Moderne Wissenschaft in der Anatomie
Europas renommierteste Anatomische Gesellschaft tagte auf Einladung der anatomischen Sektionen des Departments für Anatomie, Histologie und Embryologie am vergangenen Wochenende in Tirols Landeshauptstadt. Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten unter anderem zu den Schwerpunktthemen Klinisch-Funktionelle Anatomie und Neuroanatomie.
Das traditionelle jährliche Treffen der im deutschen Halle ansässigen Anatomischen Gesellschaft fand in diesem Jahr bereits zum 103. Mal statt. Die Innsbrucker Anatomie freut sich außerordentlich, heuer diese Tagung veranstalten zu dürfen, zumal Innsbruck als Universitäts- und Kongressstadt äußerst attraktiv ist, sagte die Organisatorin und Anatomie-Direktorin, Prof.in Helga Fritsch bei der feierlichen Eröffnung der Konferenz am Freitag im Kaiser-Leopold-Saal in Innsbruck. In Vertretung des Landeshauptmanns hieß die erste Vizepräsidentin des Tiroler Landtages, Dr.in Eva-Maria Posch, die internationalen Gäste in Tirol willkommen und brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass diese wichtige Tagung in Innsbruck stattfindet. Landessanitätsdirektor Dr. Christoph Neuner betonte, dass das Anatomische Institut eine unverzichtbare Säule des medizinischen Wissens darstelle und ein Eckpfeiler der Medizinischen Universität sei. Die Leistungen der Innsbrucker Anatomie würdigte auch Rektor Prof. Clemens Sorg. Er wünschte der Konferenz ein gutes Gelingen. In ihrem Festvortrag sprach die Präsidentin der Anatomischen Gesellschaft, Prof.in Eveline Baumgart-Vogt, über die Wurzeln der Anatomie und die Perspektiven für die Zukunft der Disziplin. Dabei rief sie zu einer Wiederbelebung des Exzellenzanspruchs der morphologischen Wurzeln der Anatomie auf. Hier liege ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal des Faches. Die Anatomische Gesellschaft wurde 1886 zur Förderung der anatomischen Wissenschaft als übernationaler Verein gegründet. Die Kooperationen und Kontakte zu zahlreichen Nachbarländern wie Belgien, Niederlande, Italien, Schweiz oder Österreich wurden von Beginn an gepflegt und nach der osteuropäischen Öffnung konnten auch viele neue Mitglieder unter anderem aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien gewonnen werden.
Vielfalt der anatomischen Wissenschaft
Dem breiten Fachspektrum des Kongresses, der aus Platzgründen zum Großteil in den Räumlichkeiten der Innsbrucker SoWi stattfand, wurde auch das diesjährige Konferenzprogramm gerecht, das den wissenschaftlichen Fokus wie üblich auf zwei, vom lokalen Gastgeber festgelegte Hauptthemen richtet. Die diesjährigen Schwerpunkte bildeten die Klinische und funktionelle Anatomie der Becken- und Reproduktionsorgane, sowie die Anatomie und Plastizität des peripheren Nervensystems unter der Leitung von Prof.in Fritsch und Prof. Lars Klimaschewski von der Medizinischen Universität Innsbruck. Neben den Mitgliedern aus deren Arbeitsgruppen referierten zu diesen Themen fünf weitere hochrangige internationale auch Australien war vertreten und lokale Expertinnen und Experten. Das wissenschaftliche Programm bot den fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern neben den Attraktivitäten Innsbrucks zudem die Möglichkeit, das kürzlich weitgehend renovierte Anatomiegebäude mit dem neu adaptierten Seziersaal, dem cadaver lab, sowie das Museum zu besichtigen.
Bogen zwischen Tradition und Moderne
Mit der Ausrichtung des Kongresses wollte man einen Bogen zwischen Tradition und Moderne spannen, was sich besonders in der Auswahl der zentralen Themen widerspieglte. Überhaupt galt es, so Gastgeberin Fritsch, das breite Spektrum der Anatomie in Forschung und Ausbildung aufzuzeigen, ohne an den Grundmauern der klassisch anatomischen Werte zu rütteln. Zwischen makroskopischer Anatomie und den modernen Methoden der Zell- und Molekularbiologie dürfe es keinen Widerspruch geben.