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Univ.-Prof. Dr. Christian Marth mit der HPV-Infobox für GynäkologInnen

Initiative für HPV-Impfung: Nationales Impfprogramm fehlt

Seit einem Jahr ist der Leiter der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Univ.-Prof. Dr. Christian Marth, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie (OEGGG). Unter dem Motto „Manchmal steht nur eine Impfung zwischen Leben und Tod“ macht die OEGGG GynäkologInnen auf die Wirksamkeit einer Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs aufmerksam. Österreich ist das einzige Land in Europa, das kein staatlich gestütztes HPV-Impfprogramm hat.

mGebärmutterhalskrebs wird durch das Humane Papillomvirus (HPV) hervorgerufen. Laut Statistik Austria (Stand: 31.09.2011) erkranken jährlich rund 400 Frauen in Österreich an Gebärmutterhalskrebs, 40 Prozent sterben daran. 60.000 Frauen pro Jahr haben einen auffälligen PAP-Abstrich, 5.000 bis 6.000 davon müssen sich eine Konisation unterziehen. „Das bedeutet aber auch, dass bei diesen Frauen ein höheres Risiko für Fehlgeburten und Kaiserschnitte vorliegt“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christian Marth, Leiter des Departments Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck. Als Präsident der OEGGG und promovierter Facharzt für Gynäkologie setzt er sich gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO) der OEGGG (Präsident Univ.-Prof. Dr. Alain Gustave Zeimet) dafür ein, dass mehr Mädchen und Frauen eine HPV-Impfung in Österreich erhalten. „Fest steht, dass die Kombination aus der HPV-Impfung und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen mit PAP-Abstrichen einen optimalen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs darstellt.“

Studien belegen Wirksamkeit
Bisher haben aber lediglich zwei Prozent der primären Zielgruppe, also Mädchen, die noch keinen Geschlechtsverkehr hatten, in Österreich eine HPV-Impfung erhalten. Eine Tatsache die Prof. Marth als „Katastrophe“ bezeichnet, vor allem vor dem Hintergrund, das inzwischen viele gesicherte Erkenntnisse zur hohen Wirksamkeit der Impfung vorliegen. „Die HPV-Impfung wurde bisher 100 Millionen Mal verabreicht, ohne nennenswerte Nebenwirkungen.“ Die Anwendungssicherheit wird durch die amerikanische (FDA- Food and Drug Administration) und die europäische Gesundheitsbehörde (EMA – European Medicines Agency) bestätigt. Ein Impfstoff liegt gegen die HPV Viren 16 und 18 vor. Damit werden 70 Prozent alle Fälle abgedeckt, wie eine Studie aus dem Jahr 2004 belegt hat. Die beiden Typen sind die wichtigsten, der insgesamt 120 HPV Typen. (Munoz N. et. Al., Int. J. Cancer 2004, 111:278-85). Allerdings sollten sich nicht nur Mädchen impfen lassen, rät der erfahrende Facharzt für Gynäkologie: „Auch erwachsene Frauen schützt der Impfstoff vor einer neuerlichen Infektion, deshalb ist die Empfehlung zur Impfung altersunabhängig.“
 
Australien: 90 Prozent weniger Feigwarzen
Dass eine HPV-Impfung sinnvoll ist, zeigen aktuelle Zahlen aus Australien. Dort gibt es seit 2007 ein staatlich finanziertes Impfprogramm. Das bedeutet rund 80 Prozent der Mädchen und Frauen im Alter von 11 und 26 Jahren sind geimpft. Schon jetzt zeigt sich, dass dadurch die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs um 40 Prozent gesenkt werden konnten. „Wie viel weniger Krebsfälle auftreten, kann erst in rund 20 Jahren belegt werden“, sagt Prof. Marth, der noch auf einen weiteren Vorteil der Impfaktion in Australien aufmerksam macht: „In Australien wird zudem ein Impfstoff verwendet, der auch gegen eine Infektion mit Feigwarzen schützt.“ Erste Studien zeigen, dass das Auftreten von Feigwarzen bereits um 90 Prozent in Australien zurückgegangen ist. „Hier zeigt sich, dass durch eine Impfung der Mädchen, auch die Infektionsrate bei Männern zurückgeht.“ Auch in Tirol sind Feigwarzen weit verbreitet. „Wir haben pro Woche rund sechs bis acht Lasereingriffe wegen Feigwarzen“, erklärt Prof. Marth.

Infokampagne der OEGGG
Anfang dieses Jahres hat die OEGGG und die AGO eine Informationsbox an GynäkologInnen in ganz Österreich verschickt. In der Mappe unter anderem sind Infoblätter, der Link zu einem Werbespot für das Wartezimmer-TV, Ärztefolder und Plakate enthalten, die gemeinsam mit ExpertInnen aus der Medizin, dem Pharma-Bereich und der Kommunikation erstellt worden sind. „Darüber hinaus haben wir viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht und auch eine Petition mit mehreren 100 Unterschriften im Gesundheitsministerium abgegeben“, sagt Prof. Marth. Der gebürtige Meraner hofft, dass Österreich nicht mehr lange das Schlusslicht in Europa in Bezug auf die HPV-Impfung bleibt: Seit Finnland vor wenigen Monaten ein staatlich gestütztes Impfprogramm für junge Mädchen eingeführt hat, ist Österreich das einzige EU-Land ohne eine geförderte HPV-Impfung. „Inzwischen liegt auch eine Analyse von Prof. M. Kundi vor, die belegt, dass eine Einführung des Impfprogrammes in Österreich sehr wohl kostensenkend ist, wenn man das Einsparungspotential durch damit vermiedene Erkrankungen und deren Behandlung mit bedenkt.“

(hof)

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