Metabolic Phenotyping: Technologie mit Potential
Die Identifizierung und Quantifizierung körpereigener Substanzen, der Metaboliten, mit modernsten analytischen Methoden ist eine Technik, die in den verschiedensten Bereichen der klinischen Forschung, Diagnostik und Therapie zum Einsatz kommt. „Metabolic Phenotyping“ ist daher auch ein Zukunftsthema für den Life Sciences Standort Tirol.
Erstmals haben die Core Facility Metabolomics der Medizinischen Universität Innsbruck (Leiter: o.Univ.-Prof. Dr. Richard Scheithauer) und die Standortagentur Tirol gemeinsam eine Fortbildungsveranstaltung abgehalten. Rund 70 ForscherInnen haben am Symposium zum Thema „Metabolic Phenotyping“ teilgenommen.
Metabolomics eine Säule der Systembiologie
Metabolomics ist neben der Genomics (DNA), Transcriptomics (RNA) und Proteomics (Proteine/Peptide) die vierte Säule der Systembiologie. Man versteht darunter die systematische Identifizierung und Quantifizierung der niedermolekularen bioorganischen Moleküle in einem bestimmten Kompartiment, einer Zelle, einem Gewebe oder einem Organismus. Die zentrale Forschungseinrichtung „Metabolomics“ der Medizinischen Universität Innsbruck ist am Institut für Gerichtliche Medizin angesiedelt. „Allerdings ist es nicht nur in der Forensik ein wichtiges Ziel, immer mehr Informationen aus immer kleineren Proben zu erhalten“, erklärt Assoz. Prof. Dr. Herbert Oberacher, Sprecher der Core Facility-Metabolomics. Die Core Facility ist mit ihrem Knowhow und hochmodernen analytischen Methoden wichtiger Partner für verschiedenste ForscherInnengruppen und Fragestellung in der klinischen Forschungen, Diagnostik und Therapie.
Stärkefeld für Standort Tirol
„Mit „Metabolic Phenotyping“ haben wir in Zusammenarbeit mit der Core Facility Metabolomics an der hiesigen Gerichtsmedizin ein Thema aufgegriffen, das meines Erachtens großes Potential für den Wissenschafts- aber auch Wirtschaftsstandort Tirol hat. Immerhin gibt es mit dem Tiroler Unternehmen Biocrates einen Industriepartner, welcher eine ausgezeichnete Technologieplattform für sogenannte „Targeted Metabolomics“ aufgebaut hat und einen weltweiten Markt bedient. Die Technologie war bereits die Basis für eine Vielzahl hochrangiger Forschungsarbeiten und Publikationen. Zusammen mit den analytischen Möglichkeiten an der Gerichtsmedizin sind meiner Meinung alle Voraussetzungen gegeben, damit sich am Standort ein Stärkefeld „Metabolomics“ entwickeln kann. Die regen Diskussionen der rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Forschung, Klinik und Industrie haben mir gezeigt, dass eine Vernetzung dieser Potentiale notwendig und vielversprechend ist!“, resümiert die Clustermanagerin des Clusters Life Sciences Tirol der Standortagentur Tirol, DDr.in Petra Stöckl die Veranstaltung.
Ziel: Einsatz in der PatientInnenversorgung
In insgesamt acht Vorträgen wurde das große Potential von Metabolomics sowohl im Bereich der klinischen Forschung als auch der Diagnostik und der Optimierung von Therapien aufgezeigt. Konkret diskutierte Anwendungsgebiete waren die Diabetes- und Arterioskleroseforschung, die Onkologie sowie auch die Psychiatrie und Neurologie. Als externe Gäste konnten Prof. Dr. Jerzy Adamski (Genome Analysis Center, Helmholtz Zentrum München) und Prof. Dr. Adalbert Roscher (em. Leiter des Forschungszentrums der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians Universität München) begrüßt werden. „In vielen Fällen ist es wahrscheinlich noch ein langer und steiniger Weg, um das „Metabolic Phenotyping“ von einem wissenschaftlichen Ansatz hin zu einem Bestandteil der PatientInnenenversorgung zu entwickeln“, meint Oberacher. „In Tirol und speziell an der Medizinischen Universität Innsbruck wird aber intensiv und erfolgreich daran gearbeitet, dieses Ziel letztendlich zu erreichen.“
ReferentInnen und OrganisatorInnen des Symposiums Metabolic Phenotyping:
v.l.n.r.: Petra Stöckl (Clustermanagerin Cluster Life Sciences Tirol), Ivan Tancevski (Univ.-Klinik für Innere Medizin VI), Jerzy Adamski (Helmholtz Zentrum München), Adelbert A. Roscher (Ludwig-Maximilians Universität München), Ernst Werner (MUI), Christian Humpel (MUI), Herbert Oberacher (MUI), Romana Gerner (MUI)) (Foto: Standortagentur Tirol)
(Redaktion/B. Hoffmann-Ammann)
Weitere Informationen:
- Mypoont Bericht 26.09.2011: Core Facility Metabolomics
- Bioanalytical Mass Spectrometry Group and Core Facility Metabolomics