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Prostatakarzinom: Überraschende Funktion des Proteins PIAS1

Die besondere Rolle der Zytokin-Signalwege und deren Inhibitoren im Wachstum des Protatakarzinoms ist ein Schwerpunkt in der Forschungsarbeit des Teams um Prof. Zoran Culig vom Forschungslabor der Univ.-Klinik für Urologie. In einer aktuellen, im American Journal of Pathology veröffentlichten Forschungsarbeit berichtet das junge Team über einen neuen Mechanismus zur Regulation des Zellwachstums und dessen funktioneller Relevanz in Tumoren.

PIAS1 (protein inhibitor of activated STAT 1) heißt ein Protein, das im Rahmen des Zellzyklus möglicherweise eine relevante Rolle im Tumorwachstum einnimmt und im Labor von Univ.-Prof. Zoran Culig erstmals als Onkogen im Prostatakarzinom nachgewiesen wurde. Die im Rahmen des MCBO-Doktoratskollegs und in hervorragender Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen von Univ.-Prof. Ludger Hengst von der Sektion für Medizinische Biochemie, ao.Univ.-Prof. Helmut Klocker und Dr. Georg Schäfer von der Univ.-Klinik für Urologie, sowie internationalen Partnern entstandene Forschungsarbeit wurde im renommierten American Journal of Pathology veröffentlicht.

Neuer Angriffspunkt für die Therapie

„Die Wirkung von PIAS1 auf molekularer Ebene ist bereits bekannt - neu ist seine funktionelle Rolle als Proliferationsmarker in Tumoren", erzählt Dr. Martin Puhr, der die Arbeit von Erstautorin Mag.a Julia Höfer mit betreute und dessen langjährige Forschungen zur Klasse der "Suppressor of Cytokine Signaling"-Proteine (SOCS) eine effiziente Grundlage für die rezenten Ergebnisse bildeten, zumal SOCS und PIAS ähnliche physiologische Funktionen besitzen.
Für die Arbeit im Labor standen dem Team 90 Proben von Prostatakarzinompatienten zur Verfügung. „Gut- und bösartige Gewebeproben wurden von uns auf die Expression von PIAS1 getestet. Dabei stellten wir fest, dass dieses Protein in bösartigen Proben höher exprimiert wird, als in gutartigen", erklärt Nachwuchsforscherin Julia Höfer. Weitere Untersuchungen belegen einen neuen Regulationszyklus beim Prostatakarzinom, da entdeckt wurde, dass PIAS1 das Tumorwachstum fördert, indem der Zellzyklusinhibitor p21 - ein Hemmstoff für das Krebswachstum - unterdrückt wird.

Dem Team des anerkannten Molekularpathologen Prof. Zoran Culig gelingt damit die erstmalige systematische Darstellung eines Mechanismus, der nicht nur für das Prostatakarzinom von besonderer Bedeutung sein könnte. „PIAS1 ist ein Proliferationsmarker, dessen Bedeutung auch für schnell wachsende Tumoren erforscht werden muss", blickt Dr. Martin Puhr in die Zukunft.

Hintergrund

Die Arbeitsgruppe von Prof. Culig leistet international beachtete Forschungen zu Entstehung, Voranschreiten und verbesserter Therapie von Prostatakrebs. So gelang dem Team etwa der Nachweis, dass Prostatakrebs mithilfe bestimmter Botenstoffe, insbesondere durch das in Entzündungsprozessen wichtige Zytokin Interleukin-6 (IL-6), den Androgenrezeptor aktivieren kann. Trotz Therapie kann der Tumor daher weiter wachsen. Das Interesse  des Forschungsteams zielt deshalb vor allem auf potentielle Targets für die Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms bzw. Strategien, über die das Wachstum von Tumoren kontrolliert werden könnte. 

(dh)

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