FWF unterstützt Klinische Forschung zur motorischen Aktivität im Schlaf
Zur nachhaltigen Förderung patientenorientierter, klinischer Forschung hat der FWF die KLIF-Initiative gestartet. Die Förderentscheidungen für die zweite KLIF-Ausschreibung sind kürzlich gefallen. Unter den bewilligten Projekten ist auch die von Priv.-Doz.in Birgit Frauscher von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor Univ.-Prof. Werner Poewe) geleitete klinische Studie „Motorische Aktivität im Schlaf in Gesundheit und Krankheit“.
In den kommenden drei Jahren werden an den drei Medizinischen Universitäten Österreichs 17 hochkarätige Projekte der Klinischen Forschung gefördert. Die von einer internationalen ExpertInnen-Jury aus 123 eingereichten Projektanträgen ausgewählten Projekte bedienen die Wissenschaftsgebiete Allergieforschung, Augenheilkunde, Endokrinologie, Gynäkologie, Kardiologie, Kinderheilkunde, Krebsforschung, Onkologie, Notfallmedizin, Psychiatrie und Neurologie, Transplantationsmedizin, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Mit dem Programm zur Klinischen Forschung stärkt der FWF einen Forschungsbereich, der komplementär zur unternehmerischen Forschung in diesem Bereich steht, und der unmittelbaren Nutzen für die Gesundheit der Menschen und betroffene Patientinnen und Patienten hat. Zur weiteren Unterstützung und Mobilisierung von erstklassigem, klinischem Forschungspotenzial in Österreich plant der FWF eine weitere Ausschreibungsrunde, in der von 8. Oktober 2012 bis 28. Februar 2013 Anträge eingebracht werden können. Um AntragstellerInnen bei der Vorbereitung von Anträgen schon frühzeitig zu unterstützen, bietet der FWF im Herbst 2012 spezielle Coaching Workshops für klinische ForscherInnen an.
Im Fokus: motorische schlafbezogene Phänomene
Die Arbeitsgruppe um die Neurologinnen Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Frauscher und ao.Univ.-Prof.in Birgit Högl vom renommierten Innsbrucker Schlaflabor - von Univ.-Prof. Werner Poewe an der Univ.-Klinik für Neurologie eingerichtet - ist auf die Untersuchung motorischer Phänomene im Schlaf mittels neurophysiologischer und videographischer Analyse spezialisiert. „Das Ziel unserer Arbeit besteht darin, motorische schlafbezogene Phänomene bei Gesunden und bei PatientInnen mit Schlafstörungen umfassend zu analysieren und Normwerte für verschiedene motorische Phänomene zu etablieren. Für die automatische qualitative und quantitative Auswertung motorischer Phänomene entwickeln wir außerdem den Prototyp für eine modulare Softwarelösung“, berichtet Projektleiterin Frauscher. Der Fokus des nun vom FWF geförderten Forschungsprojektes leitet sich übrigens aus einem MUI-Start-II-Projekt ab, das Dr.in Frauscher gemeinsam mit den Post-Doktoranden Thomas Mitterling und David Gabelia vor zwei Jahren begonnen hatte und auf die Untersuchung motorischer Aktivität im Schlaf Gesunder abzielte. Dasselbe Team arbeitet nun in den nächsten drei Jahren daran, sogenannte Cut-off-Werte zur Unterscheidung von kranken und gesunden Personen hinsichtlich ihrer Motorik im Schlaf festzulegen. „Abnormale motorische Aktivität im Schlaf ist ein Symptom, oft auch ein Kennzeichen vieler Schlafstörungen. Trotzdem ist eine Unterscheidung in normale oder abnormale motorische Aktivität für einige Störungen nur partiell, für andere gar nicht definiert. Zwar wurden einige motorische Phänomene im Schlaf schon beschrieben, doch ihre Prävalenz in der normalen Bevölkerung und ihre klinische Signifikanz sind unbekannt“, beschreibt Dr.in Frauscher die Ausgangslage.
Verbesserte Diagnose und Früherkennung
Für die Datenerhebung im Schlaflabor werden etwa 200 PatientInnen mit verschiedenen Schlafstörungen sowie hundert gesunde Kontrollpersonen eingeschlossen. Die TeilnehmerInnen unterziehen sich dabei einer Video-Polysomnographie mit Schlaf-Mikrostrukturanalyse (Arousal-Analyse) und einer neurophysiologischen Bewegungsanalyse zusätzlich zur normalen Polysomnographie (umfangreiche Untersuchung des Schlafes, mit der mehrere unterschiedliche Körperfunktionen kontinuierlich während der ganzen Nacht überwacht werden, was die Erstellung eines individuelles Schlafprofils ermöglicht).
„Nachdem die Studie sowohl häufige als auch sämtliche Arten von Schlafstörungen sowie eine gesunde Kontrollgruppe umfasst, erwarten wir einen sehr großen Nutzen für die notwendige Verbesserung diagnostischer Methoden in der klinischen Praxis der Schlafmedizin“, so Frauscher, die nach Absolvierung ihrer Facharztausbildung an der Univ.-Klinik für Neurologie in Innsbruck zum Thema REM-Schlaf Verhaltensstörung habilitierte.
Nach heutigem Wissensstand bringt ungenügender und gestörter Schlaf zahlreiche schwerwiegende Langzeitfolgen mit sich. Gewisse Schlafstörungen wie die REM-Schlaf Verhaltensstörung und ihre potentielle Vorstufe REM-Schlaf ohne Atonie (Aufhebung der physiologischerweise vorhandenen Muskelatonie während des REM-Schlafes) bieten zudem einen einzigartigen frühen Einblick in sich entwickelnde neurodegenerative Erkrankungen.
(D.Heidegger)
Links:
Univ.-Klinik für Neurologie
https://www.i-med.ac.at/neurologie/
Arbeitgruppe Schlaf
https://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/schlaf.html
FWF
http://www.fwf.ac.at/
KLIF-Initiative
http://www.fwf.ac.at/de/projects/klinische-forschung.html