Forschungserfolg am Biozentrum Innsbruck: Neues Fertilitätsgen entdeckt?
In der biomedizinischen Forschung werden Prozesse auf molekularer Ebene erforscht, um verbesserte Therapien und Diagnosemöglichkeiten zu entwickeln. Die Jungforscherin Petra Mikolcevic von der Sektion für Molekulare Pathophysiologie der Medizinischen Universität Innsbruck hat sich mit der cyclinabhängigen Proteinkinase (CDK 16) beschäftigt. Ihre Forschungsergebnisse könnten für die Behandlung von Unfruchtbarkeit sowie die Entwicklung von Verhütungsmitteln bei Männern relevant sein.
Ziel der Sektion für Molekulare Pathophysiologie (Leiter Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kofler) des Biozentrums der Medizinischen Universität Innsbruck ist es, das Verständnis grundlegender biologischer Prozesse auf molekularer Ebene zu erhöhen. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, dass bessere Therapien entwickelt werden und sich die Diagnosemöglichkeiten von Krankheiten verbessern. Ein Forschungsteam rund um ao. Univ.-Prof. Dr. Stephan Geley beschäftigt sich dabei mit einer der Grundfunktionen des Lebens: der Zellteilung. Fehler bei der Zellteilung können unter Umständen, wie beispielsweise bei Tumoren, lebensgefährliche Konsequenzen haben. Die Teilung der Zellen wird über spezielle Proteine, die cyclinabhängigen Kinasen (CDK) gesteuert. Unterschiedliche Kinasen übernehmen dabei unterschiedliche Funktionen. Seit 2006 forscht in dem Team auch Petra Mikolcevic. Sie hat 2011 das PhD-Programm „Molekulare Onkologie“ der Medizinischen Universität Innsbruck absolviert und ist seitdem als Postdoc am Institut tätig. Ihre Forschungserkenntnisse zur bisher unerforschten cyclinabhängigen Proteinkinase (CDK 16, PCTK1) wurden kürzlich im renommierten Journal „Molecular und Cellular Biology“ der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie veröffentlicht. Die gebürtige Kroatin hat sich im Rahmen des FWF-Einzelforschungsprojektes „Molekulare und funktionelle Analyse von Pctk1“ damit beschäftigt, ob es sich bei CDK 16 um ein essentielles Protein handelt, welche Funktion es ausübt und wie es reguliert wird. Zuvor war die Forschungsarbeit zu dieser cyclin-abhängigen Kinase vom FWF-Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“ (SFB021) unterstützt worden.
CDK 16: Ein bisher unbekanntes Fertilitätsgen?
Die Proteinkinase CDK 16 kommt vor allem in Zellen des Gehirns und im Hoden vor und war bisher weitestgehend unbekannt. Petra Mikolcevic konnte nun wichtige Erkenntnisse über die Funktion von CDK 16 herausfinden und an Hand des Tiermodells nachweisen, dass das Protein eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Spermien (Spermatogenese) spielt. Damit könnte die Forscherin wichtige Erkenntnisse für die Diagnose und die Therapie von Unfruchtbarkeit bei Männern gewonnen haben. „Es könnte zum Beispiel auch bedeuten, dass es möglich ist, dieses Protein gezielt zu hemmen und dadurch ein wirksames Verhütungsmittel für den Mann zu entwickeln“, sagt Mikolcevic. Darüber hinaus hält sie es nicht für ausgeschlossen, dass es sich bei CDK 16 um ein bisher unbekanntes Fertilitätsgen handelt. Auch wenn es Mikolcevic gelungen ist, neue Erkenntnisse über die Eigenschaften des CDK16 zu erhalten, sind weitere Untersuchungen notwendig. „Es freut mich, dass hier im Labor weiter gearbeitet wird, um herauszufinden, wie das Protein wirklich funktioniert.“ Die weiteren Forschungsarbeiten in Innsbruck werden allerdings ohne Mikolcevic stattfinden: Die 30jährige wird in Kürze zu Prof. Angel R. Nebreda nach Barcelona wechseln. Dabei kann sie auf eine erfolgreiche Tätigkeit in Innsbruck zurückblicken: Im April 2012 erhielt sie den Wissenschaftsförderpreis der Österreichischen Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechsel (ÖGES) und 2011 eine Auszeichnung der Österreichischen Krebshilfe Tirol für das Projekt „Cyclin Y expression and function in human malignancies“.
Publikation: Mikolcevic P, Sigl R, Rauch V, Hess MW, Pfaller K, Barisic M, Pelliniemi LJ, Boesl M, Geley S., “Cyclin-dependent kinase 16/PCTAIRE kinase 1 is activated by cyclin Y and is essential for spermatogenesis”, Mol Cell Biol. 2012 Feb;32(4):868-79. Epub 2011 Dec 19.
(hof)
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