Hoher Besuch an der Medizinischen Universität Innsbruck: FBI meets GMI
Das Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck hatte kürzlich mit Douglas Hares (Custodian of the US National DNA Database) und Eric Pokorak (Unit Chief, Mitochondrial DNA Unit) hohen Besuch, der die wissenschaftliche Bedeutung des Instituts unterstreicht. Darüber hinaus wird vom 6. bis 8. September die internationale Tagung „DNA in Forensics 2012“ in Innsbruck mit 250 WissenschafterInnen aus über 40 Nationen ausgerichtet.
Vor sechs Jahren ist die mitochondriale DNA Datenbank EMPOP (www.empop.org) am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) eingerichtet worden. Sie wird aufgrund ihrer wegweisenden hohen Qualitätsansprüche für forensische, aber auch populationsgenetische und medizinisch-genetische Fragestellungen weltweit genutzt. Beispielsweise sprach der 1. Strafsenat des deutschen Bundesgerichtshofs in seinem Beschluss vom 03.11.2010 der Innsbrucker Datenbank wissenschaftliche Validität und Anwendbarkeit in der Rechtsprechung zu. Im wissenschaftlichen Feld ist EMPOP in der Forensik tonangebend, so fordern die Herausgeber der beiden führenden Fachzeitschriften Forensic Science International Genetics und International Journal of Legal Medicine inzwischen explizit die Qualitätskontrolle von mtDNA Datensätzen durch EMPOP, ehe Manuskripte in die Begutachtung gehen. Damit hat sich die Qualität der publizierten Datensätze in den letzten Jahren sehr stark verbessert und die Akzeptanz der Methodik in der Verbrechensbekämpfung gefestigt. Mittlerweile inspiriert EMPOP gemeinsame Forschungsansätze, die in zweijährigem Rhythmus auf eigens dafür abgestimmte Tagungen mit Gästen aus über 40 Ländern diskutiert werden. Die nächste Tagung, DNA in Forensics 2012 (http://dna2012.gerichtsmedizin.at/), findet vom 6. bis 8. September in Innsbruck statt. Rund 250 WissenschafterInnen sind der Einladung des GMI gefolgt.
Weltweite Kooperationen
EMPOP entstand durch interdisziplinäre Forschung mit Mathematikern (Institute für Mathematik der Universitäten Innsbruck und Hamburg), Molekularbiologen und IT-Spezialisten, sowie den Beiträgen zahlreicher Forschergruppen, die ihre wissenschaftlichen Arbeiten gemeinsam mit dem Innsbrucker Team erstellten. Weltweit kooperiert das Institut inzwischen mit 49 Institutionen, darunter äußerst namhafte Vertreter und zahlreiche Bundeskriminalämter weltweit.
Software-Suite
Neben der Bereitstellung von mtDNA Daten zeichnet sich EMPOP durch die Bereitstellung einer Software-Suite aus, mit der Fehler in Sequenzdaten entlarvt und behoben werden kann. Neben automatisierten Plausibilitätskontrollen werden phylogenetische Checks durchgeführt, darunter zum Beispiel die Visualisierung von mtDNA Datentabellen als Graphen in Form von quasi-medianen Netzwerken. Diese erlauben dem menschlichen Auge Dateninkonsistenzen, die in Tabelle verborgen bleiben, zu erkennen und somit einer konkreten Inspektion und Korrektur zuzuführen. „Die quasi-medianen Netzwerke wurden von unseren Kollegen aus der Mathematik entwickelt und in jahrelanger Arbeit am Institut für Gerichtliche Medizin optimiert“, berichtet Prof. Walther Parson, wissenschaftlicher Leiter von EMPOP. „Damit haben wir ein sehr effizientes Werkzeug zur Qualitätskontrolle von mtDNA Daten zur Hand. In Zeiten steigender Qualitätsansprüche an die Wissenschaft ein unverzichtbares Mittel.“
Der Besuch vom amerikanischen FBI, die ihre hauseigene mtDNA Datenbank der Qualitätskontrolle durch EMPOP unterziehen wollten, ist eine ist eine weitere Bestätigung des Konzepts und zugleich die Fortsetzung einer langjährigen Kooperation.
(red/hof)
Weiterführende Links:
- Presseinformation zur Tagung
- Institut für Gerichtliche Medizin
- myPoint-Bericht: Gerichtsmedizin Innsbruck erforscht frühe Besiedlung Amerikas