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RieseNikolausHaidl

Unikate & Anatomische Besonderheiten

Was haben der Flüsterbogen in der Innsbrucker Altstadt und das Anatomische Museum Innsbruck gemeinsam? Den Riesen Nikolaus Haidl! Im 15. Jahrhundert bewohnte der sogenannte „Burgriese“ das Haus in der Hofgasse 12, heute ist sein 2,20 Meter großes Skelett im Anatomischen Museum der Medizinischen Universität Innsbruck ausgestellt. Und auch weitere anatomische Exponate und Unikate sorgen in der einzigartigen Sammlung für Staunen und Schmunzeln.

Es gibt Menschen, die das Herz wahrlich am rechten Fleck tragen! Diese Laune der Natur wird in der Medizin als „Situs inversus“ bezeichnet. Zu sehen im Anatomischen Museum in Innsbruck. Natürlich haben diese Menschen nicht nur das Herz auf der rechten Seite, sondern beispielsweise auch entsprechend Leber und Blinddarm links. Was das für den jeweiligen Menschen sowie seine medizinische Versorgung bedeuten kann, weiß Romed Hörmann, Sektion für Klinisch Funktionelle Anatomie: „Die Lebensfähigkeit und der Gesundheitszustand des Menschen sind nicht beeinträchtigt, nur weil seine Organe seitenverkehrt angeordnet sind. In der medizinischen Versorgung, vor allem in der Diagnose von Erkrankungen, kann es mitunter zu folgenreichen Problemen kommen!“ Klassische Symptomatiken eines Herzinfarktes zeigen sich auf der vermeintlich „falschen Körperseite“ des Patienten, und dadurch kann es zu Fehldiagnosen bzw. Fehlbehandlungen kommen.

Vom Embryo zum Fötus bis hin zur Geburt

Wie schnell neun Monate einer Schwangerschaft vorübergehen, weiß wohl jede Mutter zu berichten. Wie rasch das Wachstum vom Embryo zum Fötus bis zur Geburt vor sich geht, zeigt das Anatomische Museum Innsbruck besonders anschaulich: Eine Reihe chronologisch aufgestellter Exponate zeigt die unglaubliche Entwicklung des menschlichen Körpers, einzelner Körperteile und der Organe Monat für Monat im Mutterleib. So manche BesucherInnen zeigen sich erstaunt, dass bereits im zweiten Schwangerschaftsmonat ein Embryo ganz klar als kleines, menschliches Wesen zu erkennen ist. 

Tierskelette

Doch nicht nur der menschlichen Anatomie wird Platz eingeräumt. Die Skelette eines Löwen, eines Hundes, eines Flamingos, eines Kängurus sowie eines Schimpansen und Gorillas, sowie zahlreiche weitere Tierskelette sind ebenfalls ausgestellt. Und wer glaubt, das menschliche Skelett ähnle ausschließlich dem von Primaten, der irrt in mancherlei Hinsicht. Oder hätten Sie etwa gedacht, dass das menschliche Fußskelett – abgesehen von der Größe – jenem eines Elefanten nicht unähnlich ist? Genauso wie Menschen verfügen die riesigen Dickhäuter über Zehen, Mittelfussknochen, ein Fersenbein usw.– natürlich größerer Dimension.

Bemalte Totenschädel aus den Bergen

Einige Unikate und absolute Raritäten finden sich unter den im anatomischen Museum ausgestellten Schädeln. Diese sind nicht in erster Linie aus medizinischer, sondern vor allem aus kulturhistorischer Perspektive interessant: Die Beinhausschädel stammen aus mehreren Bergregionen Österreichs, hauptsächlich aus Hallstatt (Oberösterreich) und dem Paznauntal (Tirol) und sind mit verschiedensten Motiven kunstvoll bemalt und beschriftet. Ihre Erforschung ist auch heute noch nicht abgeschlossen.

Ötzi-Der Eismann: Ersterforschung der Gletschermumie

Unterbrochen werden mussten hingegen die Forschungen in Innsbruck an der Gletschermumie „Ötzi“. Der Mann vom Hauslabjoch,  wurde, nachdem er nach mehr als 5000 Jahren im Gletschereis der Ötztaler Alpen entdeckt worden war, sieben Jahre lang, von 1991 bis 1998, am Anatomischen Institut in Innsbruck untersucht und erforscht. Neben DNA-Analysen diverser Gewebsproben, der Lebensalterbestimmung sowie der Identifikation der Tätowierungen mit einer speziell entwickelten Infrarottechnik ist vor allem auch die Entwicklung einer speziellen Kühltechnik hervorzuheben, mit der die wertvolle Mumie ähnlich der Situation im Gletschereis, konserviert werden konnte.

„Der Burgriese“

Mehr Zeit zur Erforschung eines jüngeren, wenngleich heute nicht mehr ganz so bekannten Skeletts,  hatte Professor Carolo Dantscher im 19. Jahrhundert. Er konnte 1867 das Skelett des Riesen Nikolaus Haidl, das rund 150 Jahre zuvor in der St. Jakobskirche (heute Dom zu St. Jakob) beigesetzt worden war, wieder zusammenstellen. Nur einige Dinge, die man anhand der Forschungsarbeiten heute über den Burgriesen weiß: Nikolaus Haidl verstarb im Alter von Anfang 30 Jahren und war zum Zeitpunkt seines Todes noch immer nicht ausgewachsen. An seinem 2,20 Meter großen Skelett, eines der zentralen und wichtigsten Exponate im Anatomischen Museum, zeigen sich noch deutlich die Epiphysen- oder Wachstumsfugen, die sich normalerweise beim Menschen durchschnittlich ab dem neunzehnten Lebensjahr schließen bzw. verknöchern.

(A. Schönherr)

 

Weitere Informationen:
Anatomisches Museum Innsbruck
Müllerstrasse 59, A-6020 Innsbruck
http://www.anatomie-innsbruck.at/museum.html

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