Outcome nach Schlaganfall: auch eine Sache des Alters
Bei der Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfall-Gesellschaft (ÖGSF) Ende Jänner in Innsbruck stand neben der Relevanz des Zeitfaktors in der Akut-Behandlung des Schlaganfalls auch das Thema „Juveniler Schlaganfall“ im Mittelpunkt. Für seine Forschungsarbeit zum Outcome jüngerer SchlaganfallpatientInnen wurde Dr. Michael Knoflach von der Univ.-Klinik für Neurologie im Rahmen des Kongresses mit dem von Bayer Austria GesmbH gesponserten Wissenschaftspreis ausgezeichnet.
Jährlich ereignen sich in Österreich rund 25.000 Schlaganfälle. Von dieser „Alterserkrankung“ sind aber auch immer mehr jüngere Menschen betroffen. „Immerhin 10 Prozent aller Schlaganfälle passieren vor dem 50. Lebensjahr“, weiß Dr. Michael Knoflach, der an der Innsbrucker Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) mit der Akutversorgung von SchlaganfallpatientInnen betraut ist. In einer aktuellen Studie hat Dr. Knoflach nun die Charakteristika des juvenilen Schlaganfalls genauer unter die Lupe genommen. Man interessierte sich im Besonderen dafür, ob sich Parameter des ischämischen Schlaganfalls, wie Risikoprofil, Ursachen, Lokalisation, Schweregrad und dergleichen mit zunehmendem Alter ändern. „In der klinischen Routine erhält man den Eindruck, dass jungere Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall bessere Rehabilitationsergebnisse haben als ältere PatientInnen“, erklärt Dr. Knoflach, dem es in der Studie um die Beantwortung von Fragen ging, wie: Liegt das an der Plastizität des Gehirns? Haben jüngere Betroffene einfach weniger Begleiterkrankungen, sind sie besser behandelbar oder erleiden sie einfach leichtere Schlaganfälle?
Junge SchlaganfallpatientInnen erholen sich besser
Für ihre Analysen bedienten sich die Innsbrucker ForscherInnen der seit 2003 über das Bundesinstitut für Gesundheitswesen der Gesundheit Österreich GmbH (ÖBIG) zur Sicherung der Egebnisqualität dokumentierten Fälle, die auf österreichischen Schlaganfalleinheiten betreut werden. Dieses Register wurde gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Schlaganfallforschung (ÖGSF) ins Leben gerufen und dokumentiert zwischenzeitlich über 70.000 Fälle.
Von 43.163 eingetragenen ischämischen SchlaganfallpatientInnen waren 6.084 (14.1%) unter 55 Jahre alt. In der Studie wurde dazu das funktionelle Outcome der PatientInnen drei Monate nach dem Schlaganfall im Hinblick auf deren Alterszugehörigkeit untersucht. „Wir konnten anhand dieses Datensatzes zeigen, dass mit zunehmendem Alter, unabhängig von allen anderen Faktoren, das funktionelle Ergebnis nach einem ischämischen Schlaganfall schlechter ist“, erklärt Dr. Knoflach. Das Alter fungiert demnach als signifikanter Prognosefaktor für das Ergebnis nach einem Schlaganfall - unabhängig von Schweregrad, Behandlungsleistung, Geschlecht oder zusätzlichen Komplikationen. Absolut gesehen, stellt sich ein positives Outcome für die Gruppe der 18- bis 35-jährigen am besten dar und verschlechtert sich in Zehn-Jahres-Schritten um etwa drei bis vier Prozent. „Ab dem Alter von 75 Jahren scheint es so etwas wie einen Knick zu geben, denn ab diesem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, eine bleibende Behinderung nach einem Schlaganfall zu haben, deutlich zu“, resummiert Knoflach.
Die kürzlich im renommierten Magazin Neurology veröffentlichte Studie wurde auf dem Jahreskongress der ÖGSF mit dem Wissenschaftspreis prämiert.
Hintergrund
Die „Stroke Unit“ an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: Univ.-Prof. Werner Poewe) ist eine spezialisierte Einrichtung, an der PatientInnen mit Verdacht auf Schlaganfall akut versorgt und rehabilitiert werden. Unter der Leitung von Prof. Johann Willeit steht ein Team von ÄrztInnen, Pflegekräften und TherapeutInnen zur Verfügung, das sich pro Jahr um rund 650 AkutpatientInnen kümmert. Der Erforschung neuer Behandlungsmethoden in der Akutphase des Schlaganfalls und der Ermittlung von Risikofaktoren und prognostischen Markern kommt ein zentraler Stellenwert zu.
(dh)
Links:
- Functional recovery after ischemic stroke--A matter of age: Data from the Austrian Stroke Unit Registry. Knoflach M, Matosevic B, Rücker M, Furtner M, Mair A, Wille G, Zangerle A, Werner P, Ferrari J, Schmidauer C, Seyfang L, Kiechl S, Willeit J; Neurology. 2012 Jan 24;78(4):279-285.Epub 2012 Jan 11.
- 15. Jahrestagung ÖGSF
- Univ.-Klinik für Neurologie
- Universitätsklinik für Neurologie - Arbeitsgruppe Schlaganfall und Arteriosklerose