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Großes Interesse: 10. Tiroler Impftag

Zum mittlerweile zehnten Mal fand der Tiroler Impftag an der Medizinischen Universität Innsbruck statt. Rund 170 MedizinerInnen, ApothekerInnen, MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen und Studierende nutzten die Gelegenheit, sich über Neuigkeiten rund um das Thema Impfen zu informieren. Die TeilnehmerInnen kamen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Über das Thema Reiseimpfungen referierte Doz.in PhD. Mag.a Dr.in Maria Paulke-Korinek vom Institut für Spezifische Prophylaxe der Medizinischen Universität Wien. Weltweit sterben an Tollwut immer noch fast 70.000 Menschen, wobei zum Beispiel in Indien 30 Prozent der Infektionen durch streunende Hunde in Großstädten übertragen werden. Die Expertin präsentierte neueste Daten, die zeigen, dass derTollwutimpfstoff verträglich und effizient mit anderen    Reiseimpfstoffen, wie Meningokokken und Japan-B Enzephalitis geimpft werden kann.

Rota- und andere Gastroenteritisvirusinfektionen
PD Dr. Jürgen Brunner von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Pädiatrie I verdeutlichte in seinem Referat dass Todesfälle durch Rotavirusinfektionen in Mitteleuropa zwar eine Seltenheit darstellen, aber oft Krankenhausaufenthalte im Krankheitsverlauf notwendig sind. Durch Impfungen werden die schweren Verläufe um bis 90 Prozent reduziert, wobei Impfnebenwirkungen sehr selten sind. Ao.Univ.-Prof. Dr. Heribert Stoiber von der Innsbrucker Sektion für Virologie wies darauf hin, dass nicht nur die Rotavirusinfektionen im Kindesalter und die Norovirusinfektionen beim Erwachsenen, sondern auch Astro-, Adeno- und Sapoviren zusammen mit den beiden vorgenannten mit einem einzigen Testsytem detektiert werden können. Sapoviren können laut internationaler Studien beispielsweise in durchschnittlich jeder 15. Probe bei Durchfällen nachgewiesen werden.

Meningo- und Pneumokokkeninfektionen
Dr. Benjamin Hetzer, Administrator vom Doktoratskolleg HOROS (Wirtsabwehr bei opportunistischen Infektionen) der Medizinischen Universität Innsbruck erläuterte die Technologie, die zur Entwicklung des neuen Meningokokken-B Impfstoff führte. Die Impfung ist seit weniger als einem Jahr auf dem österreichischen Markt. Nach der ersten Pause erläuterte PD Dr.in Dorothee Orth-Höller von der Innsbrucker Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie die Epidemiologie der Pneumokokkeninfektionen. Diese Erkrankung ist mit einer hohen Mortalität im Alter verbunden. Als Empfehlung sprach sich die Expertin für eine Impfung der sogenannten „Golden Agers“ aus, wobei schon ab dem 50. Lebensjahr geimpft werden kann und sollte.

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Situationsbericht zur FSME
Der Organisator der Tiroler Impftage, ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner (Innsbrucker Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie) präsentierte einen Situationsbericht zur FSME. Sorgen bereitet ExpertInnen ein leichter Abfall der Seropositivität, der eine leichte Impfmüdigkeit widerspiegelt. Österreichweit werden jedes Jahr fast 100 Personen schwer krank und in Tirol breiten sich die Infektionsgebiete in höhere Lagen aus, weil die Klimaerwärmung den Zecken diesen Lebensraum erschließt.

Papilloma- und Varizella-Zoster-Virus
DDr.in Wegene Borena von der Innsbrucker Sektion für Virologie konnte auf Basis von epidemiologischen Daten zeigen, dass in Tirol viele gefährliche Papilloma-Virustypen nicht von der Impfung abgedeckt werden. Darüber hinaus zeigt eine Befragung von Probandinnen, dass Impfungen vornehmlich deshalb nicht vorgenommen werden, weil Unkenntnis über diese Impfung besteht und die hohen Kosten abschrecken. Allerdings war auch die Mehrzahl der Gefragten immer noch unschlüssig, die Impfung durchzuführen, selbst wenn die Impfung gratis wäre.
Univ.-Prof.in Dr.in Dorothee Holm-von Laer, Leiterin der Innsbrucker Sektion für Virologie, erläuterte die Gefährlichkeit von Schafblattern/Windpocken für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere. Die Referentin konnte zeigen, dass die Vierfachimpfung (d.h. Varizella-Zoster-Virus (VZV) zusammen mit Masern-Mumps-Röteln (MMR)) zu mehr Krämpfen und höheren Fieberzacken bei Geimpften führte, als die separate Impfung mit zwei Impfstoffen (MMR und VZV, auch beim selben Termin, aber eben an unterschiedlichen Applikationsorten). Die Zosterimpfung mit einem 14-fach höheren VZV-Anteil kann das Immunsystem von VZV-Seropositiven im Alter stimulieren und die schwere Zoster-Neuralgie um 75 Prozent reduzieren.

Wichtige Impfungen für das Gesundheitspersonal
Nach der zweiten Pause fasste ao.Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner die wichtigsten Impfungen für das Gesundheitspersonal zusammen: MMR+VZV, Keuchhusten und Influenza, aber auch  - abhängig vom Alter - Meningokokken und Pneumokokken-Impfungen sollten durchgeführt werden. Erstere Impfungen werden uneingeschränkt ja auch der Normalbevölkerung empfohlen und nur letztere zwei nur bestimmten Altersgruppen.

Ebola
Dr.in Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion Tirol, die sich mit Informationen zu behördlichen Fragen auch bei den vorangegangenen Vorträgen einbrachte, skizzierte den Verlauf der immer noch laufenden aber nun klar abflachenden Ebola-Epidemie und legte dar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ebola-Erkrankter in Tirol landet bei weit unter einem Promille liegt. Sollte dies doch vorkommen gilt wie bei ähnlichen Seuchen, dass das Land Tirol vorbereitet ist, jeder Einzelne jedoch mit optimaler Händehygiene zu einem Bekämpfen der Seuche beitragen kann.

In der Pipeline: Impfstoffe gegen Tropenkrankheiten
Den Abschluss bildete eine Übersicht von ao.Univ.-Prof.in Dr.in Cornelia Speth (Sektion für Hygiene & Med. Mikrobiologie) über in der Pipeline befindliche Impfstoffe gegen Tropenkrankheiten. Als zwei Beispiele erläuterte die Referentin Impfstoff-Kandidaten gegen Ebola und gegen Malaria, die sich in verschiedenen Zulassungsphasen befinden. Insbesondere bei letzterem konnte die Referentin verdeutlichen, wie viele Angriffspunkte es für eine mögliche Intervention beim Malariazyklus geben kann.

 (R. Würzner/ B. Hoffmann-Ammann)

 

Weiterführende Informationen:
- Nobelpreisträger zu Gast beim 8. Tiroler Impftag
- Sektion für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin
- Sektion für Virologie
- Department für Kinder- und Jugendheilkunde

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