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Univ.-Prof. Herbert Tilg, Rektorin Univ.-Prof.in Helga Fritsch, Elisabeth Braunsteiner (Ehefrau em.Univ.-Prof. Braunsteiner), Univ.-Prof. Volker Diehl, Univ.-Prof, Günther Gastl (v. re. n. li.)

Herbert Braunsteiner Lecture: Das Hodgkin Lymphom

Ende November fand an der Medizinischen Universität Innsbruck die erste „Herbert Braunsteiner Lecture“ statt. Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl (Direktor Univ.-Klinik für Innere Medizin V) und Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg (Direktor Univ.-Klinik für Innere Medizin I) luden als Vortragenden Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Volker Diehl. Der international renommierte Hämatologe erläuterte die Forschungsarbeit zum Hodgkin Lymphom und gab Ausblicke auf molekulare Therapiemöglichkeiten der Zukunft.

Zur Erinnerung an einen der bekanntesten Innsbrucker Internisten, em.o.Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Herbert Braunsteiner haben Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl und Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg eine neue Tradition begründet: Einmal jährlich soll zukünftig die „Herbert Braunsteiner Lecture“ an der Medizinischen Universität Innsbruck stattfinden. „Wir wollen den fachlichen Input nach innen und außen damit stärken sowie den Austausch der Inneren Medizin mit anderen Disziplinen fördern“, erklärte Univ.-Prof. Herbert Tilg in seinen Begrüßungsworten. Die Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch dankte in ihrer Einleitung für diese Initiative: „Wir freuen uns, die Herbert Braunsteiner Lecture fest im akademischen Jahresplan aufzunehmen und diese Möglichkeit, einem großen Internisten unserer Universität zu gedenken.“

Entschlüsselung einer komplexen Erkrankung
Als ersten Vortragenden luden Univ.-Prof. Tilg und Univ.-Prof. Gastl den bekannten deutschen Hämatologen Univ.-Prof. Volker Diehl ein. Der gebürtige Berliner gilt als Pionier in der Ent- und Weiterwicklung der Therapie des Morbus Hodgkin. Durch die Beteiligung der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl) an der Forschungsarbeit zum Hodgkin Lymphom von Univ.-Prof. Diehl besteht bereits seit Jahrzehnten eine enge Verbindung zwischen dem bekannten Hämatologen und der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Rahmen seines anschaulichen Vortrages erläuterte der  Mediziner, wie er während eines Forschungsaufenthaltes in den 60iger Jahren am renommierten Karolinska-Institut in Stockholm begann sich für das Hodgkin Lymphom zu interessieren. „Zu diesem Zeitpunkt verlief diese bösartige Erkrankung zumeist tödlich und traf vor allem Männer und Frauen im jüngeren Alter“, erklärt Univ.-Prof. Diehl. Erste Berichte der Krankheit existierten zwar schon aus dem 17. Jahrhundert, aber noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts war noch nicht geklärt, ob es sich bei Morbus Hodgkin um einen Tumor, eine Infektion oder eine Inflammation (Entzündung) handelte. In seinem Vortrag schilderte Univ.-Prof. Diehl anschaulich, wie sich die internationale Forschungstätigkeit entwickelt und schließlich unter seiner Federführung dazu führte, diese komplexe Erkrankung zu entschlüsseln. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Hodgkin Lymphom sehr wohl eine Tumorerkrankung ist, allerdings auch  Virusinfektionen sowie Inflammationsprozesse in der Pathogenese eine Rolle spielen.
Univ.-Prof. Diehl hat mehrere klinische Studien zum Hodgkin-Lymphom durchgeführt. Obwohl von 100.000 EuropäerInnen nur zwei bis drei Menschen betroffen sind, haben an der von Univ.-Prof. Diehl initiierten Hodgkin-Studien mittlerweile 16.000 PatientInnen in Europa teilgenommen. Durch die gewonnen Erkenntnisse konnte der Therapieerfolg auf mittlerweile 95 Prozent gesteigert werden. Gleichzeitig werden die Behandlungsmethoden weiterentwickelt und vor allem  schonender für die PatientInnen. Die internationale Forschungsarbeit zum Hodgkin Lymphom schafft auch die Grundlage für eine zukünftige, personalisierte, molekulare Therapie der aggressiven hämatologischen Erkrankung.

Ehemaliger Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin: Univ.-Prof. Braunsteiner
Anschauliche Einblicke in das Leben und Wirken von Univ.-Prof. Herbert Braunsteiner gab einer seiner langjährigen Mitarbeiter, Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp. Herbert Braunsteiner, geboren 1923 in Wien, trat im Zweiten Weltkrieg der französischen Fremdenlegion bei und kam nach dem Westfeldzug Mitte 1940 ins KZ (Sicherungslager) Schirmeck. In Wien holte Braunsteiner zunächst als Externist die Matura nach, schloss sich der Widerstandsbewegung an und konnte schließlich ab Herbst 1945 an der Medizinischen Fakultät Wien sein Medizinstudium beginnen. 1964 wurde der im Fachbereich Hämatologie habilitierte Internist nach Auslandsaufenthalten in Paris und New York an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck zum Univ.-Prof. für Innere Medizin berufen. Damit begann sein fast 30jähriges Wirken in Innsbruck. Die Klinik wurde unter seiner Leitung ausgebaut und dem internationalen Standard angepasst. Von 1967 bis 1972 war er zudem Dekan der Medizinischen Fakultät und von 1979 bis 1981 Rektor der Universität Innsbruck. Univ.-Prof. Braunsteiner blieb bis zu seiner Emeritierung 1993 Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin, die erst dann in mehrere Abteilungen aufgeteilt wurde. Sein fachliches Wissen brachte er darüber hinaus als Präsident des Obersten Sanitätsrates Österreichs und als Vorsitzender des Landessanitätsrates für Tirol ein. Eine Krönung seines fachlichen Renommees war die Verleihung der Ehrendoktorate des New York Medical College, der Ludwig-Maximillian-Universität München, der Universität 7 Sorbonne Paris und der Ignaz-Semmelweis-Universität Budapest. 2006 verstarb Braunsteiner in Bad Fischau bei Wien.

(B. Hoffmann)

Weiterführende Links:

Departement für Innere Medizin: https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin1.html

Univ.-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie & Onkologie): http://www.haematologie-onkologie.at/

Univ.-Klinik für Innere Medizin I (Endokrinologie, Gastroenterologie und Stoffwechsel): http://inneremed1.uki.at/page.cfm?vpath=index

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