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"Gute Voraussetzungen, aber noch einiges zu tun"

Ein gemeinsames Gehaltsystem für alle in Forschung und Krankenversorgung tätigen Ärztinnen und Ärzte, eine gemeinsame Leitungsstruktur für das Universitätsklinikum sowie ein durchlässiges und flexibles Karrieresystem, das sowohl Krankenversorgung als auch Forschung unterstützt, sind die Erfolgsfaktoren für eine Optimierung der universitären Medizin. Das war das Resümee führender Experten beim 1. Igls Meeting über Zukunftsmodelle in der Universitätsmedizin.

Auf Einladung des Rektors der Medizinischen Universität, Prof. Clemens Sorg, trafen sich führende Expertinnen und Experten aus mehreren europäischen Staaten Ende vergangener Woche in Igls, um die verschiedenen Modelle zur Verbesserung der Situation und der Optimierung der Forschungsleistungen der universitären Medizin zu diskutieren. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, in der Innsbrucker Fachleute einen möglichen Weg für den Medizinstandort skizzierten. „Wir haben hier zwei alte Strukturen, Universität und Tilak, die sich beide in einem Veränderungsprozess befinden und nun auch noch zusammenwachsen sollen. Das ist nicht ganz einfach und braucht eben auch seine Zeit. Was wir wollen, ist Exzellenz in Forschung, Lehre und Krankenversorgung, und das funktioniert nur über eine größtmögliche Integration von Klinik und Universität“, mit diesen Worten beschrieb Prof. Wolfgang Buchberger, ärztlicher Direktor der Universitätsklinik Innsbruck, die derzeitige Situation. Sehr schnell waren sich die Vertreter der Universität, Prof. Gustav Fraedrich, Prof. Werner Poewe und Rektor Clemens Sorg mit ihm darüber einig, dass das unterschiedliche Besoldungs- und Dienstrechtssystem von Ärztinnen und Ärzten der Tilak und der Universität ein zentrales Problem für die Zusammenführung des Landeskrankenhauses mit der Universität und damit für die Optimierung der klinischen Forschung darstellt, die wiederum die Basis für eine exzellente Lehre und Krankenversorgung bildet.

Systemangleichung ist wichtige Voraussetzung

„Es zeigt sich“, so Gustav Fraedrich, „dass hier die Medizinische Universität Wien in Verbund mit dem AKH einen Vorteil hat, weil das gesamte ärztliche Personal im Dienststand der Universität ist. Das wiederum bietet die Möglichkeit, dass man sehr flexibel ist, zwischen Forschung und Krankenversorgung zu wechseln, ohne dabei Gehaltsverluste hinnehmen zu müssen.“ Gerade dieser Umstand wurde von allen Experten stark betont. In einer wettbewerbsfähigen universitären Medizin muss es ein lukratives Karrieresystem geben, das den Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit bietet, ohne Beschränkungen zu forschen und dann wieder in die Krankenversorgung zurückzukehren. Dies bilde auch die Voraussetzung dafür, sehr schnell Forschungsergebnisse in den klinischen Alltag zu integrieren und umgekehrt, klinischen Fragestellungen wissenschaftlich entsprechend fundiert nachzugehen. Ein Modell dafür könnten Rotationsstellen sein, wie sie das Integrierte Forschungs- und Therapiezentrum (IFTZ) in Innsbruck nun plant, und die es Ärztinnen und Ärzten erlaubt, sich eine gewisse Zeit vornehmlich der Forschung zu widmen, betonte der Vorsitzende des IFTZ-Vorstands, Prof. Poewe.

Politik gefragt

Die Diskussion zeigte aber auch, dass all die Veränderungsprozesse in der Medizinischen Universität und beim Krankenhausträger letztlich an Barrieren stoßen, die nur von der Politik beseitigt werden können. Die Universität und der Krankenhausträger sind nämlich in so viele Gesetze, wie Arbeitsrecht, Krankenanstaltenrecht und Gesundheitsrecht, eingebunden, dass es nur auf parlamentarischen Weg sowohl beim Bund als auch im Land möglich sein wird, die zwei Gruppen von Ärzten völlig gleichzustellen. „Es geht dabei auch gar nicht darum, dass alle Kollegen im gleichen Ausmaß in der Forschung tätig sind und das auch nicht dauernd. Es wäre eigentlich viel geschickter, den Forschungsanteil auf ein gesamtes Department oder eine Klinik zu rechnen. Das böte die Möglichkeit, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen auch nach ihren Befähigungen arbeiten können“, erklärte Prof. Fraedrich.

Optimistischer Blick nach vorne

„Ich beteilige mich an den Diskussionen über die Verbesserung der universitären Medizin nun schon über 15 Jahren. Es bewegt sich etwas, aber es geht sehr langsam. Hier in Österreich hat man jedoch vor vier Jahren einen sehr radikalen Schritt gesetzt, die Universitäten in die Autonomie entlassen und die Medizin zu selbstständigen Universitäten gemacht. Das hat international Beachtung gefunden, und daher schauen nun viele gespannt hierher. Noch ist nicht alles in Ordnung, aber wir sind letztlich auf dem richtigen Weg. Auch wenn es derzeit noch schwierig erscheint die notwendigen politischen Entscheidungen zu bekommen, bin ich dennoch optimistisch für die Zukunft. Wir sind hier in Österreich und in Innsbruck vergleichsweise gut aufgestellt und auch vergleichsweise schnell auf dem Weg. Wir wissen im Großen und Ganzen was wir tun müssen, damit frisch ans Werk.“ Damit zog Rektor Clemens Sorg ein positives Resümee der ersten vier selbstständigen Jahre der Medizinischen Universität Innsbruck.