Liechtenstein-Preis für exzellente Forschung vergeben
Am 15. März wurde in Vaduz im Rahmen eines feierlichen Festaktes der Preis des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an drei ForscherInnen der beiden Innsbrucker Universitäten überreicht: Die mit jeweils 4000 Euro dotierten Auszeichnungen gehen an MMag. Dr. Nicole Ehlotzky und Univ.-Prof. Mag. Stefan Mayr von der Universität Innsbruck und Ao.Univ.-Prof. Heinz Zoller von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der seit 1983 jährlich verliehene Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. „Der Preis ist ein wichtiges Zeichen für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und den beiden Innsbrucker Universitäten", betonte der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer bei der feierlichen Verleihung in Vaduz. Er gratulierte der Preisträgerin und den beiden Preisträgern im Namen der Liechtensteinischen Regierung zu ihren hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen. „Für eine erfolgreiche Entwicklung müssen wir jungen vielversprechenden Köpfen entsprechende Rahmenbedingungen bieten", sagte Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, bei der Verleihung. „Der Liechtenstein-Preis ist eine bedeutende Auszeichnung, die uns bei dieser Aufgabe sehr hilft." Günther Sperk, Vizerektor für Forschung der Medizinischen Universität Innsbruck betonte: „Diese Auszeichnung hat natürlich ihren finanziellen Wert, der ideele Wert ist für die Preisträger aber ungleich höher."
Neue Variante einer Eisenspeicherkrankheit identifiziert
Ao.Univ.-Prof. Heinz Zoller, Gastroenterologe und Hepatologe an der Univ.-Klinik für Innere Medizin II konnte mit seiner Arbeitsgruppe eine neue Variante der Eisenspeicherkrankheit aufklären, bei der Mutationen im Ferroportingen nicht zum üblichen Defekt des Eisenexportes führen, sondern zu einer Störung bei der hormonellen Kontrolle des Eisenstoffwechsels. Der Kankheitsmechanismus kann hier in Analogie zum ‚Altersdiabetes' durch eine Resistenz des Hormonrezeptors für das Eisenhormon Hepcidin erklärt werden. Das essentielle und gleichzeitig toxische Spurenelement Eisen, verantwortlich für Sauerstofftransport und -speicherung, unterliegt einer strengen Kontrolle bei der Aufnahme und der Verteilung im menschlichen Körper - zuviel davon kann zu Gewebeschädigungen oder gar zu Organversagen führen. Im letzten Jahrzehnt konnten jene Transport- und Regulationsproteine identifiziert werden, die die Eisenaufnahme aus dem Darm, die Nutzung und Speicherung sowie den Austausch von Eisen zwischen den Organen kontrollieren. Viele dieser Mechanismen wurden im Zuge genetischer Untersuchungen an familiären Eisenspeicherkrankheiten identifiziert und führten zu einer Reklassifikation von Eisenüberladungssyndromen, wie etwa der Hämochromatose. Diese in den meisten Fällen erbliche Eisenspeicherkrankheit wird mit Mutationen im HFE-Gen assoziiert und präsentiert sich klinisch durch einen Hepcidin-Mangel. In der Regulation des Eisenhaushaltes kommt dem Eisenhormon Hepcidin eine Schlüsselrolle zu, indem es die Eisenaufnahme aus dem Darm reguliert. So ist etwa die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose durch einen Hepcidin-Mangel gekennzeichnet. Ähnlich dem, durch Insulinmangel gekennzeichneten Diabetes mellitus, kann demnach die Hämochromatose mit dem Diabetes Typ I verglichen werden. „Wie bei einem genetischen Insulinrezeptordefekt wird auch bei der von uns neu definierten, atypischen Variante der Ferroportingen-Erkrankung die Bindung von Hepcidin an Ferroportin (exportiert Eisen aus dem Zellinneren ins Blut) gestört, was zu einem funktionellen Hepcidinmangel führt. Die Krankheitspräsentation ist ähnlich wie bei einer klassischen Hämochromatose, obwohl kein Hepcidinmangel vorliegt", erklärt Preisträger Heinz Zoller, dem es mittels kombinierter klinischer, genetischer und funktioneller Untersuchungen gelang, die neue Krankheitsentität zu bestätigen.
Heinz Zoller wurde 1972 in Innsbruck geboren, wo er Medizin studierte und 2004 zum Thema "Intestinal Iron Absorption: Regulation in Iron Deficiency and Hemochromatosis" habilitierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt als Wellcome Trust International Fellow an der University of Cambridge ist der dreifache Familienvater seit 2005 an der Universitätsklinik für Innere Medizin II (Gatsroenterologie und Hepatologie, Direktor Univ.-Prof. Wolfgang Vogel) tätig, wo er das Labor für Hepatologie leitet. Für seine Forschungsleistungen zur Regulation des Eisenhaushalts wurde Heinz Zoller bereits mehrfach ausgezeichnet. Erst kürzlich wurde er als Professor für Hepatologie an das Klinikum der Technischen Universität nach München berufen.
Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention und Embolie-Bildung in alpinen Pflanzen
In ihrer mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Dissertation „Das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention im Lichte der Grundfreiheiten" thematisiert Nicole Ehlotzky das Spannungsverhältnis zwischen einer nachhaltigen Entwicklung des Verkehrs im Alpenraum und den wirtschaftlichen Zielsetzungen des europäischen Binnenmarktes und untersucht, ob sich aus dem Verkehrsprotokoll und dem EU-Recht widersprüchliche Verpflichtungen ergeben. Die Preisträgerin war von 2007 bis 2011 Universitätsassistentin am Institut für Europarecht und Völkerrecht der Universität Innsbruck, wo sie ihr Doktoratsstudium mit Auszeichnung abschloss. Seit Herbst 2011 ist Ehlotzky Forschungsassistentin am Europainstitut der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des institutionellen und materiellen Europarechts sowie im österreichischen Verfassungsrecht, im Umweltvölkerrecht und im Weltraumrecht.
Univ.-Prof. Mag Stefan Mayr erhält den Liechtensteinpreis für seine Forschungsarbeiten zur Bildung von Embolien in Pflanzen, Er konnte gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe zahlreiche Erkenntnisse über das Wassertransportsystem von Bäumen gewinnen, das unter extremen Bedingungen – u.a. aufgrund von Frostereignissen – durch die Bildung von Luftblasen unterbrochen wird. Durch Frostereignisse induzierte Embolien sind ein wichtiger limitierender Faktor für viele Pflanzen und damit etwa in alpinen Systemen von großer physiologischer- und ökologischer Bedeutung. Stefan Mayr, studierte Biologie mit Schwerpunkt Ökologie an der Universität Innsbruck, wo er mit ausgezeichnetem Erfolg promovierte. Seit Oktober 2011 hat er dort den Lehrstuhl für Botanik/Wasserhaushalt der Pflanzen inne, leitet die Forschungsgruppe „Ökophysiologie" und ist Geschäftsführer der Firma ÖKOM, die als technisches Büro für Ökologie in den Bereichen Naturschutz und Landschaftsplanung tätig ist.
(dh)
Links:
Identification of mutations in SLC40A1 that affect ferroportin function and phenotype of human ferroportin iron overload. Gastroenterology. 2011 Jun;140(7):2056-63, 2063.e1. Epub 2011 Mar 9.Mayr R, Griffiths WJ, Hermann M, McFarlane I, Halsall DJ, Finkenstedt A, Douds A, Davies SE, Janecke AR, Vogel W, Cox TM, Zoller H.
http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2011.02.064
Univ.-Klinik für Innere Medizin II
http://www.i-med.ac.at/patienten/kliniken/innere_medizin_2.html