Mindeststandards gewährleisten.
Das Studium der (Human-)Medizin stellt damit die grundlegende Basis für ein arbeitsplatzbasiertes und lebenslanges Lernen für Ärztinnen und Ärzte dar. Vor diesem Hintergrund erläuterte Dr. Sostmann das Leitbild des Modellstudiengangs Medizin an der Charité. Es wird das Ziel verfolgt, fachliche Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen an eigenverantwortliche und kritische Studierende zu vermitteln, kommunikative und Teamfähigkeiten zu fördern sowie patientenorientiertes Lernen und interdisziplinäres Denken zu forcieren.
Diesen Herausforderungen muss auch das Prüfungssystem des Studiums gerecht werden. Neben Prüfungsgütekriterien (Validität und Reliabilität) können die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten durch verschiedenste, kompetenzbasierte Prüfungsformate abgefragt und vermittelt werden. Dazu werden nicht nur klassische Multiple-Choice-Tests, Key-Feature Fragen oder Modified-Essay-Questions sondern auch für einzelne Fächer entwickelte Skript-Konkordanz-Tests eingesetzt. Die Testfragen basieren beim letzt genannten Fragenformat auf den jeweiligen Lernzielen des Faches und die gestellten Aufgaben bestehen in der Beurteilung eines möglichen Falles im klinischen oder ärztlichen Alltag, wobei in die Ergebnisauswertung auch der Grad an Übereinstimmung zwischen der Leistung des einzelnen Prüflings und der Beantwortung der Frage durch ein Expertenpanel aus erfahrenen ÄrztInnen einfließen.
Elektronische Prüfungen fix
Die elektronische Prüfungssoftware, die ab Juli ein fixer Bestandteil des Prüfungssystems an der MUI sein wird, ermöglicht unterschiedliche Frageformate sowie integrierbare Multimediaelemente. Für PrüferInnen ergeben sich viele Vorteile, beispielsweise durch Lückentextfragen oder bei Freitextfragen, da Antworten auf Freitextfragen leichter lesbar sind und teilautomatisierte Auswertungen Korrekturzeit ersparen.
Jene Studierenden, die elektronische Prüfungen bereits testen konnten, zeigen sich prinzipiell aufgeschlossen und positiv gegenüber der Einführung des elektronischen Prüfungssystems.
Damit bot der 9. Curriculumstag nicht nur die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch über Prüfungen im Humanmedizinstudium, sondern auch ein erstes Vertrautmachen mit den neuen elektronischen Prüfungsformaten.
(A. Schönherr)