Zoran Culig ist neuer Präsident der Europäischen Sektion für Urologische Forschung (ESUR)
Der renommierte Molekular-Pathologe und Prostatakarzinomforscher an der Medizinischen Universität Innsbruck, ao.Univ.-Prof. Dr. Zoran Culig, wurde vergangenes Wochenende in Paris zum Präsidenten der Europäischen Sektion für Urologische Forschung (ESUR) gewählt. Damit erfährt der urologische Forschungsstandort Innsbruck eine weitere eindrucksvolle Bestätigung.
Als Sektion der Europäischen Organisation für Urologie (EAU) ist die ESUR für die Entwicklung und Förderung der urologischen Grundlagen- wie auch der klinisch relevanten Forschung in Europa verantwortlich. Die Wahl von ao.Univ.-Prof. Zoran Culig zum Präsidenten der international tätigen Gesellschaft fußt nicht zuletzt auf dem Renommee der in Innsbruck erbrachten Forschungsleistungen zur Entstehung und Therapie des Prostatakarzinoms. Zusammenhänge zwischen chronischen Entzündungen und Prostatakrebs werden in Innsbruck unter anderem bereits seit zehn Jahren enträtselt. Das Team um Prof. Culig mit sieben Forscherinnen und Forschern im Durchschnittsalter von rund 30 Jahren gilt in diesem speziellen Forschungsbereich als eines der international renommiertesten.
ESUR setzt Qualitätsstandards
Die vormals eigenständige Gesellschaft ESUR wurde kürzlich aus logistischen Gründen in die gut organisierte EAU integriert und konnte sich in den vergangenen Jahren, in denen Prof. Culig bereits als Vizepräsident tätig war, vor allem durch die Abhaltung gut besuchter und wissenschaftlich exzellenter Kongresse profilieren. Die jährlichen Kongresse der ESUR gelten als wissenschaftlicher Höhepunkt im Kalender der urologischen Wissenschaftsgemeinschaft in Europa. So war auch Innsbruck im vergangenen Jahr Schauplatz des ESUR-Weltkongresses, bei dem rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa, den USA und Australien neueste Forschungsergebnisse - schwerpunktmäßig im Bereich Onkologie – präsentierten. „Steigende TeilnehmerInnenzahlen und die positive Resonanz auf unsere Vorträge bestätigen mich in meinem Vorhaben, die hohe wissenschaftliche Qualität unserer Kongresse durch die Einhaltung strenger Auswahlkriterien für die ReferentInnen, zu forcieren", sagt der neue ESUR-Vorsitzende, der in der urologischen Onkologie (Krebserkrankungen der Prostata, Blase und Niere) wie auch in der Physiologie thematische Akzente setzen will. Zudem soll urologische Forschung durch den vor einigen Jahren von Prof. Culig initiierten Dominique Chopin Preis gefördert und ausgezeichnet werden. Außerdem wird im Rahmen des Jahreskongresses der Sektion von ARTP (Französische Gesellschaft für Prostatakarzinomforschung) für die beste Präsentation einer Arbeit in der Prostatakarzinomforschung ein Preis vergeben.
Ein besonderes Bemühen der ESUR besteht weiters in der Vernetzung von europäischen Forschungsgruppen in EU-Projekten. „Wir wollen die Interaktion in den EU-Netzwerken stärken, indem wir etwa Sitzungstermine von EU-ProjektteilnehmerInnen direkt im Anschluss an Kongresse einplanen", sagt Prof. Culig, der auch eines der 24 Projektteams im EU-Ausbildungsprojekt PRO-NEST (Prostate Research Organizations-Network of Early Stage Training) leitet. Besonders intensiv sind die Tätigkeiten in Marie Curie Programmen, die zur Ausbildung von jungen WissenschafterInnen in Europa führen sollen. Für den bevorstehenden ESUR-Kongress 2012 im September in Strasbourg wurden gleich fünf SprecherInnen von PRO-NEST ausgewählt.
Wegweisende Erkenntnisse aus Innsbruck
Bei Prostatakrebs sind grundsätzlich jene Mechanismen nicht im Detail bekannt, die zu Entartung, unkontrolliertem Wachstum und Streuung der Zellen führen. Man weiß, dass männliche Sexualhormone (Androgene) bei der Entwicklung dieses Tumors eine Schlüsselrolle spielen und entartete Zellen in der Prostata den Androgenrezeptor zur Stimulation ihres ungebremsten Wachstums benötigen. Komplexe Signalwege zwischen Zellen stecken hinter dieser Krebsart, mit der europaweit jeder Zehnte rechnen muss.
Die Erkrankung ist bei früher Entdeckung gut behandelbar, im fortgeschrittenen Stadium kann Prostatakrebs bisher jedoch nur durch eine medikamentöse Blockade des männlichen Sexualhormons Androgen für eine begrenzte Zeit aufgehalten werden. Prostatakrebszellen sind nämlich nach einer bestimmten Behandlungsdauer in der Lage, die Hormontherapie zu umgehen. Nach rund zwei Jahren werden alle Patienten, bei denen der Tumor bereits gestreut hat, gegen die Therapie resistent.
Zum verbesserten Verständnis der Entstehung und des Wachstums von Prostatakrebs leistet das Innsbrucker Team, gefördert von der EU und vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), international wesentliche Beiträge. Culig und seine Gruppe erforschen als eines weniger Teams in Mitteleuropa, was hinter der Widerstandsfähigkeit der Prostata-Tumorzellen genau steckt. Ihre Forschungsausrichtung mit dem Fokus auf Zytokine und Androgenrezeptoren eröffnet neue Strategien für die Kontrolle des Tumorwachstums und zwar für Tumoren all jener Gewebe, in denen der Androgenrezeptor eine wichtige Rolle spielt: neben der Prostata auch Tumoren des Gehirns und des Hodens.
(dh)
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Team Prof. Culig
Archiv: Weltkongress für urologische Forschung in Innsbruck [20.9.2011]