Chronisch lymphatische Leukämie: Therapiefortschritt durch verbesserten Antikörper
Die Verbesserung von Antikörpertherapien bei Krebs und viralen Infektionen ist das vorrangige Ziel der Arbeitsgruppe um ao.Univ.-Prof. Heribert Stoiber von der Sektion für Virologie (Direktorin: Univ.-Prof.in Dr.in Dorothee von Laer). In zwei, gemeinsam mit KollegInnen der Onkologie soeben publizierten Forschungsarbeiten eröffnet das Team neue Wege für die Sensibilisierung der Therapie bei chronisch lymphatischer Leukämie.
Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) gehört zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome und ist in der westlichen Welt die häufigste Leukämie-Art bei Erwachsenen. Die Erkrankung präsentiert sich sehr heterogen und äußert sich im Verlauf unter anderem mit Lymphknotenschwellungen, Milz, - und Lebervergrößerung und Autoimmunphänomenen. Als derzeit wirksamste Therapie gilt die Kombination aus einer Chemotherapie sowie einem CD20-Antikörper wie Rituximab oder auch Ofatumumab, die spezifisch an das Protein CD20 binden und dadurch den Zerfall der Zelle (Lyse) induzieren. Damit stellen Antikörper eine Medikamentenklasse dar, die in der Lage ist, spezifisch in die entzündlichen Vorgänge einzugreifen
(Stör-)Faktor H wird ausgebootet
„Eine, vielen Antikörper-Therapien eigentümliche, Problematik besteht allerdings darin“, so Prof. Stoiber, „dass die Antikörper vermittelte Aktivierung des Komplementsystems - einem zentralen Bestandteil der angeborenen Immunität - durch die Bindung des Negativregulators Faktor H an Tumorzellen verhindert wird“. Die von den Innsbrucker ForscherInnen, darunter der Hämatologe ao.Univ.-Prof. Michael Steurer, erbrachte Erkenntnis, dass Faktor H auch an CLL-Zellen bindet und damit die Komplement-abhängige Zellauflösung (CDC, Complement Dependent Cytotoxicity) blockiert, bildete die Grundlage für die Entwicklung von verbesserten Antikörpern für die spezifische Therapie. Den ForscherInnen ist es gelungen, mittels hSCR18-20 (human recombinant fH-derived short-consensus repeat 18-20) die Bindung von Faktor H an CLL-Zellen zu unterbinden und damit für das Komplementsystem den Weg zur Zytolyse frei zu machen. Mit diesem neuen, über den Faktor H führenden Ansatz soll es gelingen, die Sensibilität für die Therapie mit Rituximab und Ofatumumab zu optimieren.
Derzeit arbeiten die Innsbrucker ForscherInnen noch daran, ein für die klinische Anwendung geeignetes System zu etablieren.
(D.Heidegger)
Links:
Reduction of complement factor H binding to CLL cells improves the induction of rituximab-mediated complement-dependent cytotoxicity. Hörl S, Bánki Z, Huber G, Ejaz A, Windisch D, Muellauer B, Willenbacher E, Steurer M, Stoiber H. Leukemia. 2013 Jun 13. [Epub ahead of print]
http://dx.doi.org/10.1038/leu.2013.169
Complement factor H-derived short consensus repeat 18-20 enhanced complement-dependent cytotoxicity of Ofatumumab on chronic lymphocytic leukemia cells. Hörl S, Banki Z, Huber G, Ejaz A, Müllauer B, Willenbacher E, Steurer M, Stoiber H., Haematologica. 2013 Jul 12. [Epub ahead of print]
http://dx.doi.org/10.3324/haematol.2013.089615
Sektion für Virologie
http://www3.i-med.ac.at/virologie/
Arbeitsgruppe Stoiber
http://www3.i-med.ac.at/virologie/index.php?page=univ--prof-dr-heribert-stoiber&hl=de_DE
Univ.-Klinik für Innere Medizin V, Hämatologie und Onkologie
http://www.haematologie-onkologie.at/