Erfinder des transparenten Gehirns zu Gast im Ötztal
Bereits zum fünfzehnten Mal folgten rund 150 NeurowissenschaftlerInnen der Einladung von Univ.-Prof. Dr. Alois Saria von der Medizin Uni Innsbruck zur „Neuroscience Winter Conference“ Anfang April nach Sölden. Besonderes Highlight war der Gastvortrag von Karl Deisseroth. Der Gewinner des Brain-Prize 2013 hatte nur wenige Tage zuvor mit der Veröffentlichung seiner „Clarity“-Methode im Fachmagazin „Nature“ für weltweites Aufsehen gesorgt.
Einem Team von ForscherInnen um Karl Deisseroth von der Stanford School of Medicine ist es gelungen, mit Hilfe einer neuen Technik das Gehirn transparent zu machen. „Clarity“ heißt die Methode, die es ermöglicht, postmortem Gewebe mit Hilfe spezieller chemischer Prozesse unter Erhalt der anatomischen Struktur quasi durchsichtig zu machen. Die US-amerikanischen WissenschaftlerInnen können das Gehirn einer Maus so vom Fettgewebe befreien, dass eine völlig neue Sicht auf das komplexe neuronale Nervengewebe ermöglicht wird. „Diese dreidimensionale Darstellung des neuronalen Netzwerkes ist eine spektakuläre Anwendung, die völlig neue Einblicke in das Gehirn ermöglicht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Saria, Leiter der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie der Medizinischen Universität Innsbruck. „Die Methode ist sehr vielversprechend, insbesondere für eine Verbesserung der Nachuntersuchung und Beurteilung von Biopsien. Die Clarity-Technik könnte völlig neue Möglichkeiten für die Differentialdiagnostik liefern, also die Unterscheidung von symptomatisch ähnlichen oder gleichen Krankheitsbildern.“ Nicht nur unter NeurowissenschaftlerInnen, sondern auch für die Krebsforschung sind die von Karl Deisseroth und seinen KollegInnen am 10. April im renommierten „Nature“-Fachmagazin publizierten Forschungsergebnisse von großem Interesse. Die Keynote Lecture des US-amerikanischen Psychiaters, Neurobiologen und Bioengineurs der Standford Universität nur drei Tage nach der Veröffentlichung der Erkenntnisse im Rahmen der 15. „Neuroscience Winter Conference“ in Sölden war dementsprechend einer der Höhepunkte der diesjährigen Tagung.
„State of the art“ der Neurowissenschaften
Wie in den vergangenen Jahren kamen auch heuer rund 150 Neurowissenschaftler aus 22 Nationen ins Central Hotel nach Sölden, um die neuesten Ergebnisse der weltweiten Hirnforschung zu präsentieren und in einer ungezwungenen Atmosphäre zu diskutieren. „Die Konferenz hat sich mittlerweile auf hohem Niveau etabliert“, freute sich Organisator Prof. Saria. „Den Innsbrucker Kolleginnen und Kollegen wird es dadurch ermöglicht, renommierte NeurowissenschaftlerInnen persönlich zu treffen. In Sölden ist ein enger Austausch mit Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern möglich.“ Solche Gelegenheiten würden sich auf Großkonferenzen nur selten ergeben.
Weiterer Highlights der 15. „Neuroscience Winter Conference“ war die bisher unerreichte detailreiche Beschreibung der Signalübertragung bei Nervenzellen von dem Schweizer Ordinarius für Zellbiologie und Entwicklungsbiologie des Biozentrum der Universität Basel, Univ.-Prof. Dr. Peter Scheiffele. Auch Michael Brecht vom Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience und der Humboldt-Universität Berlin sorgte für Diskussionen unter seinen KollegInnen: Der deutsche Neurobiologe konnte erstmals aufzeigen, wie die Mikronetzwerke im Großhirn bei sozialem Verhalten funktionieren. Auch im kommenden Jahr soll auf hohem Niveau weiterdiskutiert werden: Die 16. Neuroscience Winter Conference soll vom 8. bis 12. April 2014 wieder im Hotel Central in Sölden stattfinden.
Fotos:
Intaktes erwachsenes Gehirn der Maus vor und nach der zweitägigen CLARITY Prozess. In dem Bild auf der rechten Seite, können die feinen Hirnstrukturen schwach gesehen werden. |
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Organisatoren mit zwei Keynote-Sprechern : Alois Saria, Peter Scheiffele, Michael Brecht, Tobias Bonhoeffer (Max Planck Direktor Martinsried) (v. li. n. re.). (Copyright: Medizinische Universität Innsbruck) |
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Karl Deisseroth präsentiert seine Clarity-Methode.
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Weitere Informationen:
- Neuroscience Winter Conference
- Weitere Informationen, Fotos, Links und Videos zur Clartiy-Technik
(B. Hoffmann)