Burnout – Die neue Volkskrankheit
Der bewegende Vortrag zum Thema „Burnout – die neue Volkskrankheit“ von Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sperner-Unterweger lockte zahlreiche Osttioler in die Kegelstube Jessacher in Sillian. Ende Februar präsentierte die Expertin dort Fakten zu diesem spannenden Thema, was im Anschluss zu einer aufschlussreichen Diskussion führte.
„Burnout ist keine etablierte medizinische Diagnose, sondern ein Prozess, der sich über Jahre hin entwickelt und zu einer Reihe psychischer Krankheitsbilder, vor allem zu einer Depression, führen kann. Es kann jeden treffen“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Sperner-Unterweger. Besonders betroffen sind Berufsgruppen, die mit sehr viel Engagement und Motivation ihre tägliche Arbeit verrichten: „Nicht nur Führungskräfte, sondern jedes Arbeitsgebiet kann betroffen sein, zum Beispiel auch Angestellte im Sozialbereich“, so Prof.in Sperner-Unterweger.
Burnout kann in Stadien eingeteilt werden und äußert sich anfangs durch Erschöpfung und das Gefühl, ausgelaugt zu sein. Resultierend daraus entwickeln Betroffene einen Zynismus mit einer oft abwertenden Sicht der Dinge. Das bittere Ende der Entwicklung von Burnout ist eine komplette Ineffizienz – Menschen sind nicht mehr leistungsfähig und fühlen sich ausgebrannt.
Ursachen
Zu den Außenfaktoren für ein entstehendes Burnout zählen Überbelastung und Zeitdruck, fehlende soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und KollegInnen sowie daraus reslutierende ständige Konflikte und Konfrontationen. Individuelle Faktoren bzw. Burnout-Ursachen betreffen Menschen mit sehr hohen Idealen, die den Wunsch hegen, erfolgreich oder sogar der oder die Beste zu sein, die sich nach Anerkennung und Wertschätzung sehnen oder auch unfähig sind, „Nein“ zu sagen. Burnout gefährdet sind außerdem Personen, die Angst haben, den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen, die einen Verlust des Arbeitsplatzes befürchten oder die ein geringes Selbstwertgefühl und in Folge große Angst vor Versagen und Kritik plagt. Menschen, die schlecht mit Stress umgehen können bzw. stark stressanfällig sind, gelten als burnout-anfällige Menschen.
Burnout – Was tun?
“Soziale Hilfe anzunehmen ist der erste Schritt zur Heilung“, betont Prof.in Barbara Sperner-Unterweger. Außerdem, gilt es, drei große Themen zu überdenken: „Ich muss meine persönlichen Grenzen erkennen, meine Ziele überdenken und mir Maßnahmen zur Regeneration überlegen.“ Wichtig ist darüber hinaus, die akute Belastungssituation rasch zu beseitigen, bewusst Pausen einzuplanen und lernen „Nein zu sagen“. So kann ein Burnout, das als Risikofaktor für weitere Erkrankungsbilder wie Angsterkrankungen, depressive Erkrankungen und Abhängigkeitskrankheiten gilt, verhindert werden.
„Depressionen sind potenziell tödliche Erkrankungen. Bis zu 20 Prozent der Erkrankten sterben durch Selbstmord“, weist Prof.in Sperner-Unterweger auf die Gefahren dieser psychischen Erkrankung hin, die oft in Zusammenhang mit Burnout steht. Neben den Betroffen benötigen auch Angehörige von BurnoutpatientInnen und depressiven Menschen in dieser belastenden Situation Unterstützung von Fachleuten. Viele können sich diese Hilfe aber nicht leisten. „Die Politik ist gefordert, für funktionierende Strukturen, auch in den ländlichen Regionen zu sorgen“, wofür sich Forum Land und die Medizinische Universität Innsbruck stark machen werden.
Vortragsreihe Medizin für Land und Leute
Die Vortragsreihe „Medizin für Land und Leute“ wird seit 2010 vom Forum Land und der Medizinischen Universität Innsbruck gemeinsam organisiert. Wissenschaft und Medizin sollen den Menschen durch die besten ReferentInnen der Medizinischen Universität Innsbruck von Landeck bis Lienz nahe gebracht werden. Die Themen stammen aus den Regionen und werden in Zusammenarbeit mit den Sozialsprengeln erstellt. Die Vorträge beginnen um 19:30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos!
Weitere Termine:
Mittwoch, 14. 3. 2012: Altersleiden am Bewegungsapparat im Gasthof Molinero in Mühlbachl
Mittwoch, 11. 4. 2012: Herzinfarkt und Herzbeschwerden im Gasthof zur Schanz in Ebbs
Donnerstag, 3. 5. 2012: Krebsbehandlung ohne Messer im Mosers Hotel in Maurach am Achensee
(Lackner)