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Internationaler Tag gegen den Lärm: Erkrankungen nehmen zu

Schwerhörigkeit in Folge von Lärmbelastung ist auch in Österreich die häufigste Berufskrankheit. Jeder dritte Europäer wird durch Verkehrslärm gesundheitlich beeinträchtigt. Daneben befindet sich ein weiteres Lärmsymptom auf dem Vormarsch: der Tinnitus. Diese akute Innenohrschädigung wird häufig durch extreme Schallpegel hervorgerufen. In letzter Zeit sind davon vermehrt Personen betroffen, die ständig mittleren Pegelstärken ausgesetzt sind, z.B. LehrerInnen, Kindergärtnerinnen und MusikerInnen.

Am 25. April 2012 findet der Internationale Tag gegen Lärm (International Noise Awareness Day) statt. Die Lärmbelastung der Wohnbevölkerung zu reduzieren ist auch das Ziel der europaweiten Umgebungslärm-Richtlinie (2002/49/EG). Nach einer Erhebung der Statistik Austria aus dem Jahr 2009 bei ca. 14.200 Personen ist man in Österreich mit der Umweltsituation, gemessen an Kriterien wie der Verfügbarkeit hochwertiger Lebensmittel oder dem Bestand von Grünflächen, eigentlich überwiegend zufrieden. Was die Lärmbelastung betrifft, sehen aber knapp 35 Prozent die Umweltqualität in Österreich als gering an. Rund 20 Prozent der Befragten fühlen sich durch Lärm mehr als geringfügig belästigt. „Ein Grund dafür ist, dass das Anliegen des Schutzes ruhiger Gebiete, eine essentielle Anforderung der Umgebungslärm-Richtlinie, bei uns noch nicht umgesetzt wird“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Lercher, Leiter der Sektion für Sozialmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Auch die Schwellwerte dreier konkreter Lärmquellen, wie Straßen-, Flug- und Bahnlärm, seien in Österreich zwischen zwei und zehn dB höher angesetzt, als in anderen EU-Staaten, moniert der Lärmexperte. Die Bevölkerung, die im Tagesmittel (Lden) mit 60 bis 70 dB belastet ist, hilft sich mit einer um 46 Prozent gesteigerten Einnahme von Schlafmitteln. Das hat Prof. Lercher in einer Studie in Noise & Health über von Bahnlärm Betroffene im Unterinntal zeigen können.

Zeiten und Plätze der Ruhe werden knapper
Das Problem besteht darin, dass das Ohr immer weniger Zeit zur Erholung erhält. Während die Lärmquellen ständig zunehmen und der Lärm immer größere Bereiche des Alltags betrifft, werden die Zeiten der Stille immer knapper. „Die Folge davon ist, dass das Regenerationssystem des Ohrs nicht nachkommt, die Schäden an den Haarzellen des Innenohrs zu reparieren“, sagt DDr. Viktor Weichbold von der Universitätsklinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen. „Diese akkumulieren und manifestieren sich nach einiger Zeit als Tinnitus oder Hörstörung. So erklärt sich vermutlich, warum bereits mittlere Schallpegelstärken bei dauerhafter Exposition zu Tinnitus führen können.“ Die verzögerte Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie bewirkt, gemeinsam mit den überhöhten Schwellwerten, den Verlust relativ geringer belasteter Erholungsräume für die Bevölkerung. Gerade auch in der Nacht ist die Erholungsphase vielfach beeinträchtigt. Das hat eine Reihe unterschiedlicher Auswirkungen auf unser tägliches Leben, sei es die Lernleistung von Volksschulkindern oder die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Vor diesem Hintergrund wird die medizinische und gesundheitspolitische Dimension des Themas deutlich. Die fortschreitende Steigerung in der Belastung der Bevölkerung durch Lärm zeigt bereits Folgen für die Gesundheit (siehe die WHO-Studie) – keineswegs nur hinsichtlich des Gehörs.

(red)

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