Todesursache Suizid: Auf Warnsignale achten
In Österreich töten sich jährlich 1.300 Menschen selbst. Suizide sind bei Männern unter 40 Jahren die zweithäufigste Todesursache. Die Anzahl der Suizide könnte aber geringer sein. Davon ist der Primar der Psychiatrie B des Landeskrankenhauses Hall, Prof. Christian Haring, überzeugt. Am gestrigen Dienstag hielt der renommierte Psychiater im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Medizin für Land und Leute“ einen Vortrag zum Thema Suizid in Prutz.
Weltweit passiert alle zwei Minuten ein Suizid. Zwei Drittel aller Suizide werden von Männern begangen. „Besonders gefährdet sind ältere Menschen, insbesondere Witwer und Personen mit einer psychischen Grunderkrankung“, erklärte Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Haring, Ärztlicher Leiter der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie B im Landeskrankenhaus Hall. Zur Berufsgruppe mit den meisten Suiziden gehören die Angehörigen von land- und forstwirtschaftlichen Berufen. Ein Grund dafür ist vor allem die Mehrfachbelastung durch Nebenerwerbstätigkeiten.
Suizid ist kein Mord
Durch einen Ausbau der Suizidprävention in Österreich könnte die Zahl der Selbsttötungen allerdings wesentlich geringer sein. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine Enttabuisierung des Themas. „Es ist wesentlich, dass über Suizide geredet wird. Auch sollte in diesem Zusammenhang nicht von Selbstmord, sondern von Suizid gesprochen werden. Ein Suizid hat nichts mit Mord zu tun, sondern es geht um Menschen, die freiwillig aus dem Leben treten.“
Fragen, überzeugen, vermitteln
Den rund 40 ZuhörerInnen in Prutz gab Prof. Haring Tipps, was sie in ihrem Umfeld tun können. „Fragen, überzeugen, vermitteln“: Nach dieser Formel sollte vorgegangen werden, wenn der Verdacht einer Suizidgefährdung besteht. „Wir sollten uns erkundigen, wie es der betroffenen Person geht und nach Möglichkeit auch andere Menschen einbeziehen, also ein Team bilden.“ Häufig geben Menschen vor einer Selbsttötung direkte oder indirekte verbale Hinweise. „Dass angekündigte Suizide nicht passieren, ist ein fataler Irrglaube“, sagt Prof. Haring. Darüber hinaus forderte der Primar einen Ausbau der Suizidpräventionsmaßnahmen. Durch entsprechende bauliche Maßnahmen sollen Orte, wie zum Beispiel Brücken, an denen häufig Suizide passieren, gesichert werden. Auch ein Ausbau des Angebotes von psychosozialen Diensten sei notwendig.
Veranstaltungsreihe Medizin für Land und Leute
Seit 2010 organisieren das Forum Land und die Medizinische Universität Innsbruck gemeinsam die Veranstaltungsreihe „Medizin für Land und Leute“. „Wir wollen den gläsernen Turm der Medizinischen Universität aufbrechen und uns den Fragen der ländlichen Bevölkerung stellen,“ erklärt Vizerektor Prof. Dr. Norbert Mutz, der auch mit nach Prutz gekommen war. Vizebürgermeister und Forum Land Bezirksobmann Heinz Kofler freute sich über den Besuch der Mediziner: „Wir haben viele Fragen zu diesem wichtigen Thema.“
(hof)
Links:
Veranstaltungsreihe auf Facebook: www.facebook.com/medizinfuerlandundleute
Alle Termine in der Übersicht
Abteilung Lifelong Learning
Weitere Termine „Medizin für Land und Leute“:
24.01.2012, Wenns, Freizeitzentrum: Allergien und Unverträglichkeiten
07.02.2012, Pfaffenhofen, Schwarzer Adler: Alkohol – Genussmittel oder Problem
28.02.2012, Sillian, Kegelstube Jessacher: Burnout