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Nephrologie-Kongress: Durch Prävention Dialyse vermeiden

Chronische Nierenerkrankungen stellen eine häufige und schwerwiegende Komplikation bei PatientInnen mit Diabetes und Bluthochdruck dar, die häufig in der Einleitung einer Nierenersatztherapie resultiert. Die Intention der Medizin wie auch des 53. ERA-EDTA (European Renal Association – European Dialysis and Transplant Association) Kongresses vom 21. bis 23. Mai in Wien ist es unter anderem, die Dialyse durch präventive Maßnahmen zu vermeiden.

Mit dem kontinuierlichen Anstieg an Hypertonie und Diabeteserkrankungen in Europa nimmt auch die Inzidenz von Nieren-, Herz- und Gefäßerkrankungen zu. Früherkennung und Prävention nehmen nicht nur in der Therapie, sondern vor allem auch in der nephrologischen Forschung einen zentralen Stellenwert ein.

Im Fokus des 53. ERA-EDTA Kongresses unter der Präsidentschaft des Innsbrucker Nephrologen und Direktors der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI, Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer, vergangenes Wochenende in Wien, standen die Themen Transplantation, Dialyse und Hypertonie und insbesondere deren Zusammenhang mit chronischen Nierenerkrankungen. 8.200 ExpertInnen aus Asien, den USA und Europa diskutierten neueste Forschungserkenntnisse und Therapieansätze.

Fokus auf frühe Diagnose und zielgerichtete Therapie
Neben der Nierentransplantation ist die Dialyse (Blutwäsche) die wichtigste Nierenersatztherapie bei fortgechrittenem chronischem Nierenversagen und auch eine der Behandlungsmöglichkeiten bei akutem Nierenversagen. Eine frühe Therapie des Nierenleidens kann das Fortschreiten der Erkrankung zumindest bremsen und den PatientInnen die Dialyse sowie eine Transplantation in vielen Fällen ersparen. Bis zu 40 Prozent der DiabetikerInnen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Nierenschäden, trotzdem liegen der Entstehung der Nierenschwäche meist mehrere Faktoren zugrunde. „Wie die Erkrankung verlaufen und der Patient auf eine Therapie ansprechen wird, lässt sich deshalb nur begrenzt vorhersagen“, betont Prof. Mayer, der auch für die wissenschaftliche Gesamtleitung des kürzlich abgeschlossenen EU Projektes SysKID (Systems biology towards novel chronic kidney disease diagnosis and treatment) verantwortlich war. Auf der Suche nach neuen Krankheitsmarkern ist es dabei gelungen, ein Biomarkerpanel zu etablieren, das repräsentativ alle Prozesse beschreibt, die bei progredienter Diabetischer Nephropathie  eine Rolle spielen und somit den Weg zu einer personalisierten Medizin ebnen kann.

Die inhaltlichen Schwerpunkte von SysKID spiegelten sich auch im 53. ERA-EDTA Kongress wider. So gliederte sich das Programm neben mehr als 80 wissenschaftlichen Sitzungen und Workshops, in drei plenary lectures, welche von ausgewiesenen und international anerkannten ExpertInnen vorgetragen wurden und das – wie auch in SysKID – zentrale Thema “From big data to personalized therapy – biostatistics meets molecular medicine” bedienten. „Der systembiologische Ansatz und die moderne Bioinformatik ermöglichen heute die Selektion spezifischer PatientInnengruppen und damit eine effiziente und zielgerichtete Therapieentscheidung“, so Prof. Mayer.

Österreichische Expertise
Dass Prof. Gert Mayer den großen internationalen Kongress nach Österreich holen konnte, ist kein Zufall. Die heimische nephrologische Forschung liegt international im Spitzenfeld. „Aus der Perspektive der akademischen Publikationsleistung in der Nephrologie liegen wir hinter den Niederlanden auf Platz 2“, unterstreicht Mayer, der im Rahmen von SysKID zudem eine große prospektive Kohortenstudie mit 4.000 Typ-II-DiabetikerInnen initiierte, die neben einer ausgedehnten Probensammlung auch untersucht, inwieweit länderspezifische Einflussfaktoren, z.B. die Art der Versorgungsstruktur, das Fortschreiten der DN beeinflussen.

Vor dem Hintergrund zunehmender Diabeteserkrankungen und der geforderten Erhöhung der Anzahl nephrologischer Einrichtungen bzw. einer verbesserten nephrologischen Versorgungsleistung im außeruniversitären Bereich in Österreich – es gibt nur sehr wenige niedergelassene NephrologInnen – wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie die Initiative Niere 60/20 gestartet, die derzeit als Pilotprojekt in der Steiermark läuft und von anderen Bundesländern übernommen werden soll. „Das Projekt zielt auf die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die rechtzeitige Diagnose einer Reduktion der Nierenfunktion auf 60 Prozent. Daraus soll schließlich eine Art klinischer Leitfaden entstehen, der ab einer 60%igen Nierenfunktion die Überweisung an eine/n NierenspezialistIn vorsieht, um rechtzeitig therapeutisch eingreifen  und damit eine Dialyse oder Transplantation verhindern zu können“, erklärt Prof. Mayer.

(D. Heidegger)

Links:

53. ERA-EDTA-Kongress
Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
Archiv: EU-Projekt SysKID: Neue Biomarker für die diabetische Nephropathie
Univ.-Klinik für Innere Medizin IV

 

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