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Reproduktion: Mit Hilfe der Biotechnik besser verstehen

Im Tiroler Pitztal trafen sich Anfang April Kliniker und Bioingenieure, um gemeinsam biomechanische Probleme der menschlichen Fortpflanzung zu erörtern. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit soll dabei helfen, die physiologischen und klinischen Fragen der Reproduktion besser zu verstehen. Organisiert wurde die Tagung unter anderen von Prof. Ludwig Wildt von der Innsbrucker Frauenklinik.

„Reproductive Bioengineering“ ist eine integrative wissenschaftliche Disziplin, in der Klinik, Bioingenieurwesen und medizinische Grundlagenwissenschaft an biomechanischen Problemen der menschlichen Fortpflanzung und deren Anwendung für ein besseres Verständnis der physiologischen, pathophysiologischen und klinischen Aspekte der Reproduktion forschen. In Wenns im Pitztal trafen sich Anfang April 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Polen, Portugal, Großbritannien, der Schweiz, Israel, den USA, Kanada und Australien, um aktuelle Fragen des „Reproductive Bioengineering“ zu diskutieren und neue Forschungsergebnisse vorzustellen. Die Gäste kamen aus so unterschiedlichen Disziplinen wie der Urologie, der Gynäkologie, der Physik und dem Bioingenieurwesen. Organisiert wurde die Konferenz von Prof. David Elad aus Tel Aviv, Israel, und Prof. Ludwig Wildt von der Klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Gastgeber waren die Österreichische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie (OEGRM), die Österreichische Gesellschaft für Biomedical Engineering (OEGBMT), die International Federation for Medical and Biological Engineering (IFMBE) und die European Alliance for Medical and Biological Engineering & Science (EAMBES).

Breites Themenspektrum

„Die Tagung zeigte eine Fülle von wissenschaftlichen Resultaten, die unter Anwendung der Methoden der Biotechnik erarbeitet wurden und die bereits Eingang in die klinische Medizin gefunden haben oder in den nächsten Jahren finden werden“, sagt Prof. Wildt. „In den Vorträgen wurden die uterine Peristaltik im nicht schwangeren Uterus und deren Bedeutung für den Spermientransport und die Einnistung des Embryos sowie Aspekte der Kontraktilität der Gebärmuttermuskulatur im Zusammenhang mit dem Kalziumtransport diskutiert.“ Weitere Themen waren die Kontraktilität des schwangeren Uterus und die diesen Kontraktionen zugrunde liegenden biophysikalischen und elektrophysiologischen Mechanismen. Dabei wurden neueste Methoden, wie die Elektromyographie und die Magnetomyographie, und deren Anwendung für die Überwachung der Schwangerschaft diskutiert. Die Regulation der Plazentadurchblutung und des Plazentatransports sowie die Biomechanik des Beckenbodens im Zusammenhang mit Inkontinenz standen ebenfalls auf der Tagesordnung. In mehreren Sitzungen wurden darüber hinaus Daten zur Biomechanik der Spermien, der fetalen Membran und der uterinen Zervix im Zusammenhang mit dem Geburtsmechanismus erörtert.

„Als besonders fruchtbar erwiesen sich die Diskussionen zwischen Klinikern und Bioingenieuren“, erzählt Prof. Wildt, „die Atmosphäre im Tagungshotel in Pitztal bot dafür einen ansprechenden Rahmen.“ Die Tagung soll in Zukunft als „Pitztal-Konferenz“ in regelmäßigen Abständen stattfinden, so der Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Themen wie die Mechanik der Ovulation und der Embryonalentwicklung sowie des fetalen Monitoring mit den neu zur Verfügung stehenden Methoden sollen dabei ins Programm aufgenommen werden.