Besseres Outcome für HerzinfarktpatientInnen durch milde Kühlung
Ein teilweise bereits erprobter Therapieansatz in der Behandlung des akuten Herzinfarkts verspricht eine Reduktion der Herzinfarktgröße um bis zu vierzig Prozent. Erste Ergebnisse einer multizentrischen Vorläuferstudie zum Einsatz der „therapeutischen Hypothermie“, an der auch die Univ.-Klinik für Kardiologie beteiligt ist, kennt der Studienkoordinator für Innsbruck, Univ.-Doz Bernhard Metzler.
Die erfolgreiche Etablierung der Akut-PCI (Erweiterung eines verengten oder Wiedereröffnung eines verschlossenen Herzkranzgefäßes ohne offene Operation), der Einsatz innovativer Stents und die Fortentwicklung der medikamentösen Behandlung haben bei der Therapie des akuten Myokardinfarktes in den letzten Jahren große Fortschritte gebracht. Weiters scheinen aber auch Konzepte, die nicht nur bei der Koronardurchblutung, sondern direkt beim Schutz der Kardiomyozyten (Herzmuskelzellen) ansetzen, erhebliches therapeutisches Potential zu besitzen. Auf der Suche nach verbesserten Therapiestrategien zur Verkleinerung des Infarkts und auf Basis einer vielversprechenden Pilotstudie, läuft nun seit Juni 2011 eine multizentrische Untersuchung (CHILL-MI-Studie), an der die Univ.-Klinik für Innere Medizin III / Kardiologie (Direktor Univ.-Prof. Otmar Pachinger) als eines von elf europäischen Zentren beteiligt ist. Ziel ist die Evaluierung des möglichen Benefits einer milden therapeutischen Hypothermie, also Kühlung, zum Zeitpunkt der Reperfusion bei PatientInnen mit akutem Myokardinfarkt.
Positive Effekte durch rasche Kühlung
Univ.-Doz. Bernhard Metzler koordiniert die CHILL-MI-Studie für Innsbruck und führt die therapeutische Hypothermie auch an der von ihm geleiteten Herzintensivstation (CCU) an der Univ.-Klinik für Kardiologie durch. Dabei wird bei InfarktpatientInnen durch rasche intravenöse Gabe von kalter Kochsalzlösung (4 °C) und zusätzlichem endovaskulärem Kühlkatheter eine umgehend einsetzende Kühlung der Herzmuskelzellen erreicht. „Die Behandlung dauert etwa eine Stunde, die PatientInnen sind wach und ansprechbar und benötigen ausschließlich Medikamente gegen das Kältegefühl bzw. gegen das Zittern. Die milde Kühlung, also Herabsetzung der Körpertemperatur auf ca. 35 °C, führt zu einer Senkung des Sauerstoffverbrauchs bzw. des Energiebedarfes im Herzmuskel“, erklärt Doz. Metzler die positiven Effekte dieser Akutbehandlung, die sich außerdem durch gute Verträglichkeit auszeichnet.
Aktuelle Ergebnisse der laufenden Studie, die rund 120 PatientInnen mit großem, akutem Herzinfarkt einschließen soll, sprechen dem frühen Zeitpunkt der Kühlung besonderes therapeutisches Potential zu: „Optimalerweise setzt die Kühlung schon vor Beginn der Reperfusion ein“, weiß Doz. Metzler. Der zusätzliche Aufwand der therapeutischen Hypothermie scheint absolut gerechtfertigt. Dies vor allem deswegen, weil mit keiner anderen derzeit bekannten Therapieform eine Reduktion der Herzinfarktgröße in so einem Ausmaß zu erwarten ist, spricht Doz. Metzler einen weiteren, in der laufenden Studie wichtigen Punkt an.
(D.Heidegger)
Links:
Univ.-Klinik für Innere Medizin III / Kardiologie
https://www.i-med.ac.at/patienten/kliniken/innere_medizin_3.html
Herzintensivstation (CCU)
http://kardiologie.uki.at/page.cfm?vpath=herzintensivstation