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Elektromagnetische Wellen stimulieren das Gehirn

Mit gepulsten Magnetfeldern stimulieren Forscher der von Prof. Hartmann Hinterhuber geleiteten Klinischen Abteilung für Allgemeine Psychiatrie bestimmte Regionen des Großhirns von Patienten. Bei depressiven Störungen werden damit bereits Erfolge erzielt. Die Innsbrucker Mediziner erproben diese Methode nun aber auch bei Patienten mit anderen Erkrankungen, wie Bulimie und Tinnitus.

Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) nennt sich ein Verfahren, mit dem durch kurze magnetischen Impulse von außen Hirnfunktionen wie Motorik, Gedächtnis und Stimmung und andere kognitive Fähigkeiten beeinflusst werden können. Dabei wird eine von Strom durchflossene Spule an die zu stimulierenden Hirnareale angelegt. Das von der Spule produzierte Magnetfeld löst im Gehirn elektrische Ströme aus, die wiederum die Neuronen im Kortex beeinflussen. Erste sehr einfache Versuche damit wurden schon vor über 100 Jahren durchgeführt. Wissenschaftliche Studien gibt es aber erst seit zwei Jahrzehnten, diese konzentrierten sich vor allem auf die Anwendung bei depressiven Störungen. Über 20 verschiedene Studien zeigen eine signifikante Wirksamkeit in der Behandlung von therapieresistenten Depressionen. Auch die Arbeitsgruppe um Prof. Armand Hausmann (Dr. Michaela Walpoth, Dr. Martin Fuchs, Dr. Christine Hörtnagl und die Doktorandin Ellen Kaisermayer) von der Univ.-Klinik für Psychiatrie hat sich daran beteiligt. Eine Studie, bei der dieses Verfahren zusätzlich zur Therapie mit Antidepressiva eingesetzt wurde, brachte freilich kein eindeutiges Ergebnis. Als Alternative zur nicht unumstrittenen Elektrokrampftherapie (EKT) bietet die nicht invasive und schmerzfreie Magnetstimulation aber viele Vorteile.

Studie bei Bulimie

Nun haben die Wissenschaftler des rTMS-Labors diese Methode auch bei Patientinnen mit Bulimie angewendet. „Affektive Störungen wie wir sie von der Depression kennen, treten auch bei der Bulimie auf“, erklärt die Studienleiterin Dr. Michaela Walpoth, „ deshalb war es für uns naheliegend die Magnetstimulation auch bei Bulimie-Patientinnen anzuwenden.“ Diese weltweit erste Pilotstudie mit 15 Patientinnen konnte einen Rückgang der Symptome belegen, der Unterschied zur Kontrollgruppe war aber nicht signifikant. „Um die Wirkung der Magnetstimulation eindeutig nachzuweisen, müssen deshalb noch größere Studien durchgeführt werden“, sagt der Leiter der Arbeitsgruppe, Prof. Armand Hausmann.

Tinnitusbehandlung in Kombination mit bildgebenden Verfahren

In Zusammenarbeit mit Prof. Patrick Zorowka, OÄ Dr. Annette Schmidt und OA Dr. Markku Patjas von der Klinischen Abteilung für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen, Prof. Evelin Donnemiller von der Univ.-Klinik für Nuklearmedizin sowie der Abteilung für mikroinvasive Therapie der Univ.-Klinik für Radiodiagnostik von Prof. Reto Bale und dem MR-Experten Dr. Florian Koppelstätter erproben die Psychiater das Verfahren nun auch an Patienten mit Tinnitus. Dabei nutzen sie bildgebende Verfahren und ein ausgeklügeltes Navigationssystem, um die Region mit einer Überfunktion am primären auditiven Kortex (PAC) zu lokalisieren und zu therapieren. Diese innovative Kombination von Verfahren ermöglicht den objektiven Nachweis von Veränderungen in den betroffenen Hirnarealen. Für diese Studie suchen die Forscher noch freiwillige Probandinnen und Probanden, die seit mindestens einem Jahr an Tinnitus leiden. Ein Studientelefon steht unter folgender Nummer bereit: 0650 4013033.