search_icon 

close_icon

search_icon  

search_icon  

home>mypoint>news>676099.html

v.l.: ao. Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert, Mag.a Julia Haberkorn und Dr. Gilbert Posch.

Innovatives Forschungsdesign: Neue Erkenntnis zur krebsbedingten Müdigkeit

Die Wechselwirkungen zwischen Alltagserleben und Stresssystemparametern können durch ein von ao. Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert, Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie (PNI) an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und seinen Kooperationspartnern entwickeltes Forschungsdesign gemessen werden. Der Forschungsansatz wurde jetzt bei einer Brustkrebspatientin angewendet.

Mit psychoneuroimmunologischen Forschungen können die Wechselwirkungen zwischen dem psychischen Wohlbefinden von Menschen und dem Immunsystem aufgezeigt werden. Um den Zusammenhang zwischen persönlich bedeutsamen Alltagserlebnissen und ihren körperlichen Auswirkungen genauer untersuchen zu können, wurde am Labor für Psychoneuroimmunologie der Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie ein innovatives Forschungsdesign entwickelt. Dabei werden die Auswirkungen von Stressoren nicht im Rahmen einer Laborsituation, sondern im echten Leben („life as it is lived“) analysiert. Bei den Untersuchungen geben ProbandInnen in zwölf- Stundenabständen Urinproben ab. Parallel dazu werden psychische Faktoren über Fragebögen ermittelt. In zusätzlichen Interviews können dann die Stress auslösenden Ereignisse im Alltag genauer herausgearbeitet werden. In der statistischen Auswertung (Zeitreihenanalyse) wird dann die Zeitverzögerung bis eine Stressbelastung zu einer körperlichen Reaktion führt sowie die Wirkrichtungsbeziehungen zwischen psychischen und körperlichen Faktoren ermittelt. „Es handelt es sich dabei um eine Methode, die biopsychosoziale Wechselwirkungen aufzeigen kann“, erklärt ao. Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert.

Zusammenhang zwischen Neopterin-Konzentrationen im Harn und Stimmung

Der Forschungsansatz wurde jetzt bei einer Brustkrebspatientin angewendet, die Symptome einer chronischen krebsbedingten Erschöpfung zeigt. „Extreme Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit und Schmerzen können bei KrebspatientInnen auftreten, die eigentlich als geheilt gelten und die Therapie beendet haben,“ sagt Prof. Schubert. Die Ergebnisse wurden im Journal der Internationalen Gesellschaft für Psychoneuroendokrinologie („Psychoneuroendocrinology“) veröffentlicht. Mag.a Julia Haberkorn von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie ist Erstautorin. Weitere wichtige Kooperationspartner für diese Art von Studien sind ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fuchs (Sektion für Biologische Chemie) und Dr. Willi Geser (Universität Innsbruck, Institut für Psychologie). Die Auswertungen (ARIMA-Modellierung, Kreuz-Korrelations-Analysen) zeigten komplexe Zusammenhänge zwischen Neopterin-Konzentrationen im Harn und der Stimmung und Müdigkeit der Patientin. Steigen die Neopterinwerte im Urin, kommt es mit einer zeitlichen Verzögerung von 48 bis 60 Stunden auch zu einem Anstieg der Müdigkeit. Umgekehrt werden die Neopterinwerte von der Stimmung der Patientin beeinflusst. „Die Ergebnisse bestätigen unsere bisherigen Erkenntnisse und zeigen, dass es unabdingbar ist, die Alltagsbedingungen und emotionalen Reaktionen bei der Behandlung von KrebspatientInnen zu berücksichtigen“, erklärt Prof. Schubert.

Qualitätsverbesserungen bei Nachsorgeuntersuchung von BrustkrebspatientInnen

Gemeinsam mit Mag.a Julia Haberkorn und Dr. Gilbert Posch, Oberarzt an der Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie, betreut Prof. Schubert derzeit auch ein vom Land Tirol gefördertes Qualitätsmanagementprojekt am Landeskrankenhaus Hall, das darauf abzielt, die Bedingungen für BrustkrebspatientInnen bei den regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen zu verbessern. „Im Rahmen des Pilotprojekts wurden die Zeitfenster für die Nachsorgeuntersuchungen erhöht und die Organisation so abgeändert, dass die Patientinnen bei den Terminen immer von der gleichen Ärztin bzw. vom gleichen Arzt behandelt werden“, erklärt Prof. Schubert. Der Psychoanalytiker Dr. Gilbert Posch begleitet das dreijährige Projekt, das im nächsten Jahr endet, klinisch. „Vor dem Hintergrund unserer Forschungsarbeit ist es offenbar sehr relevant, stressauslösende Faktoren bei der Therapie von Krebserkrankungen mit zu berücksichtigen und beispielsweise auch Nachsorgeuntersuchungen so durchzuführen, dass die Stressbelastung für Patientinnen so gering wie möglich ist“, erklärt Prof. Schubert.

Publikation:

Psychoneuroendocrinology (2013): http://dx.doi.org/10.1016/j.psyneuen.2013.03.001

Day-to-day cause—effect relations between cellular immune activity, fatigue and mood in a patient with prior breast cancer and current cancer-related fatigue and depression

AutorInnen: Julia Haberkorn, Christina Burbaum, Kurt Fritzsche, Willi Geser, Dietmar Fuchs, Francisco M. Ocana-Peinado , Christian Schubert

(B. Hoffmann)

Weitere Informationen:

News-Beitrag vom 6.4.2012:

https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/653703.html

Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie:

https://www.i-med.ac.at/medpsy/

Aktuell