Erneut großes Interesse am 11. Tiroler Impftag
Bereits zum elften Mal fand an der Medizinischen Universität Innsbruck der Tiroler Impftag statt. Im Rahmen der Fortbildung informierten ExpertInnen über neueste Aspekte und evidenzbasierte Erkenntnisse zum Thema Impfen. Ein aktuelles Thema war unter anderem die Impfsituation von Flüchtlingen.
Traditionell werden im Rahmen des Tiroler Impftages verschiedenste Fragestellungen zum Thema Impfen behandelt. Nicht nur ÄrztInnen, sondern auch ApothekerInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen sowie Studierende nutzen die Gelegenheit, sich über die neuesten Erkenntnisse zu informieren. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, einen Beitrag dazu leisten, dass Akteure des Gesundheitswesens besser über das Thema Impfen informiert sind“, erklärt ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner. Nicht nur in der Bevölkerung, auch unter Fachleuten ergibt sich rund um das Thema Impfen immer wieder Aufklärungsbedarf. Unter anderem wirft beispielsweise der aktuelle Zustrom an Flüchtlingen auch mit Hinblick auf das Thema Impfen neue Fragestellungen auf. „Derzeit kommen viele Menschen aus Krisen- und Konfliktregionen nach Österreich, die auch auf Grund der Umstände in ihren Heimatregionen eher unzureichend geimpft sind,“ sagt Würzner. Im Zuge der Versorgung der Flüchtlinge sollte daher auch sichergestellt werden, dass diese einen angemessenen Impfschutz erhalten. Für den ausreichend geimpften Teil der Bevölkerung in Österreich entstehe durch den starken Zuzug allerdings kein besonders erhöhtes Risiko, weil die wichtigsten in Frage kommenden Krankheiten im Österreichischen Impfplan berücksichtigt sind. Anders sieht es bei dem Teil der Bevölkerung aus, der nicht entsprechend geimpft ist. Ao.Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Speth von der Innsbrucker Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie informierte zu diesem Thema.
Update zum Thema Impfungen
Eine der vergleichbar neueren Impfungen wurde ebenfalls diskutiert: Dr. Benjamin Hetzer von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde referierte zu den Meningokokken. Die Bakterien können Hirnhautentzündungen verursachen. Erst seit relativ kurzer Zeit, April 2014, ist gegen den Bakterienstamm B eine Impfung möglich. PDin Dr.in Dorothea Orth-Höller von der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck informierte über die Pneumokokken-Impfung. Bei dieser Impfung ist es vor allem wichtig, dass die am stärksten durch Todesfälle betroffene Altersgruppe, also Frauen und Männer ab 50 Jahren, den Impfschutz erhalten. Ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner referierte über aktuelle Erkenntnisse zur Ausrottung des Polio-Virus. Zwei von drei Stämmen konnten durch Impfungen bereits ausgerottet werden, allerdings könnte ein Nachlassen der Durchimpfungsrate dazu führen, dass es wieder zu einem Anstieg von Erkrankungen des verbliebenen Wildtypstamms I kommt, der derzeit weltweit nur noch in Pakistan und Afghanistan endemisch ist. Aktuelle Zahlen präsentierte ao.Univ.-Prof.in Dr.in Heidemarie Holzmann vom Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Sowohl die Anzahl von Erkrankungen an FSME als auch an Masern sind besonders anfällig für einen sinkenden Impfschutz in Österreich. Um steigenden Fallzahlen vorzubeugen sollte daher unbedingt die jetzt in Österreich für alle Altersgruppen kostenlose Impfung gegen Masern, Mumps & Röteln stärker propagiert werden. Häufig wird in der Bevölkerung immer noch unterschätzt, dass eine Masernerkrankung tödlich verlaufen kann. Erste Erkenntnisse einer laufenden Studie zur Impfsituation in Tirol bei den Medizinstudierenden präsentierte Dr. Benjamin Hetzer von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Generell konnte eine positive Grundeinstellung, auch bei StudienanfängerInnen, registriert werden, das heißt auch bei denjenigen, die noch nicht über das umfassende „evidence based“-Fachwissen zum Erfolg von Impfungen verfügen. Über Vektorimpfstoffe gegen Ebola informierte Univ.-Prof.in Dr.in Dorothee Holm-von Laer, Direktorin der Innsbrucker Sektion für Virologie. Hier handelt es sich um ein harmloses Virus, welches Menschen im Rahmen der Impfung infiziert und „huckepack“ ein für sich alleine vollkommen ungefährliches Ebola-Gen trägt und so eine vielversprechende Immunantwort gegen dieses tödliche Virus induzieren kann.
Europäische Impfwoche 2016
FOKUS MASERNELIMINATION
24. - 30. April
Fortbildungsveranstaltung für Gesundheitspersonal
Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung
Verstärktes Angebot
Für Fragen wenden Sie sich bitte an: peter.kreidl@i-med.ac.at
(R. Würzner/ B. Hoffmann-Ammann)
Bildunterschrift: Univ.-Prof.Dr. Herwig Kollaritsch, Zentrum für Reisemedizin Wien und
A.o.Univ.-Prof.Dr. Heidemarie Holzmann, Department für Virologie, Med. Univ. Wien
mit dem Organisator der Tiroler Impftage, A.o.Univ.-Prof.DDr. Reinhard Würzner (v.l.n.r.).
Weitere Informationen:
- Nobelpreisträger zu Gast beim 8. Tiroler Impftag
- Sektion für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin
- Sektion für Virologie
- Department für Kinder- und Jugendheilkunde