Praktikantinnen erhielten Einblicke in innovative 3D Hautmodelle
Wie schaut die alltägliche Arbeit in einem Humangenetik-Forschungslabor aus? Wie können 3D-Hautmodelle erstellt werden? Antworten auf diese und viele weitere Fragen haben in diesem Sommer zwei MaturantInnen an der Sektion für Humangenetik der Medizinischen Universität Innsbruck erhalten. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) hat die vierwöchigen Ferialpraktika in der Arbeitsgruppe von Priv.-Doz. Dr. Hans Christian Hennies gefördert.
Über 20 BewerberInnen wollten an dem von der Abteilung Dermatogenetik der Sektion für Humangenetik (Direktor: Univ.-Prof. DDr. Johannes Zschocke) angebotenen Praktikum „Genodermatosen – 3D Hautmodelle“ teilnehmen. Die Auswahl wurde anhand eines anspruchsvollen Fragebogens zur Humangenetik getroffen. „Wir waren erstaunt und begeistert, mit welchen großem Fachwissen und vor allem welcher Energie und Einsatz die Kandidatinnen und Kandidaten sich unseren Fragen stellten“, erklärte Dr.in Katja Eckl, Forscherin der Arbeitsgruppe von Priv.-Doz. Dr. Hennies und Leiterin des Praktikumsprojekts. Die beiden zur Verfügung stehenden Plätze wurden schließlich an die beiden 18-jährigen SchulabsolventInnen Sophie Eichhorner aus Landeck und Inge Stipsitz aus Niederösterreich vergeben. Im Rahmen des Praktikums in Innsbruck erlernten sie die Grundlagen der angewandten Zellkultur und etablierten erste, eigene 3D-Hautmodelle. „Uns war wichtig, dass sie an unseren täglich anfallenden Arbeiten teilnehmen und kein vorgefertigtes Praktikumsprogramm absolvieren“, erklärte Dr.in Eckl. „Wir wollten einen möglichst realistischen Einblick in unsere tägliche Arbeit im Rahmen unserer aktuellen Forschungsprojekte geben.“ Dementsprechend erlernten die beiden an Naturwissenschaften interessierten Schulabsolventinnen auch Routinearbeiten im Labor wie beispielsweise das Vorbereiten von Zellkulturen für das Einfrieren. „Ich finde es wichtig, dass junge Talente so früh wie möglich den Forschungsalltag kennenlernen“, erklärte Priv.-Doz. Dr. Hennies. „Aber auch wir haben von der Betreuung der Praktikantinnen profitiert. Bei den Anleitungen war es beispielsweise notwendig die Hintergründe der Versuche möglichst verständlich zu erklären. Durch die Fragen haben dann auch wir Forscherinnen und Forscher unsere Projekte aus einem anderen Blickwinkel betrachten können.“ Als Koordinator im EU-Projekt SkinDev, das im Rahmen der ERAnet-Verbünde gefördert wird, will der Kölner Biochemiker In-vitro- und In-vivo-Modelle für seltene angeborene Hautkrankheiten nutzen, um so die Therapiesituation seltener Hauterkrankungen zu verbessern. Bereits seit einigen Jahren ist Dr.in Eckl in der Forschungsgruppe damit erfolgreich, dreidimensionale Zell-Modelle für genetisch bedingte Erkrankungen der menschlichen Haut zu etablieren. In Innsbruck profitiert dieses Vorhaben vor allem durch die gute Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Matthias Schmuth, dem Leiter der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie, dessen Forschungsinteresse im Besonderen auf epidermaler Biologie liegt.
Positives Feedback: Praktikantinnen beginnen naturwissenschaftliches Studium
Die beiden Praktikantinnen sind jedenfalls sehr begeistert von ihrem vierwöchigen Aufenthalt in der Sektion für Humangenetik. "Ich habe schon mehrere FFG-Praktika gemacht. Mir gefällt vor allem der Einblick in den Forschungsalltag, zu dem auch die Erfahrung gehört, dass eine Vermutung nicht stimmt, sich im Versuch also nicht bestätigen lässt“, erklärte Inge Stipsitz aus Niederösterreich. „Wir konnten im Labor eine umfangreiche Ausstattung nutzen, von der Gelkammer bis zum automatischen Fluoreszenzmikroskop“, betont Stipsitz. Im Herbst möchte sie Lebensmittel- und Biotechnologie an der BOKU Wien studieren. „Ich könnte mir aber gut vorstellen, dann meinen Master in Molekularer Medizin zu machen“, meint die 18-Jährige. Auch die Tirolerin Sophie Eichhorner wird im Herbst mit einem naturwissenschaftlichen Studium beginnen. Die Gymnasiastin aus Landeck wird Biologie in Innsbruck studieren. „Ich habe in den vier Wochen sehr viel gelernt und nie gedacht, dass wir so viel selbst machen können. Mich hat beeindruckt, wie viele Versuche es häufig braucht, bis ein Experiment zum Ziel führt“, meint Eichhorner. Ihr Interesse für die Wissenschaft ist allerdings geweckt: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, später einmal in der Forschung tätig zu sein.“
Schülerpraktikum: BMVIT sucht „Talente“
Ausgeschrieben wurde das Ferialpraktikum im Rahmen des Förderschwerpunktes Talente des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Insgesamt 1.500 SchülerInnen ab 15 Jahren, die sich für Technik und Naturwissenschaft interessieren, konnten in diesem Jahr im Rahmen der FFG-Talente-Praktika wertvolle Erfahrungen in Forschungseinrichtungen und forschungsnahen heimischen Unternehmen sammeln. Bei den vierwöchigen Praktika gewinnen sie Einblick in die faszinierende Welt der Forschung und Entwicklung in Naturwissenschaft und Technik. Mit dem Förderschwerpunkt „Talente“ will das BMVIT junge Menschen für Forschung und Entwicklung begeistern.
(B. Hoffmann-Ammann)
Weitere Informationen:
- Förderschwerpunkt FFG Talente: www.ffg.at/schuelerpraktika
- Sektion für Humangenetik: https://www.i-med.ac.at/humgen/
- Presseinformation 2013: „ForscherInnen der Medizinischen Universität Innsbruck identifizieren Gendefekt für seltene, angeborene Hauterkrankung“: https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2013/26.html