Betont interdisziplinär: 1. Innsbrucker Kollagenoseforum
Am 9. März fand auf Initiative von Prof. Christian Kähler vom Schwerpunkt Pneumologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI im Congresspark Igls das erste Innsbrucker Kollagenoseforum statt. Das heterogene Krankheitsbild dieser Gruppe von seltenen, autoimmunen Bindegewebserkrankungen verlangt nach einer betont interdisziplinären Herangehensweise. Diesem Anspruch wurde auch der Austausch von klinischem und wissenschaftlichem Know-How im Rahmen der Tagung gerecht.
Kollagenosen gehören zu den seltenen Erkrankungen, die sich klinisch sehr unterschiedlich präsentieren, indem verschiedenste Gewebe und Organe betroffen sein können. Eine Gemeinsamkeit besteht im Zusammenhang mit genetischen Faktoren in der Entstehung der Erkrankung bzw. mit organunspezifischen Autoantikörpern gegen Zellkernmaterial in der Diagnosefindung. Die symptomatische Ähnlichkeit vieler Kollagenosen sowie mögliche überlappende Formen erschweren die frühzeitige Diagnose, die gerade bei Kollagenosen einen besonderen Therapievorteil bringt. Zu den Kollagenosen zählen der Systemische Lupus Erythematodes (SLE; charakteristisch für diese Form ist das so genannte Schmetterlingserythem, weiters können Entzündungen der Gelenke, des Herzens, der Lungen, der Nieren und des Gehirn entstehen), die Polymyositis und Dermatomyositis (Muskelentzündung mit [Derma] und ohne [Poly] Hautbeteiligung), das Sjögren-Syndrom (der autoimmune Angriff auf Speichel- und Tränendrüsen manifestiert sich u.a. in Mund- und Augentrockenheit), die Sklerodermie (Bindegewebsverhärtung der Haut allein oder der Haut und inneren Organe, besonders Verdauungstrakt, Lungen, Herz und Nieren. Die Lungenbeteiligung ist heute die häufigste Todesursache dieser Kollagenose), das CREST-Syndrom (diese begrenzte Form der Sklerodermie bedingt eine krankhafte Verdickung der Haut und Veränderung der inneren Organe; im späteren Verlauf kommt es häufig zu einer pulmonalen Hypertonie, die in einer Rechtsherzbelastung resultieren kann) und das Sharp-Syndrom (eine mild verlaufende Kollagenose mit einer Mischung aus Lupus erythematodes, systemischer Sklerodermie, Polymyositis und rheumatoider Arthritis ).
Awareness erhöhen
Auch wenn die Ätiologie der verschiedenen Kollagenose-Formen bis heute ungeklärt ist, bestehen mit immunsuppressiven Medikamenten und der modernen Antikörpertherapie relativ gute Behandlungsmöglichkeiten. „Aufgrund der ausgeprägten Organbeteiligung im Rahmen von Kollagenosen ist ein interdisziplinärer Zugang in Forschung, Diagnose und Therapie von besonderer Bedeutung. Die fächerübergreifende Zusammenarbeit funktioniert in Innsbruck jedenfalls sehr gut“, weiß der Leiter des Schwerpunktes Pneumologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin VI, Univ.-Prof. Christian Kähler. Gemeinsam mit seinen Kollegen ao.Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Priv.-Doz. Mag. Dr. Jürgen Brunner, vom Department für Kinder- und Jugendheilkunde und ao.Univ.-Prof. Dr. Peter Marschang von der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie sowie Vertretern aus der Rheumatologie und Nephrologie konnte erstmals ein Kollagenoseforum initiiert werden, das alle beteiligten Disziplinen zum spezifischen Wissenstransfer versammelte. Die interaktive und interdisziplinäre Thematisierung dieser „PneumoAngioNephroDermatoRheumatologischen“ Erkrankung - auf der Einladung wurde sie als sogenannter „Wolpertinger“, ein bayrisches Mischwesen aus der Welt der Fabel, dargestellt – richtete sich vorwiegend an niedergelassene ÄrztInnen mit dem Ziel, die Sensibilität und die Aufmerksamkeit für diese seltene Erkrankung zu erhöhen. Neben lokalen Experten referierten auch Spezialisten aus Linz und Graz, als Gastredner konnte Privatdozent Dr. Michael Buslau, MSc, Leiter des Schweizer und im deutschsprachigen Raum einzigen Sklerodermie-Zentrums. Nach der erfolgreichen und gut besuchten Veranstaltung wird es im nächsten Jahr eine Fortsetzung mit dem Schwerpunktthema Sklerodermie geben.
(D.Heidegger)
Links:
Einladung 1. Kollagenoseforum Innsbruck
https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/images/Einladung-Kollagenosenforum-Innsbruck.pdf
Univ.-Klinik für Innere Medizin III
https://www.i-med.ac.at/patienten/kliniken/innere_medizin_3.html
Univ.-Klinik für Innere Medizin VI
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin6.html
Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_dermatologie.html
Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde
https://www.i-med.ac.at/patienten/dept_kinder-jugend.html